Black Dagger 15 - Vampirseele
durfte – was jedoch nicht unabhängig nachgeprüft worden war, da niemand die Räumlichkeiten der hohen Familie betreten durfte.
Als Wrath sich auf den Weg hinunter in die Eingangshalle machte, humpelte er. Ursache dafür war etwas, das er auf der Anderen Seite bei der Jungfrau der Schrift getan hatte. Niemand wusste, wen er dort traf oder warum er regelmäßig mit einem blauen Auge oder einer aufgeplatzten Lippe zurückkam. Aber alle, einschließlich John, waren froh, dass es diese Ausflüge gab, denn Wrath war dadurch ausgeglichener geworden und blieb seither den Kämpfen auf der Straße fern.
Als der König die Treppe herunterkam und ein paar der anderen Brüder durch die Tür eintraten, ergriff John die Flucht. Wenn die Schatten schon die frische Tinte gerochen hatten, würden diese Leute, die sich zum letzten Mahl des Tages trafen, es in einem Sekundenbruchteil ebenfalls bemerken, wenn sie ihm nahe genug kamen.
Zum Glück gab es in der Bibliothek eine Bar, und John ging dorthin, und genehmigte sich ein Glas Jack Daniel’s. Das erste von vielen, die noch folgen würden.
Während er begann, seinen Alkoholpegel in die Höhe zu treiben, lehnte er sich gegen die marmorne Auflage der Bar und wünschte sich verzweifelt, er besäße eine Zeitmaschine – obwohl ihm die Entscheidung nicht leichtfallen würde, ob er damit in die Zukunft oder in die Vergangenheit reisen sollte.
» Möchtest du was zu essen?«, fragte Qhuinn von der Tür her.
John blickte nicht in seine Richtung, sondern schüttelte nur den Kopf und schenkte sich noch eine Portion des flüssigen Sorgentrösters ein.
» Okay, ich bringe dir ein Sandwich.«
Mit einem Fluch auf den Lippen drehte sich John um und gestikulierte: Ich habe Nein gesagt.
» Mit Roastbeef? Gut. Und ich besorge dir auch ein Stückchen Karottenkuchen. Ich bringe dir ein Tablett auf dein Zimmer.« Qhuinn drehte sich um. » Wenn du noch fünf Minuten hier drinnen wartest, sitzen alle am Tisch, und du kannst ungesehen die Treppe rauf.«
Schließlich ging Quinn hinaus, knapp bevor John ihm sein Glas an den Kopf geworfen hätte, damit er endlich allein gelassen wurde.
Allerdings wäre das bloße Verschwendung von gutem Stoff gewesen – Qhuinn war so dickköpfig, dass man ihm mit der Brechstange eins überziehen könnte, ohne dass ihn das irgendwie beeindruckt hätte.
Glücklicherweise begann der Alkohol langsam zu wirken, und Johns Körper versank schrittweise in einem Nebel der Empfindungslosigkeit. Leider wirkte das Zeug nicht auch auf seinen Geist, nur seine Muskeln fanden Entspannung.
Nachdem er wie vorgeschlagen weitere fünf Minuten gewartet hatte, schnappte sich John das Glas und die Flasche und nahm zwei Stufen auf einmal. Während er hinaufging, folgten ihm die gedämpften Stimmen aus dem Speisezimmer. Sonst geschah nichts. In der letzten Zeit hatte es bei Tisch nicht viel zu lachen gegeben.
Als er zu seinem Zimmer kam, öffnete er die Tür und betrat einen Dschungel. Auf jeder verfügbaren Oberfläche lagen Klamotten herum – der Kommode, dem Ohrensessel, dem Bett, dem Plasmabildschirm. Als ob sich sein Kleiderschrank ins gesamte Zimmer übergeben hätte. Leere Jack-Daniel’s-Flaschen müllten die beiden Nachttische neben dem Kopfteil des Bettes zu und breiteten sich von dort wie tote Soldaten auf dem Boden, zwischen den zerknitterten Laken und der Bettdecke aus.
Fritz und seine Reinigungsmannschaft hatte er schon seit zwei Wochen nicht mehr hereingelassen, und so wie die Dinge standen, würden sie einen Bagger benötigen, wenn er ihnen schließlich doch wieder die Tür öffnete.
Er zog sich aus und ließ seine Lederhose und sein Hemd an Ort und Stelle zu Boden fallen. Mit seiner Jacke ging er etwas vorsichtiger um, zumindest bis er seine Waffen herausgenommen hatte. Dann lud er sie auf der Ecke seines Bettes ab. Im Bad überprüfte er seine zwei Klingen und reinigte dann schnell die Pistolen mit dem Set, das er neben dem zweiten Waschbecken hatte liegen lassen.
Ja, er hatte seine hygienischen Standards tief sinken lassen, sogar unter studentische Verhältnisse, aber mit seinen Waffen war das was anderes. Sie mussten unbedingt in Schuss gehalten werden.
Er duschte kurz, und als er sich Brust und Bauch einseifte, dachte er zurück an die Zeit, als selbst ein warmer Wasserstrahl auf seinem Schwanz ausgereicht hatte, um ihn hart werden zu lassen. Aber das war einmal. Er hatte keine Erektion mehr gehabt … seit seinem letzten Mal mit Xhex.
Er war einfach
Weitere Kostenlose Bücher