Black Dagger 20 - Schattentraum
sein einziges Problem.
»D u hast uns in Gefahr gebracht.«
»S ie werden sie nicht als Spürhund verwenden«, widersprach Throe erbittert. »E ine Auserwählte? Im Kriegseinsatz? Dafür sind die Brüder zu konservativ, und sie ist viel zu kostbar. Sie würden sie nie in Gefahr bringen.«
Xcor dachte darüber nach und kam zu dem Ergebnis, dass Throe sehr wahrscheinlich recht hatte – eine solche Vampirin war unersetzlich. Außerdem waren er und seine Bande jede Nacht ab Sonnenuntergang unterwegs – und damit alles andere als ein leichtes Ziel. Und wenn sie den Brüdern begegneten? Dann würden sie eben wieder angreifen. Xcor war keine Memme, die vor seinen Feinden floh – ein gezielter Angriff war zwar besser, aber das war nun mal nicht immer möglich.
»W ie heißt sie?«, wollte er wissen.
Wieder Schweigen.
Der Widerwille zu antworten bewies, dass Xcor zu Recht eifersüchtig war, zumindest im Hinblick auf seinen Stellvertreter: Throe war ihr ganz offensichtlich ebenso verfallen wie er.
»I hr Name.«
»I ch kenne ihn nicht.«
»W ie lange bist du schon mit ihr zusammen?«
»D as bin ich nicht. Ich habe mich nur deinetwegen an sie gewandt. Ich habe gebetet und um ihr Kommen gefleht, und da kam sie.«
Xcor atmete tief ein, und zum ersten Mal seit seinem Kampf gegen diesen Kerl mit den verschiedenfarbigen Augen weitete sich sein Brustkorb wieder ohne Schmerzen. Das musste die Wirkung des Blutes der Auserwählten sein. Was war sie doch für ein Wunder: Das Gefühl, im eigenen Körper zu ertrinken, ließ nach, das Pochen in seinem Kopf wurde schwächer, und sein Herzschlag fand wieder zu einem gleichmäßigen Rhythmus.
Leider verhieß diese Kraft, die seinen Körper durchströmte und ihn vor dem Untergang bewahrt hatte, nicht nur Gutes für ihn und seine Soldaten. Denn wenn die Brüder jederzeit von dieser Quelle schöpfen konnten, dann hatten sie nicht nur eine überlegene Abstammung, sondern auch die bessere Nahrung.
Zumindest machte es sie nicht unverwundbar. Syphons Schuss hatte bewiesen, dass selbst der reinblütige König seine Schwachstellen hatte.
Doch sie waren noch gefährlicher, als er vermutet hatte.
Und was diese Vampirin betraf …
»W irst du sie wieder rufen?«
»N ein. Niemals.«
Die Antwort kam ohne jedes Zögern, ein Zeichen dafür, dass es sich entweder um eine Lüge oder um einen Schwur handelte. Und um ihrer beider willen hoffte er, dass Letzteres zutraf …
Aber, ach, was waren das für Gedanken. Er hatte sich nur einmal von ihr genährt, sie gehörte ihm nicht – und würde ihm auch nie gehören, dafür gab es unzählige Gründe. Und wenn er daran dachte, wie schon die menschliche Hure damals im Frühling vor ihm zurückgeschreckt war, wusste er, dass ein so reines Geschöpf wie diese Auserwählte niemals etwas mit seinesgleichen zu tun haben wollen würde. Throe hingegen hatte vielleicht eine Chance – nur dass er natürlich kein Bruder war.
Aber auch er war verzaubert von ihr.
Doch das war sie sicherlich gewöhnt.
Xcor schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, wie seine Wunden heilten, wie sich sein Körper erholte, kräftigte, wiederbelebte.
Und auf einmal wünschte er, die gleiche Verjüngung könnte in seinem Gesicht stattfinden, in seiner Vergangenheit, in seiner Seele. Natürlich behielt er dieses sinnlose Gebet für sich. Zum einen war es unmöglich. Zum anderen handelte es sich nur um eine vorübergehende Grille, ausgelöst durch den Anblick einer schönen Frau – die zweifelsohne von ihm abgestoßen war. In Wahrheit gab es keine Wiedergutmachung für ihn und seine Zukunft: Er hatte einen gewaltigen Schlag gegen die Bruderschaft ausgeführt, und sie würden ihn und seine Bande mit aller Macht und allen Mitteln verfolgen und bekämpfen.
Sie würden zudem auch andere Maßnahmen ergreifen: Sollte Wrath ohne einen Nachkommen gestorben sein, würden sie sich beeilen, den Thron mit dem nächsten männlichen Blutsverwandten zu besetzen, den sie auftreiben konnten. Es sei denn, das Leben des Königs hing am seidenen Faden. Oder vielleicht hatte er überlebt, dank der medizinischen Versorgung in ihrem Lager?
Normalerweise hätten ihn diese Überlegungen völlig vereinnahmt, die Ungewissheit hätte ihm keine Ruhe gelassen und ihn zu endlosen, ziellosen Wanderungen veranlasst, solange er sich nicht in den Kampf stürzte.
Doch in diesem Moment, ergriffen von der Trägheit des Nährens, waren diese Gedanken nichts als ferne Schreie, die ihn kaum erreichten und
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