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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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gebrochen. Gunarr war so wütend, dass er sein Messer aus der Jacke geholt und es dem Penner in den Bauch gestoßen hat. Der hat sofort angefangen zu bluten wie aus einem Zapfhahn, und Gunarr hat auf ihn eingeschrien. Der Penner hat nur noch leicht gestöhnt, als er vor unseren Augen verblutet ist. Dann ist Gunarr trotz der Betrunkenheit bewusst geworden, was er da getan hat. Ich war das nicht, ich war das nicht, ich hab ihn nur geritzt, ich hab ihn nur geritzt, hat er immer wieder gesagt. Wir haben den Penner ins Hafenbecken geworfen. Wenn man an der Stelle nach ihm taucht, findet man vielleicht noch ein paar Knochen oder Zähne. An der Stelle gibt es keine Strömung.«
    »Das kann ich mir einfach nicht vorstellen«, sagte ich. »Und außerdem heißt es, du hättest in Stavanger jemanden umgebracht.«
    »Natürlich heißt es das. King Therion war’s, das personifizierte Böse«, lachte Raske.
    »Gunarr kann so was gar nicht«, sagte ich.
    »Du hast Gunarr noch nie richtig betrunken erlebt. Er trinkt ja auch nicht mehr so viel.«
    »Warum soll ich dir das glauben?«, fragte ich.
    »Warum nicht?«, fragte Raske zurück.
    »Und warum erzählst du mir das überhaupt?«
    »Weil ihr die Wahrheit wissen sollt. Ihr steckt schließlich tief genug in der Sache drin«, sagte Raske.
    »Was soll das für eine Wahrheit sein: dass du niemanden umgebracht hast, dass du nicht wusstest, dass Motzfeld in der Kirche war, dass du nichts mit Baalberiths Tod zu tun hast, dass du eigentlich nur ein Idealist und kein mordlustiger Verrückter bist?«, fragte ich.
    »Wenn du so fragst, ja«, sagte Raske.
    »Ich gehe jetzt da runter«, sagte ich.
    »Ich halt dich nicht auf«, sagte Raske.
    »Dann geh ich jetzt«, sagte ich.
    »Auf Wiedersehen, Sigfried«, sagte Raske auf Deutsch.
    Ich kletterte eilig den Hang hinunter und lief bis zu dem Gittertor mit den Nichtraucher-Schildern. Das Feuerzeug von Aasen war die einzige Lichtquelle. Ich stieg über das Gitter und gelangte zu dem Eingang. Die Tür war aufgebrochen und nur angelehnt. Ich hörte, wie jemand eine Art Gebet auf Norwegisch herunterleierte. Ich entschied mich für einen Auftritt mit Nachdruck und trat mit dem Fuß die Tür nach innen auf.

26: FEUER
    Der Mandel ging zu Boden, als ich ihm die Tür der Fantoft-Stabkirche in den Rücken trat. Deshalb sah ich ihn zunächst auch nicht, sondern nur den dämlichen Håvard in seiner fantasielosen Schwarz-Weiß-Schminke und den deutlich extravaganter bemalten Myklebust, dem gerade eine brennende Papierfackel aus der Hand gefallen war, die einen riesigen Papierhaufen neben ihm in Brand setzte.
    » Du bist der neue Gitarrist von Utgang? Kannst du überhaupt Gitarre spielen?«, sagte ich zu Håvard.
    »Leck mich am Arsch«, sagte Håvard und warf seine Papierfackel in den Papierhaufen bei den Bänken links neben ihm.
    »Du bist doch viel zu spießig für eine Band«, sagte ich, während Håvard praktisch schon mitten im Anlauf war, um mich zu Boden zu werfen. Als er dann über mir lag, atmete ich schon den beißenden Rauch ein. Nicht erst seit dem Brandanschlag auf Aasen wusste ich, dass wir nur ein paar Minuten in dem engen Kirchenschiff hatten, bevor wir alle an einer Rauchvergiftung starben. Håvard holte mit der Faust in Richtung meines Gesichts aus, aber der Fuß vom Mandel traf ihn vorher am Kopf, und Håvard rollte von mir herunter und rührte sich nicht mehr. Der italienische Lederschuh vom Mandel war zu einer veritablen Nahkampfwaffe herangereift. Myklebust lief an uns vorbei aus der Kirche.
    »Danke, und sorry wegen der Tür«, sagte ich zum Mandel, während der versuchte, die Reste von Håvards Fackel mit dem Fuß auszutreten. Sein Gesicht war schwarz angemalt, er sah aus wie ein Kaminkehrer. Der Rauch nahm uns allmählich die Sicht, und ich sagte: »Lass uns abhauen.«
    »Den können wir nicht hierlassen«, sagte der Mandel und zog an Håvards linkem Arm. Ich zog am rechten, und gemeinsam schleiften wir ihn aus der Kirche. Hinter uns kroch der Rauch her wie ein Waran. Wir schleppten Håvard bis zum Holztor. Noch war kein Feuer an der schuppigen Außenhaut der Kirche zu sehen.
    »Wir müssen die Feuerwehr rufen«, sagte ich.
    »Mein Akku ist leer«, sagte der Mandel.
    »Und mein Telefon ist kaputt«, sagte ich.
    »Nimm das Telefon von Håvard«, sagte der Mandel.
    Ich entnahm das Telefon aus der Innentasche von Håvards Jacke.
    »Was machen wir mit ihm?«, fragte ich.
    »Lass ihn liegen. Hier draußen ist er sicher«, sagte der Mandel

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