Black Rain: Thriller (German Edition)
kam.
Hawker beäugte den leeren Pier. »Verstehen Sie mich nicht falsch, aber konnten Sie den Burschen nicht zu normalen Geschäftszeiten treffen?«
»Das hat alles damit zu tun, dass wir nicht bemerkt werden wollen.«
Einige Minuten verstrichen, ohne dass von Medina etwas zu sehen war.
»Wie lange haben Sie vor zu warten?«
Sie schaute auf die Digitaluhr, die schwach am Armaturenbrett leuchtete. »Ich gebe ihm fünfzehn Minuten, vielleicht zwanzig.«
Hawker stellte seinen Spiegel so ein, dass er hinter sich sehen konnte, und kippte dann seine Sitzlehne etwas nach hinten.
Er wirkte ruhig, entspannt genug, ein Nickerchen zu machen. Sie spielte mit einem Kugelschreiber. Irgendetwas kam ihr komisch vor. »Sind Sie bewaffnet?«
»Nein«, sagte er. »Aber Sie sind es.«
»Gut beobachtet.«
»Sie brauchen entweder eine kleinere Waffe oder eine größere Hose.«
Sie lächelte im Dunkeln, halb verärgert, halb amüsiert. »Der Typ ist nicht mein Kontakt, sondern der meines früheren Partners. Sie wissen, wie das so geht.«
Hawker nickte, und es wurde wieder still im Rover, während die beiden die Umgebung nach Anzeichen für ihren Kontakt oder für Ärger absuchten. Mehrere Minuten später tauchten Scheinwerfer in der Ferne auf und näherten sich der weiten Fläche entlang des Hafenbeckens.
Hawker richtete sich auf.
Die Limousine verlangsamte und hielt etwa dreißig Meter entfernt unter einer Laterne. Ein Mann stieg aus dem Wagen, sah mit zusammengekniffenen Augen in ihre Richtung und winkte. Als sie nicht schnell genug reagierten, langte er durch das Fahrerfenster, blendete die Scheinwerfer auf und hupte ein paarmal kräftig.
»So viel zum Thema nicht auffallen«, sagte Hawker. Danielle lächelte. Sie ließ den Motor des Rovers an, fuhr bis zu dem Mann vor und ließ das Fenster hinunter.
»Senora Laidlaw?«, sagte der Mann. »Ich bin Medina, zu Ihren Diensten.«
Danielle stellte sich vor und zeigte dann auf Hawker. »Das ist unser Transportspezialist. Er wird das Boot inspizieren.«
Medina schien es nichts auszumachen. »Okay, okay«, sagte er. »Ja, geht in Ordnung.« Er deutete auf den Wagen, in dem er gekommen war. »Ich fahre Sie hin.«
»Zeigen Sie uns einfach den Weg«, sagte Danielle. »Wir folgen.«
»Okay«, sagte Medina. »Kein Problem. Aber bleiben Sie dicht hinter mir, es gibt viele Straßen und zu wenig Schilder. Man verfährt sich leicht.«
Danielle versicherte ihm, sie würde Acht geben, und Medina drehte sich zu seiner Limousine um.
»Wann bin ich zum Transportspezialisten geworden?«, fragte Hawker.
»Jetzt eben«, sagte sie. »Sie wurden befördert. Ich hoffe, Sie wissen etwas über Boote.«
»Die fahren auf dem Wasser, oder?«
Sie lächelte und startete den Geländewagen.
Hawker beobachtete Medina, der gerade in sein Fahrzeug stieg. »Er ist nicht allein«, sagte er.
Sie hatte es zuvor schon überprüfen wollen, aber man konnte nicht durch die abgedunkelten Scheiben der Limousine blicken. »Sind Sie sich sicher?«
»Er hat auf den Rücksitz geschaut, als er die Tür öffnete. Ein kurzes Innehalten, als würde er mit jemandem Augenkontakt herstellen.«
Die Scheinwerfer von Medinas Wagen leuchteten auf, und er wendete in einem weiten Kreis.
»Glauben Sie, das ist ein Problem?«, fragte sie.
»Es gefällt mir nicht. Andererseits sind Sie ja auch nicht allein gekommen. Vielleicht hat er Angst vor Ihnen.«
Sie löste die Bremse. »Er wäre nicht der Erste.«
Hawker warf ihr einen Blick zu. »Und bestimmt nicht der Letzte.«
Danielle folgte Medina durch das enge Labyrinth der Straßen. Nach wenigen Minuten hatten sie den Puerto Flutante passiert, den schwimmenden Hafen, den die Briten 1902 erbaut hatten, mit seinem erstaunlichen System von Docks und Anlegestellen, die mit dem Wasserspiegel des Flusses stiegen und fielen.
Dahinter erreichten sie den ältesten Teil des Hafens. Hier waren die Anlegeplätze kaum mehr als ein Gewirr krummer hölzerner Finger. Die kleinen Boote drängten sich darum wie Arbeiterbienen um ihre Königin, in Zweier-, Dreier-, sogar Viererreihen, so viele Boote, dass manche gar keinen Platz mehr für ein Tau an der Anlegestelle fanden und an anderen Booten festmachen mussten. Danielle stellte sich das Gedränge am Morgen vor, das Chaos einer Rushhour auf dem Wasser, in dem sie und ihr Team unbemerkt verschwinden würden.
Medina bog rechts ab, fort von dem Gedränge des Hafenbeckens, und fuhr eine holprige Straße entlang, die landeinwärts führte. Nach
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