Black Dagger 17 - Vampirschwur
Schwester hatte …
Echt klasse, Mom. Herzlichen Dank auch.
Und er hatte geglaubt, er hätte die Probleme mit seinen Eltern abgearbeitet. Andererseits war auch nur einer von ihnen tot. Wenn sich die Jungfrau der Schrift ein Beispiel an Bloodletter nehmen und abtreten würde, könnte er vielleicht wieder ins Lot kommen.
Doch so, wie die Dinge standen, weckte diese neueste Enthüllung aus der Klatschpresse, gekoppelt mit Janes sinnlosem Ausflug in die Menschenwelt in ihm die Lust auf …
Tja, lieber nicht davon reden.
Er zog sein Handy raus. Prüfte es. Steckte es zurück in die Lederhose.
Verdammt, das war so typisch. Jane setzte sich etwas in den Kopf und vergaß darüber alles andere.
Selbstverständlich war er selbst keinen Deut besser, aber in einem derartigen Moment hätte er eine kurze Mitteilung durchaus zu schätzen gewusst.
Verdammte Sonne. Hielt ihn gefangen. Könnte er bei seiner Shellan sein, dann hätte dieser »geniale« Manuel Manello nicht den Hauch einer Chance, die Sache abzublocken. V würde ihm einfach eins überbraten, ihn in den Escalade verfrachten und samt seiner talentierten Hände hierherkarren, damit er Payne operierte.
Seiner Meinung nach war der freie Wille ein Privileg und kein Grundrecht.
Als er die Zigarette zu Ende geraucht hatte, drückte er sie an der Schuhsohle aus und schnippte den Stummel in den Müll. Er hatte Durst, einen Riesendurst – allerdings nicht auf Limonade oder Wasser. Eine halbe Kiste Grey Goose hätte ihm etwas Linderung verschafft, aber mit ein bisschen Glück würde er in Kürze im OP assistieren, und dafür musste er nüchtern bleiben.
Sobald er zurück in den Untersuchungsraum kam, verspannten sich seine Schultern, seine Kiefer klebten aufeinander, und für einen Sekundenbruchteil wusste er nicht, wie viel mehr er noch verkraftete. Wenn ihn eines mit Garantie umhauen würde, dann wäre es ein weiterer Haken von seiner Mutter, doch diese letzte Lüge war schwer zu übertreffen.
Leider gab es im Leben keine Tilt-Funktion, die das Spiel unterbrach, wenn der Flipper zu sehr schwankte.
»Vishous?«
Beim Klang der leisen, tiefen Stimme schloss er kurz die Augen. »Ja, Payne.« Er wechselte in die Alte Sprache und beendete den Satz: »Ich bin’s.«
Er trat an die Transportliege in der Mitte des Zimmers und nahm die übliche Kauerstellung auf dem Rollhocker daneben ein. Ausgestreckt unter mehreren Decken lag Payne, mit fixiertem Kopf und einer Halskrause vom Kinn bis zum Schlüsselbein. Eine Infusionsnadel verband ihren Arm mit einem Beutel, der an einem Stahlständer hing, unten führten Schläuche zu einem Katheter, den Ehlena gelegt hatte.
Obwohl der geflieste Raum hell und sauber glänzte und die medizinische Ausstattung ungefähr so furchteinflößend war wie Teller und Tassen in einer Küche, hatte er das Gefühl, als steckten sie beide in einer schmuddeligen Höhle umzingelt von Grizzlys.
Viel besser wäre es gewesen, er hätte losziehen und den Wichser töten können, der seine Schwester in diese Lage gebracht hatte. Das Dumme war nur … dann hätte er Wrath umlegen müssen, und das wiederum wäre extrem ungut gewesen. Dieser riesige Kerl war nicht nur sein König, sondern auch ein Bruder … und dann war da noch der klitzekleine Unterschied, dass der Kampf, der Payne in diese Lage gebracht hatte, in gegenseitigem Einvernehmen stattgefunden hatte. Diese Übungskämpfe, die sich die beiden in den vergangenen zwei Monaten geliefert hatten, hatten sie beide in Form gehalten – und natürlich hatte Wrath keine Ahnung gehabt, gegen wen er da kämpfte, weil er blind war. Dass sie eine Frau war? Was soll’s. Die Sache hatte auf der Anderen Seite stattgefunden, und da drüben gab es keine Männer. Aber weil der König nicht sehen konnte, war ihm entgangen, was V und allen anderen
jedes Mal ins Auge sprang, wenn sie diesen Raum betraten: Paynes langer schwarzer Zopf hatte exakt die gleiche Farbe wie Vishous’ Haar, sie hatte genau den gleichen Teint, und sie war gebaut wie er: groß, schlank und muskulös. Aber die Augen … Scheiße, die Augen.
V rieb sich das Gesicht. Ihr Vater, Bloodletter, hatte zahllose Bastarde gezeugt, bevor er in einem Scharmützel mit Lessern getötet wurde, damals noch im Alten Land. Diese unbedeutenden Gespielinnen betrachtete V allerdings nicht als Verwandte.
Mit Payne war das anders. Sie beide hatten dieselbe Mutter, und die war nicht irgendein liebes Mütterchen. Es handelte sich um keine Geringere als die Jungfrau
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