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Black Dagger 20 - Schattentraum

Black Dagger 20 - Schattentraum

Titel: Black Dagger 20 - Schattentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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ihn nicht fesseln konnten.
    Vielmehr wanderten seine Gedanken zu der Frau unter dem leuchtenden Ahorn.
    Er rief sich ihr Gesicht in Erinnerung und beschloss, sich diese eine Nacht der Ablenkung zu gestatten. Er war nicht in der Verfassung zu kämpfen, nicht einmal durch ihre Gabe, und seine Soldaten waren unterwegs und widmeten sich dem Krieg gegen die Lesser. Es ging also auch ohne ihn voran.
    Eine Nacht. Und wenn die Sonne morgen unterging, würde er sie von sich stoßen, so wie man es mit Fantasien und Albträumen machte, und sich wieder ganz der Wirklichkeit zuwenden, um zu kämpfen.
    Nur diese eine Nacht.
    Mehr Zeit würde er seiner aussichtslosen Schwärmerei nicht gewähren …
    Vorausgesetzt, meldete sich eine leise Stimme, dass Throe Wort hielt und sie nie mehr ausfindig machte.

18
    »N och eine?«
    Autumn wollte eigentlich ablehnen, als sich Tohr erneut dem Silbertablett zuwandte. Sie ließ sich in die Kissen seines Bettes sinken und hatte das Gefühl, jeden Moment zu platzen.
    Und doch, als er sich ihr mit einer weiteren reifen Erdbeere zuwandte, die er ihr an ihrer kleinen grünen Krone hinhielt, konnte sie nicht widerstehen. Sie öffnete die Lippen und wartete, bis er die tiefrote Frucht an ihren Mund führte, so wie er es sie gelehrt hatte.
    Mehrere Früchte hatten seiner strengen Prüfung nicht standgehalten und lagen nun am Rand des Tabletts. Dasselbe galt für ein paar Scheiben frisch zubereiteten Putenschinkens sowie für einzelne Blätter des grünen Salats. Der Reis jedoch hatte seine Zustimmung gefunden, genauso wie die köstlichen Sauerteigbrötchen.
    »H ier«, murmelte er. »D ie hier ist gut.«
    Autumn beobachtete, wie er sie ansah, als sie die dargebotene Speise entgegennahm. Er war ganz auf ihren Genuss konzentriert – auf eine Art, die rührend und faszinierend zugleich war. Sie hatte davon gehört, dass männliche Vampire das taten. Hatte sogar ihre Eltern bei diesem Ritual ertappt: Ihre Mutter saß links von ihrem Vater am Esstisch, und er inspizierte jeden Teller und jede Schale, jedes Glas und jede Tasse, bevor er sie an sie weiterreichte, aber nicht durch die Bediensteten – vorausgesetzt, die Speisen erfüllten seine Kriterien. Autumn hatte diese Praxis für ein kurioses Überbleibsel aus früherer Zeit gehalten. Doch sie hatte sich geirrt. Hier, in der privaten Abgeschiedenheit mit Tohrment, lag der Ursprung eines solchen Austauschs. Und sie konnte sich gut vorstellen, wie schon vor Äonen ein Mann in der Wildnis mit etwas frisch Erlegtem zurückkehrte und es genauso machte.
    Es gab ihr das Gefühl … behütet zu sein. Geschätzt. Etwas Besonderes.
    »N och eine?«, fragte er wieder.
    »I ch werde noch fett.«
    »F rauen sollten etwas Fleisch auf den Rippen haben.« Mit einem zerstreuten Lächeln hob er eine weitere dicke Erdbeere hoch und inspizierte sie kritisch.
    Autumn lächelte. Sie fand in seiner Bemerkung keine versteckte Kritik an ihrem Äußeren. Wie denn auch, nachdem er sie nur mit dem Besten vom Besten verwöhnte und aussortierte, was ihrer seiner Meinung nach nicht würdig war?
    »E ine Letzte«, sagte sie sanft, »d ann muss ich aufhören. Sonst platze ich.«
    Tohr warf die Frucht fort zu den anderen ausgemusterten Exemplaren und schnappte sich eine neue, und während er das arme Ding nahezu anknurrte, stieß sein Magen ein hohles Grummeln aus.
    »D u musst auch etwas essen«, mahnte sie.
    Er grunzte, doch sie wusste nicht, ob diese Zustimmung der Erdbeere galt oder ihrer Bemerkung – vermutlich Ersteres.
    Als Autumn zubiss und kaute, legte er die Arme in den Schoß und starrte auf ihren Mund, als wäre er bereit, ihr wenn nötig noch beim Schlucken zu helfen.
    In diesem stillen Moment dachte sie, wie sehr er sich seit dem Sommer verändert hatte. Er hatte deutlich zugelegt und war massig geworden. Er war schon immer kräftig gewesen, aber jetzt wirkte er regelrecht mammuthaft. Und doch sah er nicht unattraktiv oder aufgeblasen aus. Seine Muskeln spannten sich bis zum Äußersten, und an seinem Körper gab es kein Gramm Fett. Er war wohlproportioniert, und sein Gesicht war schlank geblieben, aber es war nicht mehr hager, und seine Haut hatte die graue Blässe verloren, die Autumn gar nicht aufgefallen war, bis wieder Farbe in seine Wangen kam.
    Nur die weiße Haarsträhne blieb ihm als Beweis dafür, was er alles durchgemacht hatte.
    Wie oft dachte er wohl an seine Wellesandra? Hing er ihr immer noch nach?
    Natürlich tat er das.
    Plötzlich spürte sie einen

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