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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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gespannt zu, wie Campbell zur Seite trat, um mich herumging und die Handvoll Haare über dem Boden verstreute. Als er die Hände gegeneinanderrieb, um auch noch die letzten Haare loszuwerden, drehte ich mich um und sah Eric an.
    »Verdammt, was macht er?«, fragte ich.
    »Tut mir leid, Pete«, sagte Eric und machte einen Schritt auf mich zu. »Aber das ist die einzige Möglichkeit.«
    Dann sah ich ihn über meine Schulter hinwegschauen, und als ich mich umdrehte, um zu sehen, wonach er guckte, trat Campbell vor und schlug mir mit der flachen Hand voll auf die Nase. Mein Kopf dröhnte, ich schrie vor Schmerz, und als ich rückwärts in Eric hineinstolperte, spürte ich schon, wie mir das Blut aus der Nase rann. Eric packte mich, schlang seine Arme um meine Brust und presste mir die Arme fest in die Seiten.
    »Okay?«, hörte ich ihn zu Campbell sagen.
    »Ja«, antwortete der. »Sieh zu, dass er auf dem Boden landet.«
    Dann spürte ich einen scharfen Tritt in die Kniekehle, und als mein Bein einknickte, drückte mich Eric nieder und warf sich auf mich. Ich lag jetzt mit dem Gesicht im Dreck. Eric saß im Reitersitz auf mir und hielt mich unten... und ich |476| war viel zu schockiert und atemlos, um irgendetwas zu tun. Ein, zwei Sekunden lang konnte ich bloß daliegen, Blut und Schleim spucken und nach Luft japsen... doch dann spürte ich, wie Campbell sich neben mich hockte, und als er die Hand ausstreckte und meinen Kopf mit beiden Händen packte, fing ich auf einmal an, wie ein Irrer zu kämpfen – mich zu winden und zu krümmen, zu treten und zu schreien, meinen Kopf von einer Seite zur andern zu schlagen in dem Versuch, irgendwie hochzukommen...
    »Verpiss dich«, spie ich. »Verpsssssss –«
    Dreck füllte meinen Mund, als Campbell mein Gesicht gegen den Boden presste. Es tat gar nicht so weh, aber es löschte allen Kampfeswillen in mir aus. Ich warf den Kopf zur Seite, keuchte und spuckte Blut und war fast bereit, aufzugeben und Campbell tun zu lassen, was immer er wollte.
    Doch dann hörte ich ihn zu meiner Überraschung sagen: »Das reicht«, und ich spürte, wie er meinen Kopf losließ, und im nächsten Moment stieg auch Eric von mir herunter ... und ganz plötzlich war alles ruhig und still und ich lag nur da und versuchte, nicht loszuheulen.

    Eine Weile rührte ich mich nicht, sondern lag nur im Dreck, die Augen geschlossen, mein Herz pumpte, in meinem Kopf drehte sich alles, ich war wie betäubt von dem Schock. Meine Nase schmerzte höllisch, doch es war ein eigenartig ferner Schmerz. Ich meine, es tat schon
weh
... aber die Gefühle, die den Schmerz begleiteten, taten noch mehr weh. Es waren alberne, kindische Gefühle – Selbstmitleid, Scham, Erniedrigung –, Gefühle, bei denen du dich am liebsten zusammenrollen und weinen würdest. Aber ich würde nicht weinen. Ich war sechzehn, verdammt noch mal. Ich war kein Kind mehr. |477| Und selbst wenn ich eins war, selbst wenn ich mich wie der kleinste Wurm der Welt
fühlte
, würde ich mir trotzdem nicht erlauben zu weinen.
    Nicht jetzt jedenfalls.
    Ich setzte mich langsam auf und wischte mir das Gesicht ab. Meine Nase hatte inzwischen offenbar aufgehört zu bluten, aber auf dem Boden war jede Menge Blut. Stumpfe rote Flecken, die bereits in den Dreck einsickerten. Blut und Spucke. Und Haare... meine Haare, verteilt zwischen Blut und Staub.
    »Bist du okay, Pete?«, hörte ich Eric fragen.
    Ich sah zu ihm auf. Er stand neben Campbell und rauchte eine Zigarette. Seine Augen wirkten so konfus, dass ich nicht wusste, was er empfand. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal selbst, was er empfand. Ich rappelte mich müde hoch, wobei ich fast das Gleichgewicht verloren hätte, und sah ihn dann wieder an. Er lächelte halb, halb zuckte er mit den Schultern... einerseits hätte er mir gern geholfen, andererseits wusste er, dass er nicht durfte.
    »Tut mir leid, Pete«, sagte er ohne Überzeugung. »Ich wollte nicht, dass es so kommt, keiner von uns wollte das... aber wir hatten keine andere Wahl. Wir mussten es tun. Es war die einzige Möglichkeit.« Als ich nicht reagierte, warf Eric Campbell einen Blick zu. »Sag du’s ihm, Wes.«
    »Was soll ich ihm sagen?«
    »Das es vorbei ist, nicht wahr? Wir sind doch fertig. Er kann gehen.«
    Campbell starrte mich an. »Dein Alter ist Bulle, stimmt’s?«
    »Und?«, fragte ich.
    »Dann weißt du ja, wie’s läuft.« Er nickte in Richtung Boden. » |478| Das ist dein Blut da unten. Dein Haar. Deine Fingerabdrücke sind auf

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