Black Rain: Thriller (German Edition)
Minute verärgert auf ihren Blackberry schaut. Zu meiner Überraschung haben mir nur sieben verschiedene Leute den Weg zu dir gewiesen.«
Sie lächelte über seine spitze Bemerkung und spürte die Augen des Personals auf ihnen beiden, wie es oft der Fall war. Sie war einunddreißig, groß und schlank, mit hohen Wangenknochen und glänzendem, kastanienbraunem Haar, und er war doppelt so alt, grauhaarig und kultiviert, beinahe europäisch in seinem Auftreten. Wer sie zusammen sah, tippte oft darauf, dass sie seine Geliebte, Vorzeigefrau oder, weniger zynisch, vielleicht eine Tochter oder Nichte war, aber sie war nichts dergleichen. Danielle war Moores Arbeitspartnerin, sein Schützling und einer der wenigen Menschen auf der ganzen Welt, denen er traute.
Als hochrangige Außendienstmitarbeiter einer amerikanischen Organisation, des National Research Institute oder NRI, waren die beiden schon viel zusammen in der Welt umhergereist und hatten von der Wiederinbetriebnahme einiger Ölfelder im Baltikum bis zur Produktion von Nano-röhren in Tokio alles Mögliche studiert. Allein im vergangenen Jahr hatten sie elf verschiedene Länder besucht und waren sogar in Venedig gewesen, wo das NRI als Partner der italienischen Regierung an einem Projekt zum Schutz der Lagunenstadt durch riesige Meerestore beteiligt war.
Ihre Aufgabe bestand darin, innovative, spektakuläre Projekte zu untersuchen und zu entscheiden, welche Technologien gegebenenfalls für die Vereinigten Staaten von Wert sein könnten. Dann sollten sie durch eine Kombination verschiedener Mittel, die vom Aufbau von Beziehungen über wohl platzierte Anreize und Schmiergelder bis zu regelrechtem Diebstahl reichten, alles an sich bringen, was von Interesse für das Land sein konnte.
Zu diesem Zweck verbrachten Danielle und Moore einen großen Teil ihrer Tage in modernsten Labors oder auf illustren Seminaren. Ihre Nächte ähnelten denen des Jetsets, sie besuchten Staatsempfänge und aufwändige Feste von Konzernen und reichen Unternehmern. Anders als in den meisten Berufen, ließen sich hier Glamour und Erfolg häufig unter einen Hut bringen. Die Brasilienmission erwies sich bislang jedoch als eine Art Ausnahme.
Das Interesse des NRI an dem Land hatte mit nichts zu tun, was dort geplant, entwickelt oder produziert wurde. Tatsächlich betraf es die Vergangenheit ebenso sehr wie die Zukunft, angefangen mit einer Reihe von Artefakten, die vor fast einem Jahrhundert aus dem Amazonasgebiet geborgen worden waren: Kristalle, angeblich im tiefsten Urwald von einem amerikanischen Entdecker namens Blackjack Martin eingetauscht.
Martin war in erster Linie ein Glücksjäger gewesen, dem es um Ruhm und Reichtum ging. Aber sein Streben nach diesen Dingen hatte ihn in die entlegensten Winkel des Globus geführt. Eine solche Expedition war ein jahrelanger Marsch in die Tiefen des Amazonasgebietes gewesen, den er 1926 begonnen hatte. Die Gegenstände, die er von dort zurückbrachte, hatten damals nur flüchtiges Interesse geweckt und verstaubten in den Kellern diverser Museen. Jedenfalls bis eine zufällige Begegnung mit einem von ihnen und eine Untersuchung mit modernen Instrumenten das Interesse des NRI geweckt hatten.
Seither waren Danielle und Arnold Moore in Brasilien und versuchten erfolglos, Blackjack Martins Spur zu finden. Nach vielen fruchtlosen Monaten glaubte Danielle nun endlich auf etwas gestoßen zu sein, das ihnen weiterhelfen würde.
»Ich habe gute Neuigkeiten«, sagte sie. »Und ich möchte dir etwas zeigen.«
Moore griff nach einer Stoffserviette und faltete sie auf. »Und ich habe schlechte Neuigkeiten«, sagte er. »Direkt aus dem Mund unseres Direktors.«
Er sagte es in einem leicht angewiderten Tonfall. Sie bemerkte in Moores Gesicht eine Spur Resignation, Verbitterung über eine weitere verlorene Auseinandersetzung oder irgendeinen neuen absurden Befehl, den man ihm gegen seine hartnäckigen Einwände erteilt hatte – ein Vorkommnis, das bei diesem besonderen Auftrag bedauerlicherweise schon zur Routine geworden war.
»Was ist jetzt passiert?«, fragte Danielle.
Moore schüttelte den Kopf. »Du zuerst. Vielleicht ist das, was ich dir zu sagen habe, nach einer positiven Neuigkeit weniger schmerzhaft.«
»Also gut«, sagte sie und griff in eine kleine Ledertasche, die auf dem Boden stand. Sie zog einen flachen grauen Stein heraus und legte ihn vor Moore auf den Tisch. »Sieh dir den mal an.«
Der Stein war etwa rechtwinklig, rund fünf Zentimeter
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