Black Rain: Thriller (German Edition)
fünfundvierzig Minuten dort sein«, sagte sie. »Reicht das?«
»Ja«, sagte er. »Wir werden bis dahin noch entladen, ich warte auf Sie.«
»Fünfundvierzig Minuten«, wiederholte sie. »Bis dann.«
»Okay«, sagte er. »Ciao.«
Das Freizeichen ertönte.
»Ciao«, murmelte Danielle ins Leere, unzufrieden über ihre Optionen.
Sie ging zum Balkon und blickte über die Stadt. Manaus war fantastisch bei Nacht, wenn die Lichter der Stadt die Armut und die Gefahren überdeckten, aber die Gefahr war noch da und lauerte in dunklen Ecken. Bei diesem Ausflug zum Hafen würde sie der Gefahr ausgesetzt sein. Sie dachte daran, Medina noch einmal anzurufen und abzusagen, aber Gibbs und Moore würden es schnell erfahren, und es würde ihren Kritikern nur zusätzliche Munition liefern.
Zum Teufel damit, sie würde hingehen. Aber sich zu beweisen und sich dumm zu verhalten waren zwei Paar Stiefel; sie würde Hilfe mitnehmen. Verhoven oder einer seiner Männer schienen die natürliche Wahl zu sein, aber sie waren auf der Nordseite der Stadt untergebracht, unweit der Landebahn, auf der sie eingetroffen waren, zu weit entfernt, um rechtzeitig bei ihr zu sein. Abgesehen davon kannte sie die Männer kaum und hatte noch kein Vertrauen zu ihnen. Ein anderes Gesicht kam ihr in den Sinn, und sie lächelte vor sich hin.
Sie griff nach ihrem Handy und wählte. Eine amerikanische Stimme meldete sich.
»Hawker, hier ist Danielle. Wie schnell können Sie beim Hotel sein?«
»Zehn Minuten«, sagte er. »Wieso? Ist etwas passiert?«
»Noch nicht«, erwiderte sie und hoffte, dass sich nichts daran ändern würde. »Aber ich muss mich mit jemandem treffen, und ich will es nicht allein tun.«
»In Ordnung«, sagte er. »Wir treffen uns in der Lobby.«
Danielle legte auf, warf einen letzten Blick auf die Lichter der Stadt und ging in ihr Zimmer zurück. Sie zog eine dunkle Hose und einen schwarzen Pullover an, dann öffnete sie den Safe in ihrem Schrank und zog einen Revolver unter einigen Papieren hervor. Aus Gewohnheit vergewisserte sie sich, dass er geladen war, und steckte ihn dann in ein Holster an ihrem rechten Knöchel. Falls ihr jemand Ärger machen wollte, würde der Betreffende schnell herausfinden, was für ein nettes Mädchen sie war.
Sechstes Kapitel
Hawker erschien, genau wie sie, von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet in der Lobby. »Ich dachte mir schon, dass es sich um einen förmlichen Anlass handelt«, sagte er.
Sie betrachtete ihn einen Moment lang, dann winkte sie dem Hoteldiener. Sie bemühte sich, nicht wahrzunehmen, wie gut Hawker aussah, jedenfalls verdammt viel besser als in dem schweißtreibenden Hangar in Marejo.
Einen Moment später fuhren sie ab, und Danielle dachte über das Treffen nach. Der Freund eines Freundes von jemandem, der mir einen Gefallen schuldet , so hatte Moore Medina beschrieben. Bei dem Gedanken musste sie lächeln. Sie erinnerte sich an keinen Ort auf allen ihren Reisen, wo Moore nicht den Freund eines Freundes von jemandem kannte, der ihm einen Gefallen schuldete.
Sie wandte sich an Hawker. »Wie gut kennen Sie sich im Hafen aus?«
»Fahren wir dorthin?«
»Wir treffen einen Mann wegen eines Boots. Das Boot, das wir chartern wollen.«
»Und Sie rechnen mit Ärger?«
»Ich bin nur vorsichtig. Der Kerl hat an einer der kleineren Anlegestellen irgendwo in der Nähe des alten Hafens festgemacht, aber wir treffen ihn am Pier neunzehn und folgen ihm zu seinem Boot.«
Hawker schwieg einen Moment. »Neunzehn ist einer der großen Piers am westlichen Ende. Es ist ein Frachtkai, ziemlich weit offen, aber unmittelbar dahinter beginnt ein Gewirr von schmalen Gassen und unübersichtlichen Ecken. Eine Menge kleiner Gebäude. Die Einheimischen ankern dort, hauptsächlich Fischer und ein paar Fähren. Wenn der Typ ein Einheimischer ist, wird er dort sein.«
Danielle hatte mit so etwas gerechnet.
Es dauerte zwanzig Minuten vom Hotel zum Hafen und weitere fünf, bis sie den Weg zu Pier neunzehn gefunden hatten. Dennoch trafen sie zehn Minuten früher ein, als von Danielle versprochen. Sie hielt vor der Wand eines gewaltigen Lagerhauses an der Hafenfront.
Um diese nächtliche Stunde herrschte wenig Betrieb. Ein Stück entfernt löschte ein unter liberianischer Flagge fahrender Tanker eine Ladung Rohöl, während draußen im Kanal ein Frachtschiff mit laufenden Motoren lag. Auf den Decks türmten sich bunte Container, und die Mannschaft wartete geduldig darauf, dass ein Flusslotse an Bord
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