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Black Dagger 20 - Schattentraum

Black Dagger 20 - Schattentraum

Titel: Black Dagger 20 - Schattentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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das zweite Mal.
    Diesmal schrie er seinen eigenen Namen, und der Schmerz über den Verlust seines leiblichen Sohnes ging so tief, dass seine Brust innerlich zu bluten schien.
    Das zweite Mal schrie er noch länger.
    Dann brach er zusammen. Seine Arme knickten ein, er hatte alle Kraft verbraucht – obwohl es noch nicht vorüber war.
    Zum Glück war John da, dachte er, als er fühlte, wie er wieder aufgerichtet wurde.
    Über ihm sagte Phury: »U m dieses Mal für alle Zeit auf deiner Haut zu versiegeln und unser Blut mit deinem zu verbinden, vollenden wir jetzt das Ritual für deine geliebten Angehörigen.«
    Diesmal hechelte er nicht. Dazu fehlte ihm die Kraft.
    Das Salz brannte so schrecklich, dass seine Sicht verschwamm und er sich krümmte, während seine Glieder unkontrollierbar zuckten, bis er auf die Seite kippte, obwohl John versuchte, ihn aufrecht zu halten.
    Doch er konnte nur vor all diesen Leuten liegen, von denen viele offen weinten und seinen Schmerz mit ihm teilten. Er blickte in die Gesichter und wollte sie irgendwie trösten, ihnen ersparen, was er durchgemacht hatte, ihren Kummer erleichtern …
    Autumn stand ganz hinten, am Tordurchgang zum Billardzimmer, leibhaftig.
    Sie war wie alle in Weiß gekleidet, hatte ihr Haar aus dem Gesicht gekämmt und auf dem Kopf zusammengedreht. Ihre zarten Hände bedeckten den Mund, die Augen waren groß und rot geädert, ihre Wangen nass. Ihr Blick aber war so voller Liebe und Mitgefühl, dass er seinen Schmerz sofort vertrieb.
    Sie war gekommen.
    Zu ihm.
    Sie empfand noch immer Liebe … für ihn.
    Jetzt weinte Tohr richtig, in lauten Schluchzern, die aus seiner Brust hervorbrachen. Er streckte die Hand nach Autumn aus und winkte sie zu sich, denn in diesem Moment des Loslassens, nach dieser scheinbar endlosen, schmerzhaften Reise, auf der sie und sie allein ihn begleitet hatte, hatte er sich nie jemandem näher gefühlt …
    Nicht einmal seiner Wellsie.
    Wiedergeburt, Auferstehung … Rückkehr von den Toten.
    Ein Stück entfernt von Tohr, der sich qualvoll unter dem Salz wand, biss Lassiter die Zähne zusammen, nicht weil er mitfühlte, sondern weil er das Gefühl hatte, verrückt zu werden.
    Wiedergeburt, Auferstehung … Rückkehr von den Toten …
    Tohr begann zu schluchzen, er streckte den schweren Arm aus, öffnete die Hand … in Richtung Autumn.
    Ja, dachte Lassiter, das war der letzte Teil. Das Schicksal hatte Blut verlangt und Schweiß … und Tränen – nicht für Wellsie, sondern für eine andere. Für Autumn.
    Damit erfüllte sich die letzte Bedingung, denn diese Tränen vergoss Tohr für die Frau, die zu lieben er sich endlich gestattete.
    Lassiter riss den Kopf hoch und blickte auf das Deckengemälde mit den Kriegern auf ihren stolzen Rössern, zum dunkelblauen Hintergrund …
    Der Sonnenstrahl schien aus dem Nichts zu kommen, er durchstieß Stein und Mörtel und Putz der Decke und war so hell, dass sogar Lassiter zusammenzuckte, als das Licht die Frau von Wert erfasste und sie aus ihrer Hölle befreite, in die sie ohne eigenes Verschulden geraten war …
    Ja, da im Zentrum der Kuppel, ihr Kind in den Armen, erschien Wellsie, leuchtend und farbenfroh wie ein Regenbogen. Und sie strahlte von innen wie von außen, in frischen Farben, mit neuem Leben, weil sie gerettet war: Sie war frei – genau wie ihr Sohn.
    Doch kurz bevor sie Teil dieses himmlischen Lichtes wurde, blickte sie auf Tohr herab, blickte sie auf Autumn, obwohl keiner von den beiden sie sah, genauso wenig wie die anderen Versammelten. In ihrem Gesicht stand nichts als Liebe für dieses Paar, für den Hellren, den sie zurücklassen musste, für die Frau, die ihn von seiner Qual erlöste, für die Zukunft, die diese beiden miteinander haben würden.
    Dann nahm sie einen Ausdruck tiefsten Friedens an, hob Lassiter die Hand zum Abschied entgegen … und war verschwunden: Das Licht verschluckte sie und ihren Sohn und trug sie fort an den Ort, wo die Toten für alle Ewigkeit ihr Zuhause und ihre Ruhe finden.
    Als das Leuchten verblasste, wartete Lassiter auf seinen eigenen Lichtstrahl, seine eigene Sonne, die ihn aufnehmen und ein letztes Mal zu seinem Schöpfer bringen würde.
    Doch leider …
    … stand er immer noch am gleichen Fleck.
    Wiedergeburt, Auferstehung … Rückkehr von den Toten …
    Irgendwas war ihm entgangen, dachte er. Wellsie war frei, aber …
    In diesem Moment fiel sein Blick auf Autumn, die den Saum ihrer weißen Robe ergriffen hatte und einen Schritt nach vorne trat,

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