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Black Dagger 17 - Vampirschwur

Black Dagger 17 - Vampirschwur

Titel: Black Dagger 17 - Vampirschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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vergönnt war, und ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen.
    »Du bist mit dieser Heilerin verbunden?«, flüsterte sie.
    »Ja.«
    Erneut folgte Schweigen, und sie wünschte, sie hätte ihn in ein Gespräch verwickeln können. Aber es wurde nur zu
deutlich, dass er ihr lediglich aus Höflichkeit antwortete. Und doch glaubte sie ihm, als er behauptete, froh zu sein, sie hier zu haben. Er schien ihr nicht die Sorte Mann zu sein, die log – nicht aufgrund seiner Moralvorstellungen oder weil es ihm die Höflichkeit gebot, sondern eher, weil ihm für eine derartige Anstrengung die Zeit und der Antrieb fehlten.
    Paynes Augen schweiften wieder zu dem Ring aus hellem Feuer, der über ihr hing. Sie wünschte, er würde ihre Hand halten oder sie sonst irgendwie berühren, aber sie hatte sich schon mehr als genug von ihm erbeten.
    Also lag sie auf der Transportliege, und alles an ihrem Körper fühlte sich falsch an, schwer und gewichtslos zugleich. Ihre einzige Hoffnung ruhte auf den Krämpfen, die in ihre Beine fuhren und bis in die Füße zu spüren waren, so dass sie zuckten. Sicher war das ein Zeichen, dass noch nicht alles verloren war, redete sie sich ein.
    Doch noch während sie unter diesem Gedanken Zuflucht suchte wie unter einem Schirm, meldete sich eine leise, ruhige Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagte, dass ihr theoretisches Gebilde dem Regen nicht standhalten würde, der über dem kümmerlichen Rest ihres Lebens hing: Denn obgleich sie ihre Hände nicht sah, spürte sie doch das kühle, weiche Laken und die glatte Kälte der Liege, wenn sie darüberfuhr. Doch wenn sie ihren Füßen das Gleiche befahl, dann war es, als triebe sie im stillen, lauen Wasser des Badebeckens auf der Anderen Seite, umfangen von einer unsichtbaren Umarmung, in der man nichts spürte.
    Wo blieb nur dieser Heiler?
    Die Zeit … sie verstrich.
    Aus qualvollem Warten wurde unerträgliches Sehnen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie wusste nicht, ob es an ihrem Zustand lag oder an der Stille in diesem Raum. Fürwahr, ihr Bruder und sie waren beide stumm – nur aus
völlig unterschiedlichen Gründen: Sie spazierte wacker ins Nichts, während er kurz davor stand, zu explodieren.
    Da sie sich irgendeine Form der Ablenkung erhoffte, murmelte sie: »Erzähl mir von diesem Heiler.«
    Ein kühler Windhauch wehte ihr ins Gesicht, und der Duft von dunklen Gewürzen ließ sie darauf schließen, dass es sich um einen männlichen Heiler handelte.
    »Er ist der Beste«, murmelte Vishous. »Jane schwärmt von ihm und lobt ihn in den höchsten Tönen.«
    Vishous schien weniger begeistert von diesem Heiler, aber männliche Vampire duldeten nun einmal keine Konkurrenten in der Nähe ihrer Shellans.
    Aber wer aus dem Volk der Vampire mochte es sein, überlegte sie. Der einzige Heiler, den Payne in den Wassern gesehen hatte, war Havers. Und den hätte man doch wohl nicht erst suchen müssen, oder?
    Vielleicht gab es einen anderen, den sie noch nicht erblickt hatte. Schließlich hatte sie nicht allzu viel Zeit damit verbracht, den Ereignissen auf der Erde zu folgen, und wenn sie ihrem Bruder glauben durfte, waren zwischen ihrer Gefangennahme und ihrer Freilassung viele, viele Jahre vergangen, also …
    Plötzlich schwappte eine Welle der Erschöpfung über sie hinweg, spülte alle Gedanken fort und sickerte bis in ihr Mark, so dass sie noch schwerer auf die Transportliege gedrückt wurde.
    Doch als sie die Augen schloss, ertrug sie die Dunkelheit nicht. Panisch riss sie die Lider wieder hoch. Während ihre Mutter sie in diesem scheintoten Zustand gehalten hatte, war sie sich ihrer tristen, unbegrenzten Umgebung und den sich dahinschleppenden Momenten und Minuten nur allzu bewusst gewesen. Diese Lähmung hier glich zu sehr dem Zustand, unter dem sie jahrhundertelang gelitten hatte.
    Und das war der Grund, weswegen sie Vishous diese
schreckliche Bitte vorgebracht hatte. Sie wollte nicht auf diese Seite gekommen sein, nur um noch einmal das zu erleben, wovor sie so verzweifelt hatte fliehen wollen.
    Tränen verschleierten ihr die Sicht und brachten die helle Lichtquelle zum Flackern.
    Wie sehr sie sich doch wünschte, ihr Bruder würde ihre Hand halten.
    »Bitte weine nicht«, sagte Vishous. »Weine … nicht.«
    Sie war überrascht, dass es ihm aufgefallen war. »Natürlich, du hast Recht. Weinen hilft nicht.«
    Sie bemühte sich, wieder Fassung zu erlangen, aber es war ein qualvoller Kampf. Obwohl ihr Wissen von der Heilkunst begrenzt war, konnte man

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