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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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hatte! Sie war wegen eines erfundenen
Mordes vor Gericht gestellt worden, hatte in allem gelogen und war
freigesprochen worden. Jetzt stand sie erneut wegen Mordes vor Gericht, aber
diesmal sagte sie die Wahrheit. Sie hatte Morrison nicht ermordet, sondern ihren
Mann, und wegen des Prinzips der doppelten Strafverfolgung konnte niemand etwas
dagegen unternehmen.
    Das war so empörend, dass es hätte wahr sein können, eine
Geschichte, die so unglaubwürdig war, dass niemand sie hätte erfinden können – wäre
da nicht die falsche Behauptung von Immunität gewesen. Die selbstgefällige
Äußerung, sie habe die Quadratur des Kreises geschafft, indem sie die
Strafvorschriften zum Mittel der Verteidigung gegen einen eingestandenen Mord
gemacht habe, war ihr Ruin. Und das wusste sie. Als Franklin sie über ihren Irrtum
aufklärte, schien etwas in ihr zu sterben. Sie verließ den Zeugenstand, setzte
sich an ihren Platz und brach in Tränen aus.
    In einem nahezu makellosen Schlussplädoyer ging Robert Franklin
die lange Liste von Widersprüchen und Ungereimtheiten durch, von denen die
Aussage Danielle St. James’ durchsetzt war, und erinnerte die Geschworenen dann
daran, dass es einen einzigen Beweis gebe, bei dem sie nicht den Versuch
gemacht habe zu lügen.
    »Die Angeklagte behauptet, die Person, die sie umgebracht
haben soll, nicht getötet zu haben, sondern dass sie vielmehr ihren Mann
erschossen habe. Doch das Blut, das am Tatort gefunden wurde, war nicht das
Blut ihres Mannes, sondern das von Andrew Morrison. Das war das Einzige, wofür sie
keine einleuchtende Erklärung liefern konnte, denn dafür gibt es nur eine
Erklärung: Sie hat Andrew Morrison an Bord der Black Rose ermordet, und
sein Blut beweist es.«
    Die Geschworenen brauchten nicht lange. Schon am nächsten Tag
kehrten sie zurück. Conrad würde wohl nie mehr vergessen, wie Danielle St.
James ihn plötzlich ansah, als der Sprecher der Geschworenen das Urteil zu
verlesen begann. Ihre Augen blickten traurig, wehmütig, mit einem Anflug von
Resignation, vielleicht sogar mit einem Gefühl dafür, dass sie verdiente, was
sie jetzt auf sich zukommen sah.
    Danielle St. James wurde der Ermordung von Andrew Morrison
für schuldig befunden. Einige Wochen später, am letzten Prozesstag, den Conrad
je protokollierte, wurde sie zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe ohne die
Möglichkeit einer vorzeitigen Freilassung auf Bewährung verurteilt.
    Die Urteilsverkündung fand an einem Freitag statt, Conrads letztem
Arbeitstag. Eine Woche später wurde er gebeten, ins Gerichtsgebäude zu kommen,
um ein paar Formulare im Zusammenhang mit seiner Pensionierung zu
unterschreiben. Das war der Vorwand für eine kleine Überraschungsparty, mit der
man ihn für seine lange Dienstzeit ehren wollte. Die anderen
Gerichtsstenographen und einige der Richter hatten zusammengelegt und ihm eine
sehr hübsche Armbanduhr gekauft, die ganz nach seinem Geschmack war.
    Alice Brunelli überreichte ihm das Geschenk. Sie sagte, wie
gern sie mit ihm zusammengearbeitet habe und wie sehr man ihn vermissen werde.
Sie bekam sogar feuchte Augen, was noch niemand, der im Gerichtsgebäude
arbeitete, je bei ihr gesehen hatte. Gerührt gab Conrad ihr einen Kuss auf die
Wange, was lauten Beifall auslöste. Dann fügte er hinzu, nur eines hätte seine
lange Laufbahn noch befriedigender und erfreulicher machen können, nämlich wenn
alle Richter auch nur halb so gut gewesen wären wie sie.
    Und weil die Erinnerung daran noch so frisch war, sagte er dann:
»Davon abgesehen bedaure ich, dass der beste Anwalt, den ich je gekannt habe,
nicht mehr da ist: Andrew Morrison. Jetzt, wo ich nicht mehr bei Gericht
angestellt bin, hätte ich es ihm endlich einmal sagen können.«
     
    Während der nächsten Wochen bereitete sich
Conrad auf das vor, was, wie er hoffte, seine zweite Karriere werden sollte. Er
war in einer Reihe wichtiger Prozesse der Stenograph gewesen und hatte aus
nächster Nähe einige der größten Anwälte des Landes beobachten können. Über die
Fälle war zwar seinerzeit von den Zeitungen berichtet worden, doch jetzt waren
sie zum größten Teil in Vergessenheit geraten. Conrad wollte sie den Leuten
wieder ins Gedächtnis zurückrufen und ihnen die Möglichkeit geben, nachzulesen,
wie die besten Strafverteidiger gearbeitet hatten. Niemand würde die alten
Prozessprotokolle durchlesen – Morrison war einer der wenigen Anwälte gewesen,
die überhaupt die eigenen lasen –, doch er glaubte,

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