Black Rain: Thriller (German Edition)
Verteidigungsministerium abgesehen, wird es nicht allzu häufig benutzt, weil niemand so viel Rechnerleistung braucht. Aber es existiert, und es ist schneller als alles, was man sich vorstellen kann.«
»Wie schnell?«
»Exponentiell schneller. Anders ausgedrückt, vier verknüpfte Einheiten sind nicht viermal schneller, sondern sechzehn mal schneller. Hundert verknüpfte Prozessoren können zehntausend mal schneller sein. Statt einer einspurigen Datenautobahn hat man jetzt eine fünfzigspurige, eine tausendspurige oder sogar eine mit einer Million Spuren. Die Zahlen werden parallel geprüft statt der Reihe nach. Ein ausgeklügeltes Programm könnte hundert Billionen Rechenschritte pro Sekunde ausführen. Und wie ich Ihnen immer klarzumachen versuche: Gegen diese Art Programm ist ein System wie unseres anfällig.«
Der Direktor sah schockiert aus. »Unser System ist genauso aufgebaut wie das des FBI oder sogar der CIA. Wollen Sie behaupten, deren Daten sind nicht ausreichend gesichert?«
Blundin schüttelte den Kopf. »Von ein paar Kriminellen abgesehen, interessiert sich niemand für die Daten des FBI. Man kann kein Geld damit verdienen, wenn man sie kennt. Und das System der CIA ist nach außen vollständig abgeschottet. Es ist unmöglich, eine Verknüpfung herzustellen, es sei denn, man bohrt ein Loch in die Wand und stöpselt sich ein. Aber wir sind mit der Forschungsabteilung vernetzt, und die hat Verbindungen zu allen möglichen Institutionen – Universitäten, Mitgliedsunternehmen, Geschäftspartner. Es ist wie der Grand Central Bahnhof, verdammt noch mal. Und wenn man eins von deren Projekten stiehlt – oder eins von unseren -, hat man sich jahrelange Forschung für sein Unternehmen erspart und Hunderte Millionen Dollar. Ich meine, was tun wir denn? Es ist nichts anderes als das, was wir der Gegenseite antun.«
Gibbs sah krank aus, und Blundin dachte, wenn ihm jetzt schon übel ist, wird er kotzen, wenn ich ihm den Rest erzähle. »Es kommt noch schlimmer«, sagte er.
Gibbs schaute ungläubig. »Ist das überhaupt noch möglich?«
Blundin zögerte. Diesmal kamen ihm die Worte nur widerstrebend über die Lippen. Er hasste diesen Teil, es war der Schlag ins Gesicht, der die ganze Sache so unerträglich machte. »Ich sagte schon, es konnte nicht von außerhalb geschehen. Damit bleibt nur eine Möglichkeit. Die ganze Operation ist in unserem Haus durchgeführt worden.«
»Mit unseren eigenen Computern?«
»Wir haben Großrechner, haufenweise Server und zweihunderteinundsiebzig vernetzte PCs allein in diesem Gebäude. Rechnen Sie die Forschungsabteilung dazu, und das gesamte Netzwerk ist fünfmal so groß, einschließlich zweier brandneuer Crays in einem klimatisierten Raum in Gebäude drei. Wenn Sie diese Einheiten miteinander verknüpfen, haben Sie einen Apparat, der alle Zahlen knackt.«
»Ein Virus«, vermutete Gibbs.
Nahe dran. »Da es sich nicht verbreitet, handelte es sich technisch gesehen nicht um ein Virus, sondern um einen Trojaner. Er muss in einem anderen Programm versteckt in das Netzwerk gelangt sein; in einem legitimen Programm, in diesem Fall einem sehr großen. Und dann ist er losmarschiert und hat sein eigenes Ding gemacht.«
Er fasste zusammen. »Noch habe ich keinen Beweis, aber ich vermute, wenn wir fertig sind, werden wir feststellen, dass jemand ein Massenparallelprogramm in unser Netzwerk eingeschleust hat, das unsere Geräte daran arbeiten ließ, unseren eigenen Code zu knacken. Höchstwahrscheinlich besaß es sein eigenes internes Überwachungssystem, das unser Netzwerk auf Inaktivität überprüfte.«
»Sie meinen, der verdammte Trojaner hat uns überwacht, um sicherzugehen, dass wir ihn nicht überwachen?«
Blundin nickte. »Auf diese Weise würde er nicht entdeckt werden, keine Verzögerung, kein Konflikt. Wenn ich recht habe, bedeutet das: Jedes Mal, wenn jemand in diesem Gebäude Mittagessen ging, eine Kaffeepause machte oder sich umdrehte und zu lange mit einem Kollegen tratschte, wurde sein Computer von allein aktiv und begann an einer Möglichkeit zu arbeiten, unseren Sicherheitscode zu knacken.«
Gibbs’ blutunterlaufene Augen sahen aus, als würden sie gleich aus dem Kopf springen. »Das ist einfach absurd«, sagte er und sah Blundin finster an. »Sagen Sie mir, dass das nicht Ihr Ernst ist.«
Blundin zog an seinem Hemdkragen. Der Knopf war bereits offen, aber er engte seinen feisten Hals immer noch ein. »Es ist mein Ernst.«
Gibbs lehnte sich zurück und
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