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Black Dagger 20 - Schattentraum

Black Dagger 20 - Schattentraum

Titel: Black Dagger 20 - Schattentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Stich im Herzen, und das Atmen fiel ihr schwer. Sie hatte immer Mitgefühl für ihn empfunden und seinen Schmerz am eigenen Körper gefühlt, so als wäre sein Verlust auch ihrer.
    Doch jetzt mischte sich etwas Neues in diesen Schmerz. Vielleicht lag es daran, dass sie einander noch nähergekommen waren. Ja, das musste es sein. Ihr Mitgefühl hatte sich noch mehr verstärkt.
    »F ertig?«, fragte er und neigte den Kopf, sodass sich das Licht sanft über sein Gesicht ergoss.
    Nein, das war es nicht, dachte sie und atmete schwerfällig ein.
    Das hier war kein Mitgefühl.
    Das hier war etwas anderes als die Sorge um das Leid eines anderen.
    »A utumn?«, fragte er. »A lles okay?«
    Als sie zu ihm aufblickte, breitete sich ein kalter Schauer auf ihren Unterarmen aus und zog sich über ihre nackten Schultern. Unter der warmen Decke wurde ihr kalt und dann schlagartig wieder heiß.
    Aber so war das wohl, wenn sich die Welt plötzlich auf den Kopf stellte.
    Gütige Jungfrau der Schrift, sie liebte ihn.
    Sie hatte sich in diesen Vampir verliebt.
    Wann war das geschehen?
    »A utumn?« Seine Stimme klang jetzt drängender. »W as ist los?«
    Ein genauer Zeitpunkt ließ sich nicht bestimmen, stellte sie fest. Ihre Gefühle hatten sich im Laufe der Zeit millimeterweise verschoben, ganz allmählich hatte sich das zwischen ihnen entwickelt, ähnlich wie sich die Nacht ganz sanft auf eine Landschaft senkt und die Erde erobert, unsichtbar erst, doch letztlich unabänderlich.
    Er sprang aus dem Bett. »I ch hole Doc Jane …«
    »N ein«, bat sie und streckte ihm die Hand entgegen. »E s geht mir gut. Ich fühle mich nur etwas matt von dem vielen Essen.«
    Einen Moment lang musterte er sie ebenso kritisch wie die Erdbeeren, und sein Blick verengte sich.
    Doch offensichtlich hielt sie der Prüfung stand, denn er ließ sich wieder aufs Bett zurücksinken.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln und deutete auf das zweite Tablett. Die Teller darauf trugen noch immer ihre Silberabdeckungen. »D u solltest jetzt auch etwas essen. Aber vielleicht sollten wir etwas Frisches bestellen.«
    Er zuckte die Schultern. »D as ist schon okay für mich.«
    Er warf sich die Erdbeeren in den Mund, die er für nicht gut genug für sie befunden hatte, und deckte sein Abendessen auf, das er vollständig verputzte, ebenso wie die Reste auf ihrem Tablett.
    Nur gut, dass er abgelenkt war.
    Als er alles aufgegessen hatte, nahm er die Tabletts und die Gestelle und brachte sie raus in den Flur.
    »I ch bin gleich zurück.« Damit verschwand er im Bad, und kurz darauf drang das Rauschen der Dusche zu ihr.
    Autumn wälzte sich auf die Seite und starrte auf die geschlossenen Vorhänge.
    Die Lichter gingen aus, dann kam das leise Tapsen seiner Füße über den Teppich. Er zögerte kurz, bevor er aufs Bett stieg – und einen Moment lang fürchtete sie, er hätte ihre Gedanken gelesen. Doch schließlich spürte sie einen kühlen Hauch und erkannte, dass er ihre Bettdecke angehoben hatte. Zum ersten Mal wollte er sich zu ihr legen.
    »W as dagegen, wenn ich zu dir komme?«
    Ganz unvermittelt musste sie gegen die Tränen anblinzeln. »G erne.«
    Die Matratze senkte sich, dann schlüpfte er nackt zu ihr unter die Decke. Als er sie in die Arme schloss, ließ sie sich bereitwillig und überrascht von ihm an sich ziehen.
    Wieder durchzog sie dieser merkwürdige Schauder und hinterließ eine dunkle Vorahnung. Aber gleich darauf wurde ihr warm, heiß sogar … durch seine Berührung.
    Er darf es nicht erfahren, dachte sie, als sie die Augen schloss und den Kopf an seine Brust legte.
    Er durfte niemals erfahren, wie es um ihr Herz stand.
    Es würde alles zerstören.

19
    Lassiter saß am Fuß der Treppe und starrte auf das Deckengemälde, das sich zwei Stockwerke über ihm ausbreitete. Er suchte die Wolken ab, die sich hinter den Kriegern auf ihren Schlachtrössern türmten, und fand das gesuchte Bild, das er eigentlich gar nicht sehen wollte.
    Wellsie war noch weiter in die Ferne gerückt in ihrer tristen Umgebung, und ihre zusammengekauerte Gestalt wirkte noch kleiner zwischen den grauen Felsen.
    Offen gesagt verlor er allmählich die Hoffnung. Es fehlte nicht mehr viel, bis man sie gar nicht mehr sah. Und dann war es aus: mit ihr, mit ihm … mit Tohr.
    Er hatte geglaubt, in Autum, ehemals No’One, die Lösung gefunden zu haben. Und Anfang Herbst war er total aufgedreht gewesen, weil alles gelöst schien. In der Nacht, in der Tohr endlich mit ihr geschlafen hatte, war sie

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