Black Rain: Thriller (German Edition)
Sie haben andere Ziele und Motive. Aber wenn Sie in mein Alter kommen, werden Sie merken, dass Sie alles im Leben für die Menschen tun, die Sie lieben. Für Ihren Partner und die Kinder. Jetzt sind die Kinder erwachsen, sie brauchen einen nicht mehr, tätscheln einen gewissermaßen nachsichtig, wenn man Rat oder Hilfe anbietet. Und der Partner lebt nicht mehr, und man …«
Er sah ihr in die Augen. »Und man kann tun, was man will. Alles. Aber es scheint keinen Sinn zu haben. Man fürchtet sich plötzlich vor dem Sterben, vor dem Tod, und ist sich seiner eigenen Sterblichkeit schmerzhaft bewusst. Aber es spornt einen nicht an zu leben, sondern saugt einem nur die Lebensfreude aus, und im Grunde lebt man überhaupt nicht mehr.«
Danielle nickte. Sie dachte daran, wie sie an die Universität zurückgekehrt war und zwei Diplome in zweieinhalb Jahren geschafft hatte, nur um zu beweisen, dass sie kein Drückeberger war, und um nicht über ihren Verlust nachdenken zu müssen, weil sie so beschäftigt war. Und nach dem Abschluss hatte sie dann eine andere Richtung eingeschlagen und einen Beruf ergriffen, der überhaupt nichts mit ihren Studienfächern zu tun hatte. »Sie müssen einfach weitersuchen«, sagte sie. »Sie werden etwas finden. Und in der Zwischenzeit können Sie mir helfen.«
McCarter lachte, und als er sie ansah, stand ein gewisses Erstaunen über ihre Worte in seinen Augen. »Wie alt sind Sie eigentlich?«
»Älter als ich aussehe«, erwiderte sie. »Und jünger, als ich mich fühle.«
McCarter stimmte ihr lächelnd zu. »Ich weiß, wie das geht.«
Als der Barkeeper mit ihrem Drink kam, hob McCarter sein Glas. »Auf die Expedition«, sagte er. »Auf dass wir weitergehen und die Wahrheit entdecken.«
Sie stießen an, und Danielle dachte, er würde die Wahrheit zwar nie erfahren, aber vielleicht dennoch finden, was er brauchte. »Und auf alles, was möglicherweise sonst noch da draußen ist«, fügte sie hinzu.
McCarter stellte sein Glas auf die Theke. »Apropos, wonach genau suchen wir eigentlich?«
Sie hatte noch immer keine Einzelheiten verraten. Sie wollte vermeiden, dass etwas durchsickerte. »Sie haben nicht vor, sich bis morgen zu gedulden, oder?«
»Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
Sie schürzte die Lippen und gab dann nach. »Eine kleine Vorschau kann wohl nicht schaden. Wie ich Ihnen schon sagte, haben wir Hinweise darauf entdeckt, dass vor mehr als zweitausend Jahren im Amazonasgebiet eine organisierte, Werkzeuge verwendende Kultur existierte. Anders als die heutigen Eingeborenengruppen schien sie Stein als Medium zu benutzen und könnte sogar Metalle wie Gold geschmolzen haben. Was ich ausgelassen habe, war, dass wir sie für einen Zweig der Maya-Rasse halten.«
»Die Maya im Amazonasgebiet?« Er schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
»Ich weiß, dass der Gedanke den meisten Maya-Experten zuwiderläuft. Einer, mit dem ich gesprochen habe, nannte es ›Sommerlochwissenschaft‹. Aber wir haben konkrete Hinweise, und es gibt lokale Überlieferungen, die Sie in Hinblick auf das, was wir suchen, interessant finden dürften.«
Er legte die Stirn in Falten. »Und das wäre?«
»Einen sehr alten Ort«, sagte sie. »Alt sogar im Vergleich zu den klassischen Stätten der Maya. Sie werden ihn als ›die Zitadelle‹ oder unter dem Namen Tulan Zuyua kennen.«
McCarter machte große Augen. Tulan Zuyua war ein Name aus der Mythologie der Maya. Es war der mythologische Geburtsort des Maya-Volkes, ihre Version des Gartens Eden, eine legendäre Stadt, in der die verschiedenen Maya-Stämme einst gemeinsam wohnten, ehe sie jeweils eigene Wege gingen.
»Oho«, sagte er, fast sprachlos vor Überraschung. »Sie denken nicht in kleinen Maßstäben.«
»Niemals«, sagte sie. An ihrem Ziel war bestimmt nichts klein. Und das war nur die Hälfte.
»Welche Hinweise haben Sie, dass Tulan Zuyua überhaupt existiert – und noch dazu hier?«
»Wir haben eine Reihe von Artefakten, noch keine endgültigen Beweise, aber sie legen den Schluss nahe. Wir glauben, sie zeigen Hieroglyphenschrift der Maya eines älteren Stils, als man ihn an den klassischen Stätten in Zentralamerika findet. Eine ältere Kultur mit einem einzelnen Ausgangspunkt, und wir sind entschlossen, ihn zu finden.«
Sie bemerkte, dass sich McCarter ein wenig näher zu ihr gebeugt hatte, während sie sprach. Sein Interesse schien geweckt.
»Ich würde Ihnen ja alles schon heute Abend sagen«, fügte sie an, »aber ich will Ihnen
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