Black Dagger 15 - Vampirseele
übertriebene Sittsamkeit.
» Was soll ich bloß mit der Bandage anstellen?«, murmelte Xhex, und blickte auf den weißen Verband hinunter, der quer über ihr Becken verlief.
John blickte zu seinem Notizblock hinüber und überlegte, ob er ihn wohl zu fassen bekommen würde, ohne Xhex loszulassen. Da meinte sie: » Nein, ich brauche Doc Jane nicht. Ich nehme den Verband einfach ab.«
Sie löste die Bandage an einer Ecke und geriet ins Taumeln. Wahrscheinlich hätte sie den Verband besser im Liegen entfernen sollen – und unter ärztlicher Aufsicht.
» Oh …«, schnaufte sie, als eine Reihe schwarzer Stiche zum Vorschein kam. » Verdammt … Vs Frau kann aber gut mit Nadel und Faden umgehen!«
John nahm die blutbefleckte Mullkompresse, pfefferte sie in den Mülleimer in der Ecke und wartete dann ab. Er ahnte offensichtlich, dass sie darüber nachdachte, wieder ins Bett zurückzukriechen.
Aus irgendeinem Grund machte sie der Gedanke, dass man ihr den Bauch aufgeschnitten hatte, schwindlig.
» Also, bringen wir’s hinter uns«, meinte sie schroff.
Er überließ es ihr, das Tempo vorzugeben. Wie sich herausstellte, war das kaum schneller, als wenn er rückwärtslaufen würde.
» Würdest du bitte im Bad das Licht ausschalten?«, sagte sie, während sie mit winzigen Schritten auf das Bad zuschlurfte. » Ich möchte mir nicht im Spiegel über dem Waschbecken ansehen müssen, wie ich momentan aussehe.«
Sobald er den Schalter erreichen konnte, knipste er das Licht aus.
» Danke.«
Das Gefühl der feuchten Luft und das Geräusch des plätschernden Wassers wirkten beruhigend auf Geist und Körper. Das Problem war jedoch, dass die Spannung ihr geholfen hatte, sich aufrecht zu halten. Als diese nun nachließ, sackte sie in sich zusammen.
» John …« War das wirklich ihre Stimme? So dünn und schwach? » John, kommst du mit unter die Dusche? Bitte.«
Schweigen im Walde. Aber dann erkannte sie im Licht, das vom Bett herüberschien, dass er nickte.
» Während du dich draußen ausziehst, kannst du die Tür schließen, und ich werde inzwischen die Toilette benutzen.«
Dann griff sie nach der Haltestange, die an der Wand befestigt war, und hangelte sich hinüber. Nach einer kurzen Pause trat John zurück und das Licht wurde schwächer.
Nachdem sie ihr Geschäft erledigt hatte, zog sie sich hoch und stieß die Tür auf.
Und blickte direkt auf Johns Notizblock, den dieser ihr vors Gesicht hielt: Ich hätte meine Boxershorts anbehalten, aber unter meinen Lederhosen trage ich keine.
» Schon okay. Ich bin nicht schüchtern.«
Was sich als nicht ganz richtig herausstellte, als beide zusammen in die enge Duschkabine traten. Man würde glauben, dass ein bisschen Hautkontakt mit einem Mann, dem sie vertraute, in einem abgedunkelten Raum kein Problem darstellte. Das tat es aber.
Insbesondere als er beim Schließen der Glastür ihren Rücken streifte.
Konzentriere dich aufs Wasser, befahl sie sich, und fragte sich, ob sie den verdammten Verstand verloren hatte.
Als sie den Kopf hob, bekam sie Schlagseite, und er fasste schnell unter ihren Arm, um sie aufrecht zu halten.
» Danke«, sagte sie mit rauer Stimme.
Obwohl ihr die Situation peinlich war, fühlte sich das heiße Wasser, das ihr über den Kopf rann, herrlich an. Und das Bedürfnis, sich ordentlich zu waschen, war plötzlich größer als jede Sorge wegen Johns Nacktheit.
» Verdammt, ich habe die Seife vergessen.«
John beugte sich vor und zur Seite, so dass seine Hüften gegen ihre stießen. Xhex verkrampfte sich und machte sich schon auf eine sexuelle Handlung gefasst … aber John war gar nicht erregt.
Was sie enorm erleichterte. Nach dem, was Lash ihr angetan hatte …
Als John ihr die Seife in die Hand drückte, verdrängte sie alle Gedanken an das, was in Lashs Schlafzimmer geschehen war, und hielt die Seife unter den Wasserstrahl. Waschen. Abtrocknen. Zurück ins Bett. Das war alles, woran sie jetzt denken musste.
Der starke Duft der Kernseife stieg ihr in die Nase, und sie musste schnell blinzeln.
Es war genau die Seife, die sie selbst auch ausgewählt hätte.
Erstaunlich, dachte sich John, als er hinter Xhex stand.
Offensichtlich hatte es gewirkt, als er auf seinen Schwanz und seine Eier hinuntergesehen und ihnen gedroht hatte, sie abzuschneiden und im Hinterhof zu vergraben, wenn sie sich nicht gut benahmen.
Das musste er sich unbedingt merken.
Die Duschkabine war zwar mehr als groß genug für einen Kerl, aber zu zweit wurde es darin
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