Black Jack: Bei Anruf Mord!
herausbekommen?“
Er gab keine Antwort.
„Mein Gott, Ward, wie konnten Sie eine so wichtige Information vor uns allen geheim halten?“
„Ich konnte es Ihnen nicht sagen. Ich konnte es niemandem sagen.“
„Und warum nicht?“
„Weil ich Jonathan mein Wort darauf gegeben habe!“ Sofort entschuldigte er sich. „Tut mir Leid, Kelly, ich wollte nicht laut werden. Ich …“
Sie unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „Machen Sie sich darüber keine Sorgen.“ Sie wartete, bis er seine Fassung zurückgewonnen hatte, ehe sie fortfuhr: „Ich verstehe Ihre Haltung, das Vertrauen eines Freundes nicht zu missbrauchen. Aber hier geht es um sehr wichtige Dinge. Jonathans Leben könnte in Gefahr sein.“
Ward starrte auf seine Hände. Als das Schweigen eine ganze Minute lang gedauert hatte, fühlte sich Kelly immer unbehaglicher. „Ward! So sagen Sie doch etwas.“
Er nickte. „Ja. Gut. Ich denke, es spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr.“
„Was?“
„Jonathan wollte sich Geld leihen.“
Kelly stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Nachdem sie sich alle möglichen Vergehen ausgemalt hatte, die Ward begangen haben könnte, war es für sie eine große Erleichterung, dass Jonathan Geld borgen wollte. „Wofür brauchte er das Geld?“
„Das wollte er mir nicht sagen.“
„Haben Sie ihn nicht gefragt?“
„Selbstverständlich, sogar mehrmals während des Essens. Aber er weigerte sich, mit mir darüber zu sprechen.“
„Wieviel Geld brauchte er denn?“
„Hunderttausend Dollar.“
„Meine Güte.“
„Ich weiß. Ich war auch schockiert. Zuerst hatte ich angenommen, er habe gespielt und müsse das Geld einem Kredithai zurückzahlen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Casino-Angestellter – sogar einer aus der Chefetage – dem Glücksspiel verfällt. Dann habe ich mich gefragt, ob er vielleicht erpresst wird.“
„Von wem?“
„Zuerst habe ich an eine Frau gedacht, aber Jonathan hat energisch bestritten, eine Affäre zu haben.“ Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. „In Anbetracht der Tatsache, dass wir nun über Magdalena Montoya Bescheid wissen, lag ich gar nicht so falsch, oder?“
„Haben Sie ihm das Geld gegeben?“
Ward lachte kurz auf. „Oh Kelly, woher sollte ich so viel Geld nehmen, ohne dass mein Vater es merken würde? Ich bin zwar Direktor der Eastland Bank, aber mein Vater ist immer noch Vorstandsvorsitzender, und einer, der seine Augen überall hat.“
„Was ist mit Cecily?“
„Nun ja, Cecily hätte sicherlich die Mittel, um Jonathan helfen zu können, und sie hätte es auch getan, und wenn es nur darum gegangen wäre, der Familie einen Skandal zu ersparen. Aber Jonathan hat mich schwören lassen, zu keinem ein Wort zu sagen – am allerwenigsten zu Cecily.“
„Und was passierte dann?“
„Wir haben zu Ende gegessen, wobei Jonathan seine Speisen kaum angerührt hat. Ich habe die ganze Zeit versucht, sein Vertrauen zu gewinnen. Zwischen ihm und mir herrschte immer ein gutes Verhältnis, und ich hatte gehofft, ihm helfen zu können, egal, wie groß das Problem sein mochte. Wenn schon nicht mit Geld, dann wenigstens mit einem Ratschlag oder moralischer Unterstützung.“
Als er sie wieder anschaute, sah Kelly Tränen in seinen Augen, und sie wusste, dass sie echt waren. „Im Nachhinhein wünsche ich mir, dass ich mich anders verhalten hätte und vielleicht doch zu meinem Vater gegangen wäre.“
Kelly konnte sich allerdings nicht vorstellen, dass Monroe Sanders hunderttausend Dollar ausgegeben hätte, ohne eine Gegenleistung, zum Beispiel einen beträchtlichen Gewinn, zu erwarten. In Finanzkreisen war der alte Mann als gewitzter Geschäftspartner bekannt und auch als rücksichtslos, wenn es die Umstände erforderten. Kelly hatte diese Seite seines Charakters oft erlebt, besonders im Umgang mit Ward, den er wie einen Dienstboten behandelte statt wie den Präsidenten seiner Bank.
„Sie sind sich doch im Klaren darüber, dass Sie es Victoria erzählen müssen.“
„Warum? Was würde das bringen?“
„Sie ist Jonathans Frau, und sie muss alles wissen, was in Zusammenhang mit seinem Verschwinden steht, egal, wie unangenehm es ist. Außerdem weiß sie, dass ich im Pink Seagull war, und wartet darauf zu erfahren, was ich herausgefunden habe. Ich werde sie nicht belügen, Ward.“
„Das erwarte ich auch gar nicht von Ihnen.“
„Dann sagen Sie es ihr“, drängte sie, „bevor Sie nach Baltimore fahren.“
Er nickte und erhob
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