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Black Dagger 20 - Schattentraum

Black Dagger 20 - Schattentraum

Titel: Black Dagger 20 - Schattentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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lange damit gewartet hatte. Zu einem früheren Zeitpunkt hätte er das sicher nicht durchgestanden.
    Er schielte zu Lassiter. Der Engel leuchtete von Kopf bis Fuß, und seine goldenen Piercings fingen das Licht, das ihn an- und von ihm abstrahlte, ein und warfen es zehnfach zurück.
    Aber aus irgendeinem Grund sah er nicht glücklich aus. Seine Brauen waren zusammengezogen, als würde er komplizierte Rechenaufgaben im Kopf überschlagen und zu einem Ergebnis kommen, das ihm überhaupt nicht gefiel …
    »J etzt möchte ich die Bruderschaft bitten, den Hinterbliebenen ihre Anteilnahme zu bekunden, angefangen mit Seiner Majestät Wrath, Sohn des Wrath.«
    Tohr entschied, dass er sich das nur einbildete, und konzentrierte sich wieder auf seine Brüder. Phury trat einen Schritt von dem Tischchen weg, und Wrath wurde diskret von V nach vorne geführt, bis er vor der Schale mit dem Salz stand. Der König schob den Ärmel seiner Robe hoch, zog einen schwarzen Dolch aus dem Halfter und ritzte die Innenseite seines Armes auf. Als hellrotes Blut aus dem Schnitt floss, streckte er den Arm aus und ließ die Tropfen fallen.
    Nacheinander taten es ihm die anderen Brüder gleich und blickten Tohr in die Augen, während sie wortlos ihre tiefe Trauer über alles, was er verloren hatte, bekundeten.
    Phury war der Letzte in der Reihe. Z hielt das Buch, während er das Ritual vollzog. Dann nahm der Primal den Krug und sprach heilige Worte, während er Wasser in die Schale goss und das rot gefleckte Salz in eine feuchte Masse verwandelte.
    »I ch möchte Wellesandras Hellren nun auffordern, die Robe abzulegen.«
    Tohr nahm erst Nallas Handabdruck aus dem Gürtel der Auserwählten und legte beides auf die Robe, nachdem er sie abgelegt hatte.
    »J etzt bitte ich Wellesandras Hellren , ein letztes Mal vor ihr zu knien.«
    Tohr tat wie geheißen und fiel vor der Urne auf die Knie. Aus dem Augenwinkel sah er zu, wie Phury zum rechten Kamin ging. Aus den Flammen zog der Bruder ein uraltes Brandeisen, das vor einer halben Ewigkeit aus dem Alten Land herübergebracht worden war, geformt von unbekannten Händen noch lange vor der Zeit, als die Spezies ein kollektives Gedächtnis entwickelte.
    Das Endstück war ungefähr zwölf Zentimeter lang und mindestens zwei Zentimeter breit, und das Band von Symbolen in der Alten Sprache war derart heiß, dass es gelb, nicht rot glühte.
    Tohr ging in Position: Er ballte die Hände zu Fäusten und beugte sich nach vorne, sodass er sich mit den Knöcheln auf den dicken weißen Stoff stützte, der den Boden bedeckte. Einen kurzen Moment lang konnte er nur an das Apfelbaummosaik denken, das sich darunter befand, das Symbol der Wiedergeburt, das er allmählich nur noch mit dem Tod assoziierte.
    Am Fuße eines Apfelbaumes hatte er Autumn begraben.
    Und jetzt verabschiedete er sich auf einem Apfelbaum von Wellsie.
    Als Phury neben ihn trat, kam sein Atem stoßweise, und seine Rippen kontrahierten und weiteten sich ruckartig.
    Wenn man sich vereinigte und sich den Namen der Shellan in den Rücken ritzen ließ, wurde erwartet, dass man den Schmerz schweigend ertrug – um zu beweisen, dass man ihrer Liebe würdig war und reif für die Vereinigung.
    Atem. Atem. Atem …
    Ganz anders bei der Schleierzeremonie.
    Atem-Atem-Atem …
    Bei der Schleierzeremonie …
    AtemAtemAtem …
    »W ie heißt deine verstorbene Shellan?«, fragte Phury.
    Auf dieses Stichwort hin atmete Tohr möglichst tief ein.
    Als sich das Brandeisen auf die Stelle legte, an der ihr Name seit so vielen Jahren stand, schrie Tohr ihn hinaus, und jedes Gramm Schmerz in seinem Herzen, in seinem Kopf und in seiner Seele machte sich in diesem Schrei Luft, der durch die Eingangshalle schallte.
    Der Schrei war sein letztes Lebewohl, sein Gelöbnis, sie auf der anderen Seite wiederzusehen, ein letzter Ausdruck seiner Liebe.
    Er schien nicht enden zu wollen.
    Und dann knickte Tohr so heftig ein, dass seine Stirn den Boden berührte, während die Haut zwischen seinen Schultern brannte, als stünde sie in Flammen.
    Aber das war erst der Anfang.
    Er versuchte, sich aufzurappeln, aber sein Sohn musste ihm helfen, denn er hatte sämtliche Muskelspannung verloren: Mit Johns Hilfe nahm er einmal mehr Position ein.
    Seine Atmung stützte ihn erneut, dieses rhythmische, flache Hecheln pumpte ihn auf, gab ihm neue Kraft.
    Phurys Stimme kratzte heiser: »W ie heißt dein verstorbener Sohn?«
    Tohr sog einen weiteren Hektoliter Sauerstoff ein und machte sich bereit für

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