Black Jack: Bei Anruf Mord!
als ob er sein Publikum umarmen wollte. Schau dir an, wie seine Augen glänzen, während er den Anblick des voll besetzten Saals in sich aufnimmt.“
„Ich verstehe nicht. Worauf willst du hinaus?“
„Der Mann lebt für den Applaus, die Bewunderung, den Ruhm.“
„Das kannst du alles aus dieser Videokassette erkennen?“
„Die Analyse von Körpersprache gehört zu den Grundelementen der Polizeiausbildung.“
„Okay, Enrique blüht auf bei Erfolg. Aber ich verstehe immer noch nicht …“
„Es muss verdammt schwer gewesen sein“, überlegte er, „das alles aufzugeben.“
„Er hatte doch keine andere Wahl, oder? Entweder das oder das Risiko, im Gefängnis zu landen, möglicherweise sogar zum Tode verurteilt zu werden.“
Nick drehte sich zu ihr um. „Glaubst du, dass er jemals daran gedacht hat, ins Showbusiness zurückzukehren?“
„Auf die Gefahr hin, verhaftet zu werden, sobald er einen Fuß auf die Bühne gesetzt hat?“ Kelly schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht.“
Nick lehnte sich in seinen Stuhl zurück und streckte seinen langen Beine aus. „Nicht einmal für den Auftritt seines Lebens?“
Kellys Augen wurden schmal. „Und wie sollte dieser Auftritt aussehen?“
„Eine einzige, großartige Live-Performance, die weltweit in Millionen von Haushalten übertragen wird.“
„Aber das wäre doch der reinste Selbstmord. Wenn er wirklich so berühmt war, wie es in dem Polizeibericht steht, dann würde er doch sofort erkannt werden.“
„Das spielt keine Rolle, denn zum Zeitpunkt der Ausstrahlung wäre Enrique schon weit, weit fort.“
Enriques Schwanengesang. Keine schlechte Idee. „Ein letzter großartiger Auftritt“, murmelte Kelly. „Einer, von dem er für den Rest seines Lebens zehren kann.“
„Genau.“
„Das ist gut“, gab sie zu. „Es gibt nur einen Haken.“
Er beugte sich zu ihr hinüber, um sie zu küssen. „Liebling, du bist ein unverbesserlicher Pessimist. Aber ich bin ja geduldig. Wo ist denn dein Haken?“
„Wer sollte Enrique diesen großartigen Auftritt anbieten?“
Er grinste und breitete die Arme aus. „Darf ich dir Richard Trumbull vorstellen, Chef der Trumbull Productions, einer absolut angesagten Produktionsfirma aus London mit einem Büro in New York? Zu unseren ehrgeizigsten Projekten gehört eine gigantische, glitzernde Las Vegas-Revue mit den derzeit berühmtesten Travestiekünstlern.“
Kelly starrte ihn mit offenem Mund an. „Du willst dich als Fernsehproduzent ausgeben?“
„Nicht nur ich. Du bist auch mit von der Partie – als meine Assistentin.“
„Assistentin?“ sagte sie verächtlich. „So was wie ein Mädchen für alles?“
„Na gut, meine Partnerin.“
Kelly schwieg einen Moment. Der Plan war originell, steckte aber voller Unwägbarkeiten. „Ich weiß nicht, Nick. Enrique ist kein Dummkopf. Im Gegenteil, er muss verdammt geschickt sein, wenn er die ganzen Jahre landesweit gesucht und nicht gefunden wurde.“
„Das heißt?“
„Das heißt, dass er deine angebliche Produktionsfirma bestimmt überprüfen wird.“
„Auch das habe ich berücksichtigt. Morgen früh lässt sich mein Freund Alan als Erstes einen zweiten Telefonanschluss in sein Büro legen. Sollte Enrique uns tatsächlich überprüfen, wird Alan auf den Plan kommen und ihm erklären, dass dies Trumbulls erste amerikanische Produktion ist und dass wir den Markt mit einer spektakulären Aktion erobern wollen. Und deshalb suchen wir ja nach den Allerbesten. Außerdem wird er jedem Anrufer erzählen, dass wir uns nur kurz in den Staaten aufhalten – 24 Stunden. Wenn Enrique sich also nicht schnell entscheidet, wird er seine Chance verpassen.“
Kelly war noch immer skeptisch. „Wird er nicht misstrauisch werden, wenn er hört, dass wir ausgerechnet nach ihm suchen?“
„Das tun wir doch gar nicht. Wir gehen von Nachtclub zu Nachtclub und schauen uns die Entertainer an.“
Wieder einmal wünschte Kelly, sie wäre selbst auf diese Idee gekommen. „Du möchtest also lieber, dass Enrique zu dir kommt als umgekehrt.“
„Mein Gott, jetzt hat sie’s“, parodierte Nick den begeisterten Professor Higgins aus „My Fair Lady“. Sein britischer Akzent war gar nicht so schlecht.
„Wie soll Enrique denn erfahren, dass wir Castings machen?“
„Das wird er schon heraus finden. Die Welt der Entertainer ist sehr klein, egal, ob sie in New York, Las Vegas oder Miami arbeiten. Ihr Netzwerk funktioniert darüber hinaus ausgezeichnet. Was immer Enrique im
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