Black Dagger 17 - Vampirschwur
der Schrift. Die ultimative Mutter ihres Volkes.
Dieses Miststück.
Paynes Blick streifte V, und es schnürte ihm die Kehle zu. Ihre Augen waren weiß wie Eis, genau wie die seinen, und auch den dunkelblauen Rand um die Iris sah er jede Nacht im Spiegel. Auch die Intelligenz … der wache Geist in diesen arktischen Tiefen war das Pendant zu dem, was unter seiner Schädeldecke brodelte.
»Ich kann nichts fühlen«, sagte Payne.
»Ich weiß.« Kopfschüttelnd wiederholte er: »Ich weiß.«
Ihr Mund verzog sich, als hätte sie unter anderen Umständen vielleicht gelächelt. »Sprich die Sprache, die dir am liebsten ist«, sagte sie mit leichtem Akzent. »Ich beherrsche … viele.«
Genau wie er. Was hieß, dass er in sechzehn verschiedenen Sprachen unfähig war, eine angemessene Antwort zu formulieren. Mann.
»Hast du von … deiner Shellan gehört?«, fragte sie schleppend.
»Nein. Möchtest du noch eine Schmerztablette?« Sie klang schwächer als vor seiner Raucherpause.
»Nein, danke. Davon wird mir … schummrig.«
Es folgte längeres Schweigen.
Das sich noch mehr in die Länge zog.
Und noch mehr.
Himmel, vielleicht sollte er ihre Hand halten … schließlich fühlte sie oberhalb der Hüfte alles. Ja, aber was konnte er ihr aus der Abteilung tröstende Hand schon anbieten? Die linke zitterte, und die rechte wäre tödlich gewesen.
»Vishous, die Zeit arbeitet …«
Als seine Zwillingsschwester den Satz in der Luft hängen ließ, beendete er ihn für sie im Kopf: … gegen uns.
Wie sehr er sich wünschte, dass sie sich irrte. Aber wie bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt verschenkte man bei einer Verletzung der Wirbelsäule mit jeder Minute, die der Patient nicht behandelt wurde, Chancen auf eine Rettung.
Dieser Mensch war hoffentlich so genial, wie Jane behauptete.
»Vishous?«
»Ja?«
»Wäre es dir lieber gewesen, ich wäre nicht hierhergekommen? «
Vishous runzelte die Stirn. »Was redest du da für einen Unsinn? Natürlich will ich dich bei mir haben.«
Während er nervös mit dem Fuß zu wippen begann, fragte er sich, wie lange er noch bleiben musste, bevor er die nächste Raucherpause würde einlegen können. Er konnte kaum atmen, derart gezwungen, tatenlos herumzusitzen, während seine Schwester litt und ihm von den vielen Fragen fast der Schädel platzte. Tausende Wies und Warums schwirrten in seinem Kopf umher, aber er konnte die Fragen nicht aussprechen. Payne machte den Eindruck, als könnte sie jeden Moment vor Schmerz ins Koma fallen, also war jetzt wohl kaum der richtige Zeitpunkt für einen Kaffeeklatsch.
Scheiße, Vampire mochten ja blitzschnell heilen, aber sie waren alles andere als unsterblich.
Am Ende verlor er seine Zwillingsschwester noch, bevor er sie richtig kennengelernt hatte.
Bei diesem Gedanken warf er einen Blick auf den Monitor, um sich die Vitalzeichen anzusehen. Die Angehörigen seines Volkes hatten von Natur aus einen niedrigeren Blutdruck, aber ihrer bewegte sich bei knapp über null. Ihr Puls ging langsam und unregelmäßig. Deshalb hatte man das Pulsoxymeter auch ausschalten müssen, weil es sonst ständig Alarm geschlagen hätte.
Als sich ihre Augen schlossen, fürchtete er, es könnte das letzte Mal sein, und was hatte er für sie getan? Sie beinahe angeschrien, als sie ihm eine Frage gestellt hatte.
Er beugte sich zu ihr hinab und kam sich vor wie ein Arschloch. »Halte durch, Payne. Ich beschaffe dir, was du brauchst, aber du musst durchhalten.«
Die Lider seiner Schwester hoben sich, und sie blickte ihn starr an, da man ihren Kopf fixiert hatte. »Ich bereite dir nichts als Probleme.«
»Mach dir um mich keine Sorgen.«
»Aber ich habe mein Leben lang nichts anderes getan.«
V runzelte erneut die Stirn. Ganz offensichtlich war diese Geschwistergeschichte nur für ihn etwas Neues, und er musste sich fragen, wie zur Hölle sie von ihm erfahren hatte können.
Und was sie wusste.
Scheiße, ein weiterer Grund, sich zu wünschen, er hätte etwas konventionellere Vorlieben gehegt.
»Du bist dir so sicher bei diesem Heiler, den du suchen lässt«, murmelte sie.
Ähm, tja, eigentlich nicht. Für ihn stand nur eines fest: Wenn dieser Bastard sie sterben ließ, würde es heute Nacht ein Doppelbegräbnis geben – vorausgesetzt, von dem Menschen
war hinterher noch etwas übrig, das man begraben oder verbrennen konnte.
»Vishous?«
»Meine Shellan vertraut ihm.«
Paynes Augen schweiften nach oben und verharrten dort. Betrachtete sie die Decke?
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