Black Jack: Bei Anruf Mord!
sich, als sie aufstand. Aber statt sie zur Tür zu begleiten, blieb er stehen. „Cecily hat mir erzählt, dass sie Sie gebeten hat, die Suche aufzugeben.“
„Hat sie Ihnen auch gesagt, dass ich mich geweigert habe?“
„Ja.“ Er befeuchtete seine Lippen. „Ich hatte gehofft, Sie würden es sich noch einmal überlegen.“
„Ach, Ward.“ Kelly versuchte gar nicht erst, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Nicht auch noch Sie.“
„Die Situation hat sich geändert, Kelly.“ Seine Stimme klang jetzt energischer. „Zuerst habe ich auch gesagt, dass wir alles Mögliche unternehmen sollten, um Jonathan zu finden. Aber jetzt, wo diese schmutzige Sache mit der Stripperin ans Licht gekommen ist und er möglicherweise eine Anklage wegen Drogenhandels zu erwarten hat, bin ich der gleichen Meinung wie Cecily. Jonathan zum Zurückkehren zu zwingen, könnte unserer Familie eine Menge hässlicher unerwünschter Publicity bescheren.“
„Und was ist mit Victoria?“
„Victoria braucht Zeit, sich über ihre Gefühle klar zu werden.“
„Das ist sie schon. Sie möchte ihren Mann wiederhaben.“
„Sie weiß nicht, was sie will!“
Tief in ihrem Innern fühlte sie sich plötzlich unbehaglich. Jetzt hatte Ward sie bereits zum zweiten Mal angeschrien. Das war äußerst ungewöhnlich für einen Mann, der nie seine Beherrschung verlor. Was war bloß mit ihm los? Hatte Cecily ihn etwa endgültig davon überzeugt, dass es besser wäre, wenn Jonathan nicht gefunden wurde? Oder verheimlichte er etwas anderes?
„Ich gehe jetzt wohl besser“, sagte sie barsch. „Diese Unterhaltung bringt uns nicht weiter.“
„Sie sind verärgert.“
„Da haben Sie verdammt noch mal Recht. Ich verstehe Sie nicht, Ward. Und auch nicht Cecily. Sie sagen beide, dass Sie Victoria lieben, aber hinter ihrem Rücken haben Sie sich dagegen verschworen, dass sie wieder mit dem Mann zusammenkommt, den sie liebt. Warum?“
„Wir wollen nicht, dass sie verletzt wird.“
„Und ich will das? Ist es etwa das, was Sie denken?“
Als er keine Antwort gab, schüttelte Kelly den Kopf, verließ das Zimmer und ging in die Halle. Adrian, den Kelly einmal damit aufgezogen hatte, mit Radar ausgerüstet zu sein, stand schon mit ihrem Mantel über dem Arm an der Tür. Ehe er ihr hineinhelfen konnte, hatte sie ihn von seinem Arm gerissen, bedankte sich kurz angebunden und ging hinaus.
Zwanzig Minuten später dachte Kelly immer noch an ihr merkwürdiges Gespräch mit Ward, als sie auf der Broad Street in Höhe eines Zeitungskiosks vor einer roten Ampel anhielt. Am Straßenrand lag, zu einem hohen Stapel aufgebaut, die
Daily News
, und ihr Auge blieb an der schreienden Schlagzeile hängen.
Casino-Chef aus Atlantic City spurlos verschwunden.
Schnell kurbelte sie ihr Fenster herunter. „Hallo“, versuchte die Aufmerksamkeit des Zeitungsverkäufers auf sich zu lenken. Als er sich umdrehte, hielt sie zwei Dollarnoten aus dem Fenster. „Bitte die
Daily News
. Rasch, bevor es grün wird.“
Mit geübter Schnelligkeit griff der Mann nach einem Exemplar, lief zu ihrem Wagen und gab ihr das Wechselgeld genau in dem Moment, als die Ampel umschaltete. Hinter ihr hupten bereits einige ungeduldige Verkehrsteilnehmer. „Ich fahr ja schon“, schrie Kelly.
Sie musste bis zur nächsten Ampel warten, ehe sie den kurzen Artikel lesen konnte:
Jonathan Bowman, einer der Vizepräsidenten des Chenonceau Hotel-Casinos in Atlantic City, wird vermisst, seit er gestern Morgen sein Haus in Bryn Mawr verlassen hat.
Nach Auskünften von Flughafenangestellten und der Polizei in Miami nahm Bowman am späteren Morgen eine Maschine nach Miami und stieg im Encantado, einem Motel am Ort, ab. Am Abend explodierte eine Bombe in Bowmans Zimmer. Zwei Gäste des Motels wurden getötet, sechs weitere verletzt.
Bis jetzt ist noch unklar, ob es sich bei den sterblichen Überresten, die in Zimmer 116 gefunden wurden, um Mr. Bowman handelt.
Die Polizei von Philadelphia steht in ständigem Kontakt zu den Kollegen in Miami, will sich aber zu der Angelegenheit nicht äußern. Jonathan Bowman, der aus Delaware stammt, ist der angeheiratete Neffe von Cecily Sanders, der Vorstandsvorsitzenden und Präsidentin der Norton-Stiftung, einer der größten Wohltätigkeitsorganisationen des Landes.
Weder Mrs. Sanders noch Bowmans Ehefrau Victoria waren für eine Stellungnahme erreichbar.
Kelly warf die Zeitung auf den Beifahrersitz und dankte Detective Quinn im Stillen. Er hatte sich an sein
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