Black Dagger 20 - Schattentraum
sie.
Wie gerne wollte sie nachgeben. Die Trennung von ihm war der beschissenste Trip ihres Lebens gewesen. Aber andererseits hatte sie sich an dieses chronische Leid gewöhnt. Das einzig Schlimmere wäre, wenn sie sich noch einmal aufs Neue an diese Hölle gewöhnen müsste. Das würde sie einfach kein zweites Mal durchstehen …
Ich mache das nicht, um mich mit dir zu »v ersöhnen«, Xhex. Obwohl ich das will – Scheiße, du weißt nicht, wie sehr. Aber so werde ich es ab jetzt halten. Und wie gesagt, scheiß auf das Gerede. Mach dich doch einfach an die Arbeit und schau, was passiert. Dann kann ich dir mit Taten beweisen, dass es mir ernst ist.
»D ir ist klar, dass ich keinen weiteren Ausraster von dir verkrafte. Das packe ich nicht – es war einfach zu heftig.«
Es tut mir so leid – zusätzlich zu seinen Gebärden formte er die Worte synchron mit den Lippen und wirkte dabei so zerknirscht, dass es ihr einen Stich versetzte –, ich war nicht vorbereitet, weil ich nie darüber nachgedacht hatte. Ich habe völlig daneben reagiert. Ich möchte, dass du mir eine zweite Chance gibst. Aber wie und wann, das bestimmst du.
Sie dachte an Lash in dieser Gasse vor einer gefühlten Million Jahren – als John ihr die Rache vergönnt hatte, als er zuließ, dass sie ihren persönlichen Feind eigenhändig tötete. Und das, obwohl er schon damals an sie gebunden gewesen war und diesen miesen Schweinehund ganz bestimmt am liebsten selbst in Stücke gerissen hätte.
Er hatte recht, dachte sie. Gute Vorsätze ließen sich nicht immer verwirklichen, aber er konnte die Sache zumindest im Laufe der Zeit beweisen.
»O kay«, krächzte sie heiser. »V ersuchen wir es. Kommst du mit zu Wrath?«
Als John einmal nickte, trat sie neben ihn.
Und Seite an Seite gingen sie zum königlichen Arbeitszimmer.
Jeder Schritt schien unsicher, obwohl dieses Haus felsenfest auf seinem Sockel saß. Es war, als hätte das Erdbeben, das ihr Leben so unbarmherzig gebeutelt hatte, plötzlich aufgehört, und ihre Beine trautem dem festen Boden noch nicht.
Bevor sie klopfte, hielt sie inne und wandte sich diesem Vampir zu, der ihren Namen in den Rücken geritzt trug. Sie würde einen Auftrag annehmen, der gefährlich war und von entscheidender Bedeutung für Wrath und die Bruderschaft. Doch beinahe noch bedeutender schien er für ihr eigenes Leben und das von John zu sein.
Sie stellte sich vor ihn, schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihn. Als er die Umarmung erwiderte, passten sie so selbstverständlich zusammen wie eh und je.
Verdammt, sie hoffte, dass es klappte.
Ach ja, und Xcor und seiner Bande von Freaks eins auszuwischen?
Netter Bonus.
17
Die Erkenntnis, dass die Frau in der weißen Robe kein Traum gewesen war, kristallisierte sich für Xcor erst nach und nach heraus, ähnlich wie die Konturen einer Landschaft, wenn sich der Nebel lichtet.
Er lag wieder auf der Sitzbank im Lieferwagen, genau wie auf dem Hinweg, den Kopf auf den Ellbogen gebettet, die Knie angewinkelt und übereinandergelegt. Zypher saß diesmal nicht am Steuer. Throe fuhr.
Seit sie die Wiese verlassen hatten, hatte dieser Kerl nichts mehr gesagt. Was sehr untypisch für ihn war.
Xcor starrte vor sich hin und verfolgte das zarte Muster im Kunstlederbezug von Throes Sitz, was gar nicht einfach war, im spärlichen Schein der Armaturen.
»S ie war echt«, sagte er nach einer Weile.
»A ye«, kam die leise Antwort.
Xcor schloss die Augen und fragte sich, wie es möglich war, dass eine solche Frau überhaupt existierte. »S ie war eine Auserwählte.«
»A ye.«
»W ie hast du das zuwege gebracht?«
Es dauerte eine Weile, ehe Throe antwortete. »S ie hat mich bei der Bruderschaft genährt. Die Brüder haben ihr nicht verraten, dass ich ihr Feind bin, und mich ihr lediglich als Soldat vorgestellt, um sie zu schonen.«
»D u hättest sie nicht benutzen dürfen«, knurrte Xcor. »S ie ist unschuldig und hat nichts mit alldem hier zu tun.«
»W as hätte ich sonst tun sollen? Du lagst im Sterben.«
Darüber wollte Xcor lieber nicht zu viel nachdenken. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Enthüllung, dass dieses Geschöpf aus der Welt der Legenden tatsächlich existierte. Und der Bruderschaft diente. Und Throe.
Aus irgendeinem Grund überkam Xcor bei der Vorstellung von Throe an der Vene dieser Frau der überwältigende Drang, um die Kopfstütze herumzugreifen und ihm das Genick zu brechen. Doch Eifersucht, ob nun begründet oder nicht, war nicht
Weitere Kostenlose Bücher