Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
Vom Netzwerk:
ich.
    »Viel Spaß noch«, sagte Skull und legte auf.
    »Was sagt er?«, sagte Aasen.
    »Er sagt, ich soll zum Feuerwerk gehen, aber ich weiß nicht, was das bedeutet.«
    »Das ist einfach«, sagte Aasen.
    »Nämlich?«
    »Damit meint er die Fantoft-Kirche.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte ich.
    »Weil Raske und ich nach dem Brand der Fantoft-Kirche eine Single mit dem Titel fyrverkeri herausgebracht haben. Das heißt Feuerwerk . Auf dem Cover war ein Foto der brennenden Kirche, das wir aus dem Fernsehen abfotografiert hatten, und die Single wurde nur bei Skull unterm Ladentisch verkauft. An diejenigen, die Bescheid wussten.«
    »Dann wollen sie die Kirche anzünden! Utgang und der Mandel zünden die Fantoft an! Wir fahren da sofort hin«, sagte ich und stellte mir den Mandel mit einer brennenden Fackel und aus irgendeinem Grund in einer Mönchskutte vor.
    »Was ist mit unserem Freund da hinten?«, fragte Aasen.
    »Du fährst ihn ins Krankenhaus, und ich gehe zur Fantoft-Kirche. Setz mich da ab«, sagte ich.
    »Ich komme dann nach«, sagte Aasen.
    »Hast du eine Taschenlampe?«, fragte ich, als wir kurz vorm Hostel waren.
    »Nein, hast du kein Telefon mit einer Taschenlampen-Applikation?«, fragte Aasen.
    »Natürlich nicht«, sagte ich, von so was hatte ich auch noch nie gehört.
    »Dann nimm das Feuerzeug«, sagte Aasen und gab mir ein schwarzes Feuerzeug mit dem Aufdruck Fire To The Fuel. Er hielt an.
    »Fährst du mich nicht zu dem Parkplatz bei der Kirche?«, fragte ich.
    »Nein. Wenn die wirklich die Kirche anzünden, dann will ich nicht, dass jemand meinen Wagen auf dem Parkplatz sieht. Das ist ja nur ein Stück zu laufen. Bis später«, sagte Aasen, und ich stieg aus dem Porsche Carrera, in dem immer noch der ramponierte Demogorgon auf der Rückbank lag. Die letzten Kilometer bis nach Fantoft hatte er keinen Laut mehr von sich gegeben. Ich war höchst nervös, weil ich nicht wollte, dass der Mandel eine Kirche anzündete. Damit würde er ja auch mir und unserem Büro einen Riesenärger einhandeln. Mit leichtem Schwindelgefühl starrte ich an dem Hochhaus empor, in dem wir bis vor Kurzem noch gewohnt hatten. In der Dunkelheit sah es noch mehr wie ein Wachturm aus.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als mich an den Weg zu der Kirche zu erinnern, den ich mit dem Mandel vor ein paar Tagen gegangen war. Vielleicht kennen Sie das: Wenn man sich in Orientierungsfragen auf jemand anders verlässt, ist es so, als wäre man mit einer Augenbinde ans Ziel gebracht worden. Man weiß nichts mehr von dem Weg. Nicht umsonst heißt es »jemandem blind vertrauen«. Zu dem Parkplatz für die Reisebusse zu gelangen war noch das geringere Problem. Doch dann die Strecke durch den Wald. Das Licht des Feuerzeugs hatte einen Radius gerade bis zur Spitze meiner Turnschuhe, und als ich in dem kleinen Waldstück an die erste Weggabelung kam, wusste ich nicht mehr weiter. Ich sengte mir mit dem Feuerzeug den Zeigefinger der rechten Hand an und ließ es fallen. Jetzt stand ich vollkommen im Dunkeln. Ich erinnerte mich an einen Waldspaziergang mit meinem Opa väterlicherseits, als ich fünf war. Ich war nur ein paar Meter vorausgelaufen und nach links abgebogen, ohne auf den Opa zu achten. Als ich mich umsah, erkannte ich meine Umgebung nicht mehr wieder, und obwohl ich nur zwanzig Meter Luftlinie vom Opa entfernt war, dachte ich, ich hätte mich rettungslos verirrt. Ich hab mich auf den Boden gesetzt und geweint, als wäre alles zu Ende. Vielleicht spielte in meine Frustration ein wenig hinein, dass der Opa mich zum wiederholten Male gezwungen hatte, ihn beim Pilzesammeln zu begleiten, und ich Pilzen partout nichts abgewinnen konnte, schon allein weil ich Angst hatte, einen giftigen zu erwischen. Außerdem war mein Opa ein autokratischer Arsch. Im Moment stand ich mindestens genauso verloren mitten in der Nacht in einem norwegischen Wald und wusste nicht weiter. Ich bückte mich ins Dunkel hinein nach dem Feuerzeug. Jemand tippte mir auf die Schulter, und mir entfuhr ein heller kurzer Schrei, was mir im Nachhinein peinlich ist. Es war Raske, und er hatte eine Taschenlampe dabei.
    »Schön, dass du meine Anspielung sofort verstanden hast«, sagte Raske.
    »War ja auch nicht besonders schwer«, sagte ich betont gelassen, um meinen spitzen Schrei in Vergessenheit geraten zu lassen.
    »Dann wollen wir uns mal anschauen, was unsere Freunde da so treiben«, schlug Raske vor.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob wir da dieselben Interessen

Weitere Kostenlose Bücher