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Black Dagger 20 - Schattentraum

Black Dagger 20 - Schattentraum

Titel: Black Dagger 20 - Schattentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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verschwand, so wie sie, bis sie sich in Nichts auflöste und nicht einmal mehr ein Bewusstsein hatte …
    Autumn kam in einer weißen Landschaft wieder zu sich, die sich so weit in alle Richtungen erstreckte, dass es keine Horizonte gab.
    Vor ihr sah sie eine Tür. Eine weiße Tür mit einem weißen Griff, um deren Rahmen es leuchtete, als erwartete sie ein helles Licht auf der anderen Seite.
    Das war damals anders gewesen, als sie vor vielen Jahren gestorben war.
    Nachdem sie sich damals den Dolch in den Bauch gestoßen hatte, war sie in einer anderen weißen Landschaft erwacht, einer Landschaft mit Bäumen und Tempeln und grasigen Hügeln, bewohnt von den Auserwählten der Jungfrau der Schrift. Dort hatte sie weitergelebt, ohne ihre Situation zu hinterfragen. Sie hatte dieses Schicksal hingenommen, das sie zwar nicht gewählt, aber als unabänderliche Konsequenz ihres Verhaltens auf der Erde betrachtet hatte.
    Nur, dass das hier nicht das Heiligtum war. Das hier war der Eingang zum Schleier.
    Was war geschehen?
    Warum war sie …
    Die Erkenntnis kam schlagartig, als ihr bewusst wurde, dass sie die Vergangenheit endlich hinter sich gelassen und ihr Herz für das Schöne im Leben geöffnet hatte … und damit ihrem eigenen Zwischenreich entkommen war – obgleich sie gar nicht gewusst hatte, dass sie sich dort befand.
    Sie war dem Zwischenreich entronnen. Sie war … frei.
    Aber Tohrment war dort unten.
    Sie begann zu zittern. Der Zorn packte sie und weckte in ihr den Wunsch, diese Tür mit bloßen Händen niederzureißen, um ein ernstes Wort mit der Jungfrau der Schrift oder Lassiters Schöpfer oder wer immer dieser kranke Kerl war, der für die Zuteilung des Schicksals zuständig war, zu reden.
    Und nachdem sie den weiten Weg zurückgelegt hatte, nur um am Ziel zu erkennen, dass der Lohn in einem weiteren Opfer bestand, steigerte sich ihr Zorn zur Raserei.
    Sie ließ ihren Gefühlen freien Lauf und warf sich gegen das Portal, hämmerte mit den Fäusten dagegen, kratzte mit den Fingernägeln daran, trat mit den Füßen danach. Sie stieß abscheuliche Flüche aus und beschimpfte die heiligen Mächte mit schändlichen Namen …
    Als sie von hinten um die Taille gepackt und von der Tür weggezogen wurde, wehrte sie sich gegen den unbekannten Angreifer. Sie fletschte die Fänge und biss in den massiven Unterarm …
    »H ey, verdammt! Aua!«
    Lassiters entrüstete Stimme brachte sie zur Besinnung. Schwer atmend beruhigte sie sich.
    Die bescheuerte Tür war vollkommen unversehrt. Unbeeindruckt. Unbewegt.
    »I hr Schweine!«, schrie sie. »I hr Schweine!«
    Der Engel drehte sie herum und schüttelte sie. »H ör mir zu – das bringt dich nicht weiter. Jetzt beruhige dich verdammt noch mal.«
    Mit größter Willensanstrengung riss sie sich zusammen. Dann fing sie an zu schluchzen. »W arum? Warum tun sie uns das an?«
    Lassiter schüttelte sie erneut. »H ör mir zu. Du darfst diese Tür nicht öffnen – bleib einfach hier. Ich werde sehen, was ich tun kann, okay? Ich habe nicht viel Einfluss, womöglich auch gar keinen, aber ich will es verdammt noch mal versuchen. Du rührst dich nicht vom Fleck und lässt vor allen Dingen die Finger von dieser Tür. Wenn du sie öffnest, landest du im Schleier, und dann bin ich machtlos. Hast du mich verstanden?«
    »W as hast du vor?«
    Er sah sie lange an. »V ielleicht werde ich heute Nacht doch noch zum Engel.«
    »W ie … ich verstehe nicht …?«
    Lassiter streckte die Hand aus und legte sie an ihre Wange. »I hr beide habt so viel für mich getan – Hölle, wir haben alle im Zwischenreich gesteckt, jeder auf seine Art. Also werde ich jetzt alles einsetzen, was ich habe, um euch beide zu retten – wir werden sehen, ob es reicht.«
    Sie umfasste seine Hand. »L assiter …«
    Er trat zurück und nickte ihr zu. »D u bleibst hier, aber erwarte dir nicht zu viel. Der Schöpfer und ich hatten noch nie die beste Beziehung – vielleicht werde ich auf der Stelle eingeäschert. In diesem Fall hast du, nimm es mir bitte nicht übel, verschissen.«
    Damit wandte Lassiter sich ab und spazierte in das Weiß hinein, das seine große Gestalt schon bald verschluckte.
    Autumn schloss die Augen, schlang die Arme um den Körper und betete, dass der Engel ein Wunder vollbringen möge.
    Betete mit all ihrer Kraft …

40
    Unten auf der Erde hatte Tohr das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Lassiter war verschwunden. Autumn war verschwunden.
    Und dafür drängte sich eine Erklärung auf, so

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