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Black Jack: Bei Anruf Mord!

Black Jack: Bei Anruf Mord!

Titel: Black Jack: Bei Anruf Mord! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Tochter.“
    Sie war eine kleine, rundliche Frau, eine gut aussehende Italienerin, die seit dreißig Jahren die gleiche Frisur trug. Um die Taille hatte sie eine weiße Schürze gebunden, die mit Tomatensauce bespritzt war.
    „Wo bist du gewesen?“ fragte sie, als Kelly sie auf die Wange küsste. „Den ganzen Tag habe ich versucht, dich zu erreichen.“
    Statt einer Antwort nahm Kelly sich ein Stück von einem Brot, das auf der Küchentheke lag, und tauchte es in einen köchelnden Topf.
    „Ich habe sogar Victoria angerufen. Sie sagte, sie wüsste nicht, wo du bist, aber sie klang irgendwie komisch.“ Connie warf Kelly einen ihrer „Du-kannst-mich-nicht-zum-Narrenhalten“-Blicke zu. „Als ob sie mich angelogen hätte.“
    „Ma, ich bin 35 Jahre alt. Ich muss dir doch wohl nicht sagen, wo ich jede Minute des Tages verbringe.“
    „Klar musst du das. Ich bin schließlich deine Mutter.“ Sie beobachtete Kelly beim Kauen. „Wie ist die Sauce?“
    Kelly machte eine zustimmende Geste mit Daumen und Zeigefinger.
    „Glaubst du, es muss mehr Basilikum hinein? Benny sagt, dass ich nie genug davon nehme.“
    Kelly hatte keine Ahnung. Das Basilikum konnte sie ohnehin nicht herausschmecken. „Es ist gut so, Ma. Ich mag sie.“
    „Erzähl das Benny.“ Connie nahm eine Schüssel mit selbst gemachter Pasta aus dem Kühlschrank und stellte sie auf die glänzende Arbeitsplatte aus Edelstahl. „Wirst du jetzt meine Frage beantworten, oder willst du den ganzen Abend darüber schweigen?“
    Kelly überlegte, ob sie lügen sollte – vielleicht eine alte Freundin erfinden, die sie seit den Collegetagen nicht mehr gesehen hatte. Doch plötzlich empfand sie ein Schuldgefühl, dass sie einhüllte wie ein unangenehmer Geruch, und sie konnte es nicht fertig bringen, die Unwahrheit zu sagen.
    „Ich war in Miami.“
    Connie ließ die Schüssel los. „In Miami? Da, wo sie
Miami Vice
drehen?“
    Die populäre Serie lief schon seit Jahren nicht mehr im Fernsehen, aber Connie schaute sich die Folgen auf einem Kabelkanal an. Kelly und ihr Bruder machten sich oft über Connies Schwärmerei für Don Johnson lustig. „Ja, Ma, genau dieses Miami.“
    „Du hast die Stadt verlassen, ohne mir Bescheid zu sagen?“
    „Ich bin sehr früh geflogen. Du warst noch gar nicht aufgestanden.“
    „Was hast du denn in Miami gemacht?“
    „Ich habe Jonathan gesucht. Er ist verschwunden.“
    Connie griff sich mit der Hand an die Brust. „Victorias Jonathan?“
    Kelly nickte und erzählte ihrer Mutter von den jüngsten Ereignissen. Den Überfall vor dem Salamander erwähnte sie allerdings mit keinem Wort, und auch Nicks Rettungsaktion verschwieg sie. Das Erstere hätte sie in Panik versetzt, und das Letztere hätte sie auf romantische Gedanken gebracht, die diese notorische Heiratsvermittlerin nur zu gerne hatte. Connie und Nick hatten sich nur einmal getroffen. Sie hatte ihn als Dank für seine Hilfe bei einer Recherche ins San Remo eingeladen. Beim Abschied hatte Connie ihn auf beide Wangen geküsst und ihm Berge von Lasagne und Käsekuchen geschenkt. Dann hatte sie ihm zu Kellys größtem Entsetzen auch noch gesagt, dass er und sie ein sehr schönes Paar abgaben und sie öfter miteinander ausgehen sollten. Kelly war das so peinlich gewesen, dass sie es danach wochenlang vermieden hatte, Nick zu treffen, und in das Restaurant hatte sie ihn auch nie wieder eingeladen.
    Als sie ihren Bericht beendet hatte, drohte Connie ihr mit einem Löffel. „Du kannst es wohl nicht lassen, Kelly. Du bringst dich in Gefahr. Mir gefällt das nicht. Lass doch die Polizei nach Jonathan suchen.“
    „Vermisste Personen genießen bei der Polizei keine hohe Dringlichkeit, Ma. Die in Miami macht da keine Ausnahme. Ein paar Tage lang halten sie nach ihm Ausschau, und dann beschäftigen sie sich wieder mit etwas anderem.“
    „Dann sag Victoria, sie soll einen Privatdetektiv engagieren.“
    Kelly tauchte ein zweites Stück Brot in die Sauce.
    „Vielleicht hätte ich dir besser nichts erzählen sollen, Ma. So, wie ich es mir vorgenommen habe.“
    Connie sah verletzt aus. Das konnte sie gut. Besser noch als Kellys Großmutter, die es in dieser Kunst zur Vollendung gebracht hatte. „Du würdest deine Mutter anlügen?“
    Warum hatte sie bloß nicht ihren Mund gehalten? „Ich habe dich nicht angelogen, Ma. Ich habe nur darüber nachgedacht.“
    Diesmal geriet der Löffel gefährlich nahe an Kellys Nase. „Dein Beruf wird mich noch mal umbringen. Weißt du

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