Black Dagger 15 - Vampirseele
flache, offene Wunde, die in der Mitte grau war und einen schwarzen Rand hatte.
Sein erster Gedanke war, dass er zu Havers gehen sollte … aber das war lächerlich und ein Überbleibsel aus seinem alten Leben. Was würde wohl geschehen, wenn er in der Klinik auftauchen und fragen würde, ob sie ihn nicht dazwischenschieben könnten …
Außerdem hatte er keine Ahnung, wohin sie die verdammte Klinik verlegt hatten. Das war das Problem bei einem erfolgreichen Überfall: Das Ziel nahm die Bedrohung ernst und ging in den Untergrund.
Als er unter den warmen Wasserstrahl trat, schrubbte er die Stelle vorsichtig mit Seife. Das sollte eigentlich gegen eine Entzündung helfen. Und dann dachte er über andere Dinge nach.
Eine aufregende Nacht lag vor ihm: zuerst die Initiation um acht Uhr, dann das Treffen mit Benloise um zehn Uhr.
Und anschließend eine heiße Nummer mit Xhex.
Als er aus der Dusche kam, trocknete er sich ab und untersuchte die Wunde. Das verdammte Ding hatte die Behandlung mit Seife anscheinend schlecht vertragen, denn nun nässte eine schwarze Flüssigkeit die Oberfläche.
Na toll! Das Zeug war sicher nicht leicht aus seinen weißen Seidenhemden herauszubekommen.
Er klebte ein Wundpflaster von der Größe einer Karteikarte auf die Wunde und überlegte, ob er und seine Freundin es heute Nacht etwas sanfter angehen lassen sollten.
Zur Abwechslung würde er sie diesmal fesseln.
In Windeseile schlüpfte er in einen Anzug von Zegna und machte sich dann auf den Weg. Als er an der Tür des Hauptschlafzimmers vorbeikam, blieb er kurz stehen und ballte die Hand zur Faust. Er klopfte damit an das Holz der Tür – laut genug, um Tote aufzuwecken – und lächelte.
» Ich bin bald zurück und bringe Ketten mit.«
Er wartete auf Antwort. Als keine kam, griff er an den Knauf und horchte an der Tür. Ihr gleichmäßiger Atem war so leise wie ein Lufthauch, aber er war zu hören. Sie lebte. Und würde immer noch am Leben sein, wenn er zurückkam.
Mit erheblicher Selbstkontrolle ließ er den Türknauf los. Wenn er die Türe jetzt öffnete, würde er noch ein paar Stunden verlieren, und sein Vater wartete nicht gerne.
Unten in der Küche versuchte er, ein paar Bissen zu essen, brachte aber nichts hinunter. Die Kaffeemaschine hatte sich dank Timer bereits vor zwei Stunden eingeschaltet, und der Inhalt der Kanne sah entsprechend aus: wie Motoröl. Und im Kühlschrank fand er auch nichts, was seinem Geschmack entsprach, obwohl er sehr hungrig war.
Schließlich dematerialisierte sich Lash von der Küche aus mit leeren Händen und leerem Magen. Keine gute Kombination, um seine Stimmung zu heben, aber er wollte die Show nicht verpassen – wenn auch nur deshalb, weil er sehen wollte, was man bei seiner Initiation mit ihm gemacht hatte.
Das Farmhaus befand sich nordöstlich von seinem Domizil. Als er sich auf dem Rasen vor dem Haus materialisierte, wusste er, dass sein Vater schon hier war. Ein seltsames Zittern durchlief stets seinen Körper, wenn Omega in der Nähe war, wie ein Echo in einem geschlossenen Raum … Allerdings war er sich nicht sicher, ob er der Schall und sein Vater die Höhle war oder umgekehrt.
Die Vordertür war offen, und als er die Stufen zur Veranda hochstieg und den beschissenen kleinen Flur betrat, dachte er an seine eigene Initiation.
» Als du wirklich mein wurdest.«
Lash drehte sich um. Omega stand im Wohnzimmer, seine weißen Gewänder verdeckten sein Gesicht und seine Hände, und seine schwarze Energie sickerte aus ihm heraus auf den Boden wie ein dunkler Schatten, der von keinem Licht verursacht wurde.
» Bist du aufgeregt, mein Sohn?«
» Ja.« Lash blickte über seine Schulter zum Tisch im Speisezimmer. Der Eimer und die Messer, die auch bei ihm verwendet worden waren, standen bereit. Waren bereit und warteten.
Das knirschende Geräusch von Autoreifen auf Kies lenkten seinen Blick zur Tür. » Sie sind da.«
» Mein Sohn, ich möchte, dass du mir noch mehr bringst. Ich habe Hunger nach Neulingen.«
Lash ging zur Tür. » Kein Problem.«
In dieser Hinsicht waren sie völlig einer Meinung. Mehr Initiationen bedeuteten mehr Geld und mehr Kämpfe.
Omega trat hinter Lash, und er spürte ein leichtes Streicheln, als eine schwarze Hand seine Wirbelsäule hinabstrich. » Du bist ein guter Sohn.«
Für den Bruchteil einer Sekunde schmerzte Lashs dunkles Herz. Es war genau derselbe Satz, den der Vampir, der ihn aufgezogen hatte, von Zeit zu Zeit zu ihm gesagt hatte. »
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