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Black Dagger 20 - Schattentraum

Black Dagger 20 - Schattentraum

Titel: Black Dagger 20 - Schattentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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sein Mund öffnete sich, als unterstünde er ganz ihrem Befehl.
    Layla handelte schnell, um diese Ergebenheit auszunutzen – denn zweifelsohne würde sie nicht lange anhalten. Sie biss sich ins Handgelenk, hielt ihm den Arm über die Lippen und ließ die Tropfen fallen.
    Als ihr Blut seine Lippen berührte, stieß er einen Laut aus, der ihr den Atem verschlug: ein Stöhnen von unendlicher Dankbarkeit und – nach ihrem Dafürhalten grundloser – Ehrfurcht.
    Oh, wie er sie anblickte, so lange, bis die Wiese, der Baum, die beiden anderen Vampire verblassten und Layla nur noch diesen einen Vampir sah, den sie nährte.
    Getrieben von einem Impuls, dem sie sich nicht widersetzen wollte, senkte sie den Arm … bis er seinen Mund berührte. Das tat sie in der Regel nicht, gegenwärtig ließ sie es nicht einmal bei Qhuinn zu. Aber sie wollte wissen, wie sich der Mund dieses Soldaten auf ihrer Haut anfühlte …
    Sobald es zum Kontakt kam, stieß er wieder diesen Laut aus, und dann versiegelten seine Lippen die beiden Bissstellen. Er tat ihr nicht weh. Obwohl er so groß war und völlig ausgehungert, hielt er sich zurück. Er sog vorsichtig und sah sie dabei unverwandt an, so als würde er sie beschützen, obgleich er doch selbst der Schutzbedürftige war in seinem Zustand.
    Die Zeit verstrich, und sie wusste, dass er viel von ihr nahm, aber es kümmerte sie nicht. Sie wäre für immer auf dieser Wiese geblieben, unter diesem Baum … verbunden mit diesem tapferen Soldaten, der beinahe sein Leben gegeben hatte im Kampf gegen die Gesellschaft der Lesser.
    Sie erinnerte sich, etwas Ähnliches bei Qhuinn empfunden zu haben, dieses Gefühl, am Ziel angekommen zu sein, obwohl sie gar nicht bemerkt hatte, dass sie auf einer Reise war. Aber dieses Gefühl heute stellte alles Vorangegangene in den Schatten.
    Es war überwältigend.
    Und doch … warum sollte sie einem solchen Gefühl vertrauen? Vielleicht war es nur eine ausgeprägtere Version von dem, was sie für Qhuinn empfunden hatte. Oder vielleicht war es einfach die Art, wie die Jungfrau der Schrift den Fortbestand des Volkes sicherstellte, reine Biologie, die über den Verstand siegte.
    Dann aber schob sie diese frevelhaften Gedanken beiseite und konzentrierte sich ganz auf ihre Aufgabe, ihre Bestimmung, ihren kleinen Beitrag im Dienste der Spezies, jetzt, da sich die Aufgaben der Auserwählten so stark reduziert hatten.
    Soldaten von Wert mit Blut zu versorgen war alles, was den Auserwählten geblieben war. Alles, was es in ihrem Leben noch gab.
    Statt an sich selbst zu denken und an ihre Gefühle, musste sie der Jungfrau der Schrift danken, dass sie rechtzeitig gekommen war, um ihre heilige Pflicht zu erfüllen … und dann musste sie zum Anwesen der Bruderschaft zurückkehren, um weitere Möglichkeiten zu finden, wie sie von Nutzen sein konnte.

16
    »W as hat sich verändert, John?«
    Im Schlafzimmer, das er und Xhex einmal geteilt hatten, trat John vor die Fenster und spürte die Kälte durch die klaren Scheiben dringen. Der Garten unter ihm wurde von der Sicherheitsbeleuchtung angestrahlt, und im falschen Mondschein schien der Mörtel um die Schieferplatten der Terrasse zu phosphoreszieren.
    Er ließ den Blick über den Garten schweifen, aber es gab nicht viel zu sehen. Alles war für den Winter vorbereitet, die Blumenbeete waren mit Vlies zugedeckt, die Obstbäume präpariert, das Wasser aus dem Schwimmbecken abgelassen. Vereinzelt wehten Blätter von den Ahornbäumen und Eichen am Waldrand über das gemähte, sich bräunlich verfärbende Gras, als hätten sie kein Zuhause und suchten eine Bleibe.
    »J ohn. Was zur Hölle ist los?«
    Letztlich hatte Xhex abgelehnt, und er machte ihr keinen Vorwurf. Hundertachtziggradwendungen waren verstörend, und im richtigen Leben gab es nun mal keine Sicherheitsgurte oder Airbags.
    Aber wie sollte er sich erklären?
    Schließlich drehte er sich um, hob die Hände und gebärdete: Du hattest recht.
    »I n welcher Hinsicht?«
    Na, in jeder, dachte er, und teilte ihr Folgendes mit:
    Gestern Nacht habe ich zugesehen, wie sich Qhuinn in die Gefahr gestürzt hat – allein. Wrath lag am Boden, wir mussten in Deckung gehen, die Bruderschaft war noch nicht zur Verstärkung eingetroffen – die Kugeln flogen uns um die Ohren. Xcors Bande hatte uns umzingelt, und uns lief die Zeit davon, weil Wrath getroffen war. Und Qhuinn … Qhuinn wusste, dass er draußen mehr ausrichten konnte – er wusste, dass wir Wrath nur lebend retten konnten,

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