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Black Dagger 20 - Schattentraum

Black Dagger 20 - Schattentraum

Titel: Black Dagger 20 - Schattentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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architektonischen Merkmale bis hin zu Säulen, Stuck und Boden verhüllt waren. Das elektrische Licht war im ganzen Haus gelöscht, dafür brannten riesenhafte, weiße Kerzen auf Kerzenständern und Feuer in den Kaminen.
    Die Bewohner des Hauses standen am Rand des großen Saales, die Doggen, die Shellans, die Gäste, alle in Weiß, so wie es Brauch war. Die Bruderschaft bildete eine gerade Linie vom Mittelpunkt der Halle aus, angefangen mit Phury an der Spitze, der die Zeremonie leiten würde, dann John, der Teil der Zeremonie sein würde. Als Nächstes kam Wrath. Dann V, Zsadist, Butch und Rhage am Ende.
    Wellsie befand sich in der Mitte, in ihrer wunderschönen silbernen Urne, auf einem kleinen Tischchen, das ebenfalls mit Seide verhüllt war.
    So viel Weiß, ging es Tohr durch den Kopf. Als hätte sich der Schnee von draußen hereingeschlichen und bliebe trotz der Wärme liegen.
    Und es war ja auch logisch: Farbe stand für Vereinigungen. Bei der Schleierzeremonie ging es ums Gegenteil: das Weiß in Weiß symbolisierte sowohl das ewige Licht, in das die Toten eingingen, als auch die Absicht der Gemeinschaft, sich eines Tages an diesem heiligen Ort mit den Verstorbenen wieder zu vereinen.
    Tohr tat einen Schritt, dann noch einen, und einen dritten …
    Während er die Stufen hinabschritt, sah er in die aufwärts gerichteten Gesichter. Diese Leute waren seine Familie, genauso wie sie Wellsies Familie gewesen waren. Es war die Gemeinschaft, mit der er sein Leben fortführte, die, die Wellsie verlassen hatte.
    Selbst in seiner tiefen Trauer spürte er, welcher Segen das war.
    Es gab so viele, die ihm beistanden, selbst Rehvenge, der mittlerweile fast untrennbar zum Haushalt gehörte.
    Und doch war Autumn nicht unter ihnen, zumindest sah er sie nicht.
    Unten angekommen, nahm er eine gefasste Haltung vor der Urne ein, die Hände vor den Hüften verschränkt, den Kopf gesenkt. Während er zur Ruhe kam, trat John zu ihm und nahm die gleiche Pose ein, obwohl er blass war und kaum die Hände stillhalten konnte.
    Tohr berührte ihn am Unterarm. »E s ist gut, mein Sohn. Wir schaffen das gemeinsam.«
    Augenblicklich hörte John mit dem Gezappel auf und nickte, als hätte ihn das etwas beruhigt.
    In den schleppenden Sekunden, die folgten, dachte Tohr noch, wie seltsam es war, dass so viele Leute so still sein konnten. Das einzige Geräusch war das Knacken der Kaminfeuer zu beiden Seiten der Eingangshalle.
    Links von ihm räusperte sich Phury und beugte sich über einen Tisch, der mit weißer Seide drapiert war. Mit stiller Anmut lüpfte er den Stoff und enthüllte eine riesige Silberschüssel voller Salz, einen Silberkrug mit Wasser und ein altes Buch.
    Er hob den Wälzer auf, öffnete ihn und wandte sich in der Alten Sprache an die Versammelten: »H eute Nacht sind wir zusammengekommen, um das Verscheiden von Wellesandra zu begehen, Shellan von Bruder Tohrment, Sohn des Hharm, Tochter des Relix, die den Soldaten Tehrror, Sohn des Darius, als ihren Sohn adoptierte. Heute Nacht sind wir zusammengekommen, um das Verscheiden des noch ungeborenen Tohrment zu begehen, Sohn des Bruder Tohrment, Sohn des Hharm, Sohn der geliebten, verstorbenen Wellesandra, Adoptivbruder des Soldaten Tehrror, Sohn des Darius.«
    Phury blätterte um, und das schwere Pergament raschelte leise. »G emäß dem Brauch und in der Hoffnung, dass es den Ohren der Mutter unserer Spezies gefallen möge und die Hinterbliebenen tröstet, fordere ich die Versammelten auf, mit mir für die Verstorbenen um eine sichere Reise in den Schleier zu beten …«
    Ein Chor aus Stimmen hob an, während Phury vorsprach und die Versammelten wiederholten, und die weiblichen und männlichen Stimmen vermischten sich, bis Tohr nur noch das Auf und Ab von ernsten Worten wahrnahm.
    Er warf John einen Blick von der Seite zu. Der Junge blinzelte heftig, aber er hielt die Tränen zurück, wie es sich für einen Mann von Wert gehörte.
    Tohr richtete den Blick auf die Urne und gestattete seinem Geist, eine Diashow mit Aufnahmen aus den diversen Abschnitten ihres gemeinsamen Lebens abzuhalten.
    Der Vortrag endete mit dem letzten Dienst, den er ihr vor ihrer Ermordung erwiesen hatte: Wie er Ketten auf die Reifen dieses SUV s gezogen hatte. Damit sie im Schnee nicht ins Schleudern geriet.
    Okay, jetzt blinzelte er wie verrückt …
    An diesem Punkt nahm er die Zeremonie nur noch verschwommen wahr. Mechanisch sprach er nur auf Aufforderung und blieb sonst still. Er war froh, dass er so

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