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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berni Mayer
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und stieg bereits über den Zaun. Ich folgte ihm, und sobald ich über den Zaun war, machte ich das Feuerzeug an. Ohne uns abzusprechen, rannten wir in die Dunkelheit hinein in den Wald. Bald war ich weit voraus, weil ich von Haus aus deutlich schneller bin als der Mandel. Das Feuerzeug ging aus, es war einmal mehr stockdunkel, ich verlor die Orientierung und blieb vorsichtshalber stehen. Der Mandel rannte mit vollem Schwung in mich hinein, und weil der Mandel trotz seiner geringen Körpergröße kein Leichtgewicht ist, riss er uns beide zu Boden, und wir lagen in dem schlammigen Waldboden ineinander verkeilt.
    »Pass halt auf«, sagte ich.
    »Mach halt das scheiß Feuerzeug an«, sagte der Mandel.
    »Mach halt die Augen auf«, sagte ich.
    »Ist doch sinnlos bei der Dunkelheit«, sagte der Mandel.
    »Augen auf ist nie sinnlos«, sagte ich.
    Umständlich richteten wir uns auf.
    »Wo ist unser Auto?«, fragte ich den Mandel.
    »Beim Hostel«, sagte er, und wir rannten nebeneinander weiter, was aber nur ging, wenn ich mir Zeit ließ. Ich holte Håvards Telefon aus der Hosentasche. Ich hatte keine Ahnung, wie die Nummer des Notrufs in Norwegen lautete. Der Mandel nahm mir das Telefon aus der Hand und tippte im Laufen darauf herum. Dann hielt er es an sein Ohr und sagte auf Englisch: »Die Fantoft-Kirche brennt. Schicken Sie die Feuerwehr.«
    Dann drückte er mir das Telefon wieder in die Hand, und ich schaltete es sofort aus, nicht dass noch jemand von der Polizei zurückrief. Irgendwann fanden wir den Busparkplatz, und ab da gab es auch wieder eine Straßenbeleuchtung. Wir waren beide sterbensvoller Dreck, und der Mandel hatte auch noch das Kaminkehrergesicht, das er sich jetzt mit seinem weißen Hemd so gut es ging sauber wischte. Vom Busparkplatz aus rannten wir weiter zu dem Parkplatz vom Fantoft-Hostel. Der Mandel lief zielstrebig zwischen den parkenden Autos hindurch und sagte dann: »Scheiße.«
    »Was denn?«
    »Das Auto ist weg«, sagte der Mandel.
    »Wieso weg?«
    »Myklebust hat den Schlüssel.«
    »Das ist unser Firmenwagen«, sagte ich.
    »Wir nehmen ein Taxi in die Stadt und gehen in ein Hotel. Ich bin eh müde«, sagte der Mandel.
    Auf dem Weg in die Stadt hörten wir schon die Sirenen, und nur wenig später kamen uns die Feuerwehrwagen entgegen. Wir blieben ehrfürchtig auf dem Bürgersteig stehen, bis sie vorbei waren. Ich hatte ein sehr schlechtes Gewissen wegen dem Brand. Dabei hätte sich eigentlich der Mandel schlecht fühlen sollen, immerhin hätte der ihn von Anfang an verhindern können.
    »Du hast nicht zufällig eine Zigarette?«, fragte der Mandel.
    »Ich rauch doch seit einem halben Jahr nicht mehr«, sagte ich.
    »Stimmt«, sagte er.
    Irgendwann erwischten wir ein Taxi. Es war schwarz.
    »Hast du Geld dabei, weil ich hab kein Bargeld?«, fragte ich den Mandel.
    »Fahren Sie uns in ein Hotel, das nicht zu teuer ist«, sagte ich auf Englisch zu dem Taxifahrer, der uns und seine Rückbank mit großer Sorge musterte, wegen dem Waldbodenschlamm, der an unserer Kleidung haftete.
    »Wir sind hingefallen. Bei einer Nachtwanderung. Sie bekommen ein Trinkgeld«, sagte ich zu dem Taxifahrer, aber der räusperte sich nur. Er fuhr uns zu einem Hotel, das deutlich entfernt vom Zentrum lag, vermutlich wollte er uns einfach möglichst schnell loswerden, statt noch ein paar Kronen herauszuschinden. Das Hotel lag an einer breiten Kreuzung an einem dunklen Park und sah aus wie ein Schloss mit einem schlanken Turm in der Mitte und zahlreichen Zierzinnen auf dem Hauptgebäude. Ich war mir sicher, dass das nicht in die Kategorie nicht zu teuer fiel, hatte aber auch nicht mehr die Energie, mich darüber aufzuregen. Der Mandel bezahlte den Taxifahrer, der jetzt im besseren Licht mit großem Interesse die schwarzen Flecken auf dem Gesicht vom Mandel betrachtete.
    Dann standen wir auf der menschenleeren Kreuzung vor dem Hotel. Der Mandel fragte, wo eigentlich seine Reisetasche sei. Als ob ich die mit zur Brandstiftung gebracht hätte.
    »Sie ist noch bei Vilde. Die ist aber bei ihrer Mutter. Also können wir nicht in die Wohnung«, sagte ich.
    »Hast du Vildes Nummer?«, fragte der Mandel.
    »Ja, ich hab sie aufgeschrieben.«
    »Sehr gut«, sagte der Mandel.
    »Doch nicht gut«, sagte ich, weil mir etwas einfiel.
    »Warum?«
    »Sie steht auf der Rückseite von Aasens Visitenkarte, und die hab ich Skull gegeben«, sagte ich.
    »Gut gemacht«, sagte der Mandel.
    »Kann doch passieren«, sagte ich.
    »Wie geht es

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