Black Jack: Bei Anruf Mord!
ausschalten konnte, hat er seine Beziehungen spielen lassen und den Polizeipräsidenten von Philadelphia angerufen.“
Joe wusste es bereits. „Tut mir Leid, Nick. Tut mir wirklich Leid.“
Nick beschloss, Joes Anfall von echter Reue auszunutzen, um eine letzte Frage zu stellen. „Was für einen Wagen fährt Webber? Ich meine nicht die Limousine.“
„Einen Mercedes. Warum?“
„Reine Neugier.“ Nick schwieg einen Moment. Ein Mercedes sah einem Lexus sehr ähnlich, vor allem von hinten. Konnte Kelly sich geirrt haben? Wenn man ihre Verfassung und den Schneesturm an diesem Abend in Betracht zog … „Welche Farbe hat er?“
Joes Augen wurden schmal, aber er beantwortete die Frage. „Schwarz.“
Nick holte tief Luft und schaute über die Gräber hinweg in die Ferne.
Joe legte seine Hand auf Nicks Schulter und drückte sie. „Lass es gut sein, mein Junge. Bitte.“ Dann warf er einen letzten Blick auf Patricks Grab und ging fort, die Hände in den Manteltaschen vergraben.
Als er verschwunden war, drehte Nick sich wieder zum Grab seiner Eltern um und kniete sich hin. „Ich werde herausfinden, wer dich da hineingebracht hat, Dad“, murmelte er. „Und wenn es das Letzte ist, was ich tun werde.“
35. KAPITEL
E s hatte Kelly einen halben Tag gekostet, aber dann hatte sie die passende Garderobe für ihre Rolle als Koproduzentin der Trumbull Productions gefunden. Ihr war es zwar ein bisschen peinlich gewesen, der jungen Verkäuferin mit den blutrot lackierten Fingernägeln klarzumachen, dass die beiden winzigen, neonfarbenen Miniröcke für sie selbst waren, aber in ihrem Job gehörte es nun einmal dazu, sich manchmal etwas dumm vorzukommen.
In einem anderen Geschäft hatte sie eine kleine blonde Perücke gefunden, mit der sie aussah wie Twiggy, das Supermodel der sechziger Jahre.
Privatdetektiv Alan Braden, Nicks Freund und bereitwilliger Komplize, war auch nicht untätig gewesen. Die letzten Stunden hatte er damit verbracht, Nachtclubs in Miami ausfindig zu machen, deren Stars Travestiekünstler waren. Die Liste hatte er an Nick gefaxt.
Mit ihrer Hilfe hatte Nick jedes Etablissement angerufen und den Besitzern mit perfektem britischen Akzent erklärt, wer er war und was er wollte. Nur einer hatte sich glattweg geweigert, aber die anderen waren bereit, Castings für ihre Hauptattraktionen zu arrangieren.
Am frühen Montagmorgen flogen Nick und Kelly los und landeten um halb elf in Miami. Nachdem sie im Eden Roc Hotel in Key Biscayne eingecheckt und sich mit Detective Quinn in Verbindung gesetzt hatten, waren sie in den Mietwagen gestiegen und zu ihrer ersten Verabredung gefahren – dem Club Noche in Miami Beach.
Der Besitzer, ein Mann mit dem unwahrscheinlichen Namen Marco Polo, begrüßte sie persönlich. Er legte seinen Arm um Kellys Schulter und führte sie an einen Tisch in der ersten Reihe. Kelly bemühte sich angestrengt, Marcos Blicke auf ihre Beine und sein Augenzwinkern zu ignorieren. Sie schob ihren Stuhl näher zu Nick und setzte sich hin, bereit für die Show.
Um vier Uhr nachmittags hatten sie vier Nachtclubs im Umkreis von dreißig Kilometern besucht und ein halbes Dutzend Entertainer begutachtet. Nicht einer von ihnen hatte auch nur im Entferntesten Ähnlichkeit mit Enrique, und die Aussicht, dass Magdalenas Bruder von Trumbull Productions gehört hatte und sich melden würde, wurde von Stunde zu Stunde geringer.
Als sie auf der Strandterrasse des Eden Roc saßen, ihre gekühlten Piña Coladas schlürften und ein Kreuzfahrtschiff beobachteten, das weit draußen vor Anker lag, versuchte Kelly, Optimismus zu verbreiten. Aber tief in ihrem Inneren fürchtete sie, dass Nicks genialer Plan gescheitert war. Entweder hatte er Enrique total unterschätzt, oder der Mann hielt sich nicht hier, sondern in einer anderen Stadt auf.
Nick ließ sich jedoch durch ein paar Rückschläge nicht entmutigen. „Wann ist das nächste Casting?“ fragte er und schaute in das Terminbuch neben Kellys Ellbogen.
„Um sechs. Und es ist nicht weit von hier. Wenn wir jetzt aufbrechen, könnten wir hinlaufen und rechtzeitig dort sein.“
Nick schob seinen Stuhl zurück. „Worauf warten wir also noch?“
Der Club Antigua war zu Kellys Überraschung ein erstklassiges Speiserestaurant mit weißen Tischdecken, weichem Kerzenlicht und einer Fünf-Mann-Combo, die sich gerade einspielte, als sie eintrafen.
Der Besitzer erzählte ihnen, dass Carlos Fuentes seit mehr als einem Jahr der Star des Antigua war. Vorher
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