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Black Dagger 20 - Schattentraum

Black Dagger 20 - Schattentraum

Titel: Black Dagger 20 - Schattentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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mit ihrer Erlösung wäre Tohr seine Bürde los, und sie könnten beide frei sein.
    Und Autumn? Nun ja, mit etwas Glück würde sie sich darauf einlassen, einen Mann von Wert zu lieben – und von ihm geliebt zu werden –, sodass sie nach all den leidvollen Jahren endlich wieder anfangen könnte zu leben. Es käme einer Wiedergeburt gleich für sie, einer Auferstehung, einer Rückkehr von den Toten …
    Lassiter runzelte die Stirn, als in seinem Kopf ein Alarmsignal losschrillte.
    Er sah sich um, halb in Erwartung, dass sich Lesser am Haus abseilten oder von einem Hubschrauber aus in den Garten sprangen. Aber da war nichts …
    Wiedergeburt, Auferstehung, Rückkehr von den Toten.
    Fegefeuer. Das Zwischenreich.
    Ja, sagte er sich. Genau dort, wo Wellsie war.
    Eine merkwürdige, unbegreifliche Panik packte ihn unvermittelt, aber er verstand einfach nicht, warum …
    Tohr erstarrte und blickte in Richtung der Ecke. »L assiter?«
    Mit einem Schulterzucken beschloss der Engel, dass er sich genauso gut zeigen konnte. Es gab keinen Grund, sich länger zu verstecken. Verdammt … was war nur los mit ihm? Sie standen kurz vor dem Abschluss. Jetzt musste Autumn nur noch zur Schleierzeremonie erscheinen – und danach zu schließen, wie sie sich bei seinem Abgang Kleider zurechtgelegt hatte, plante sie nicht, die ganze Nacht in diesem Häuschen die Böden zu schrubben.
    »H allo«, begrüßte ihn der Bruder. »I ch schätze, das war’s dann wohl.«
    »J a.« Lassiter rang sich ein Lächeln ab. »J a, sieht ganz danach aus. Übrigens bin ich stolz auf dich. Das hast du gut gemacht.«
    »W as für ein hohes Lob.« Tohr spreizte die Finger und betrachtete die Ringe. »A ber weißt du was? Ich bin wirklich bereit, es anzugehen. Und ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde.«
    Lassiter nickte, und der Bruder ging zur Tür. Doch auf dem Weg dorthin blieb er noch einmal am Schrank stehen, griff in die Dunkelheit und zog den Saum des roten Kleides heraus.
    Während er den zarten Stoff zwischen Daumen und Zeigefinger rieb, bewegten sich seine Lippen, als würde er mit dem Satin reden … oder mit seiner ehemaligen Shellan … oder, verflucht, vielleicht auch einfach mit sich selbst.
    Dann ließ er das Kleid los, sodass es zurück in den stillen Schrank glitt, in dem es hing.
    Sie traten gemeinsam in den Flur, wo Lassiter Tohr ein letztes Mal seine Unterstützung bekundete, bevor er loslief und ihm den Weg vorbei an den Statuen ebnete.
    Doch mit jedem Schritt, mit dem Lassiter sich der Treppe näherte, wurde das Alarmschrillen lauter, bis es durch seinen ganzen Körper hallte, sein Magen sich verkrampfte und er weiche Knie bekam.
    Verdammt, was war nur sein Problem?
    Das hier war der gute Teil, das Happy End. Warum nur sagte ihm sein Bauchgefühl, dass sie geradewegs auf das Verderben zusteuerten?

38
    Tohr trat in den stockdunklen Flur hinaus, ließ sich kurz von dem Engel umarmen und sah dann zu, wie er auf den Schein der Balustrade zusteuerte.
    Verdammt, sein Atem klang überlaut in seinen Ohren. Ebenso wie sein klopfendes Herz.
    Ironischerweise war es ganz ähnlich gewesen, als er sich mit Wellsie vereinigt hatte. Auch damals war er ein einziges Nervenbündel gewesen. Dass er jetzt genauso reagierte, bewies, dass so ein Körper eine einfache Maschine war, was die Stressbewältigung betraf: Der Adrenalinspiegel war der gleiche, egal, ob der Auslöser erfreulich oder traurig war.
    Nach einem Moment setzte er sich Richtung Freitreppe in Bewegung. Und es war tatsächlich tröstlich, die ganzen Pfänder seiner Brüder am Leib zu tragen. Wenn man sich vereinigte, ging man allein: Man trat vor seine zukünftige Shellan, das Herz klopfte einem bis zum Hals, die Liebe strahlte aus den Augen, und man brauchte nichts und niemanden sonst, denn alles drehte sich um sie.
    Doch wenn man ihre Schleierzeremonie abhielt, benötigte man den Beistand aller Brüder, und sie sollten sich nicht nur im gleichen Raum befinden, sondern so nah wie irgend möglich bei einem sein: Die Gewichte an seinen Händen und um den Hals und der Gürtel um seine Taille waren alles, was ihn aufrecht halten würde. Erst recht, wenn der Schmerz kam.
    Als er am Kopf der Treppe angelangt war, lief eine Welle durch den Boden unter seinen Füßen und brachte ihn genau in dem Moment aus dem Gleichgewicht, da er es am meisten brauchte.
    Die Eingangshalle zu seinen Füßen war mit langen Bahnen weißer Seide verhangen, die vom Deckenfries fielen, sodass sämtliche

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