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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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der heruntergefallenen Lampe fuhr wie irr durch das staubstiebende Halbdunkel, warf seltsame Schatten an die Wand... und während ich so dastand und |484| all das betrachtete, spürte ich plötzlich ein schwarzes Knacken in meinem Kopf, wie das Geräusch von zerspringendem Glas, und für einen ganz kurzen Moment sah und spürte ich alles gleichzeitig. Alles und jeden. Ich war Stella Ross, die Stella aus Paulys Geschichte. Ich war eine Lüge. Ich war Campbell, der wie besessen kämpfte. Raymond war Pauly. Pauly war Campbell, außer Kontrolle, vollgepumpt mit Wahnsinn und Drogen. Eric war Nicole. Eric war Campbell, Eric war Eric. Mittwochmorgen war Samstagnacht. Es war dunkel draußen. Ein Sturm nahte. Es war hell draußen, die Sonne schien. Ich war tot. Ich lebte...
    In meinem Kopf blitzte es weiß.
    Ich lebte.
    Ich war hier.
    Ich war Pete Boland.
    Eric war Eric und Campbell war Campbell und sie tanzten zusammen auf dem Boden... nein, sie tanzten nicht. Sie klammerten sich wütend aneinander. Mit roten Gesichtern, jenseits aller Beherrschung, umschlungen im leidenschaftlichen Kampf zweier Liebender. Sie schrien einander an.
    »Du kannst ihn nicht einfach –«
    »Ich wollte ihn ja nicht
umbringen
, verdammt.«
    »Das hat doch keinen
Sinn
–«
    »Scheiß auf deinen
Sinn
«, schrie Campbell und stieß Eric weg. »Fuck«, spie er, »wir wären gar nicht hier, wenn du auf mich gehört hättest.«
    »Was meinst du damit?«
    »
Alles
. Ich hab dir
gesagt
, du sollst dein Handy loswerden.«
    »Wollte ich ja –«
    »Klar, hast du aber nicht getan, oder? Jetzt hat dieses |485| Arschloch es irgendwo versteckt.« Er schüttelte den Kopf. »
Und
du hast die Kacke mit der Kette verbockt.«
    »Das hab ich doch nicht mit Absicht getan. Es war ein Fehler –«
    »Die ganze Scheiße war ein Fehler. Du hättest Stella von Anfang an sagen müssen, sie soll sich verpissen.«
    »Konnte ich doch nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Du weißt, wieso.«
    »Ja«, sagte Campbell mit höhnischem Grinsen. »Es darf keiner wissen, dass wir uns lieben, nicht?«
    Eric schüttelte den Kopf und drehte sich weg. »Ich fang nicht wieder mit dem Thema an. Das ist bescheuert.«
    »Dreh mir nicht den Rücken zu«, sagte Campbell wütend, packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn herum. »Ich hab dich was gefragt.«
    Eric funkelte ihn an. »Was willst du tun, Wes? Mich zusammenschlagen?«
    Campbell brauchte nur eine Sekunde, um das Messer zu zücken und Eric am Hals zu packen, doch dann – genauso plötzlich – erstarrte er, als ob er erst jetzt merkte, was er tat. Ich sah, wie er Eric anschaute, mit schockiertem Blick, und ich bin sicher, wenn Eric nur einen kleinen Moment gewartet hätte, wäre alles gut gegangen. Campbell hätte sich entschuldigt. Eric hätte ihm verziehen. Sie hätten sich beide beruhigt und aufgehört zu streiten.
    Doch statt zu warten, fing Eric an zu lachen. Es war ein gemeines Lachen, kalt und höhnisch, und als er sprach, klang seine Stimme genauso hässlich.
    »Willst du mich mit dem Messer fertigmachen, ja?« sagte er grinsend. »Stichst du jetzt zu?«
    |486| Campbell versuchte sich unter Kontrolle zu halten und ich sah, wie er Eric fest anblickte und ihm stumm zu verstehen gab, er solle die Klappe halten:
Es reicht, Schluss jetzt.
Aber Eric hatte sich selbst nicht mehr im Griff. Campbell bedrohte ihn mit einem Messer... er bedrohte ihn mit einem
Messer
.
    »Fick dich, Wes«, zischte er, wand sich aus Campbells Griff und schlug seinen Arm weg. »Warum verpisst du dich nicht dahin, wo du herkommst?« Wütend drehte er sich um und ging Richtung Treppe.
    Campbell folgte ihm, seine Augen loderten schwarz. »Hey!
Hey
... verdammt, was glaubst du eigentlich, mit wem du sprichst?«
    Eric ignorierte ihn und ging weiter.
    Campbell schoss ihm hinterher, ohne etwas zu sagen, es ging ihm nur noch darum, Eric aufzuhalten. Eric wollte gerade die Treppe hochgehen, als Campbell hinter ihm herkam. Eric hörte ihn kommen und lief schneller, aber Campbell streckte jetzt schon den Arm nach ihm aus. Er griff nach ihm und hätte fast seinen Gürtel erwischt, doch Eric wich aus. Campbell hastete weiter die Treppe hoch und versuchte noch einmal, ihn zu erwischen, und diesmal blieb Eric stehen. Er stand ungefähr sechs Stufen über Campbell, seine Füße fast auf Höhe von Campbells Kopf, und die einzige echte Chance, die er besaß, war, nach ihm zu treten. Und genau das versuchte er – herumzuwirbeln und mit dem Fuß nach Campbell zu treten... aber

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