Black Rose
starb: (Gleichzeitig versuchte ich, ihn davon abzuhalten. Ich
lief hinter ihm her, hinauf aufs Deck. Ich schrie ihn an, flehte ihn an, es
nicht zu tun, doch es war zu spät! Er setzte sich die Waffe an den Kopf – und
dann war da dieses schreckliche Geräusch … und all dieses Blut … Und dann war
mir plötzlich alles egal. Nelson war nicht mehr da, und ich wusste, mein Leben war
zu Ende.)«
Franklin warf das Protokoll auf den Tisch. »Und jetzt
erzählen Sie uns, das sei alles eine Lüge gewesen?«
»Eine Lüge, die ich erzählen musste!«
»Wir sollen Ihnen glauben, dass Nelson St. James nicht tot
war und dass Sie es wussten und trotzdem wegen Mordes vor Gericht gestellt
wurden? Sie hätten für den Rest Ihres Lebens ins Gefängnis wandern können! Und
wir sollen Ihnen glauben, das sei alles Teil einer verwickelten …?«
»Es bestand nie die geringste Gefahr, dass ich eine
Gefängnisstrafe bekomme! Andrew Morrison konnte jeden Prozess gewinnen! Was
meinen Sie wohl, warum ich ihn ausgesucht habe? Warum glauben Sie wohl …?«
»Ja, Morrison war sehr gut«, stimmte ihr Franklin mit einem
Kopfnicken zu. »Aber trotzdem …« Er sah sie an, als wäre ihm etwas eingefallen.
»Und er war derjenige, der Ihnen sagte, Sie könnten Ihren Mann ungestraft
ermorden, weil Sie in einem Prozess freigesprochen worden waren, den Sie jetzt
einen Betrug nennen? Dass man Ihnen nichts tun könne, wenn Sie ihn umbrächten?«
»Ich wusste, was doppelte Strafverfolgung bedeutet. Er hat
es mir bestätigt.«
»Nein, das hat er nicht! Andrew Morrison war ein brillanter
Anwalt, der beste, den ich je erlebt habe. Er kannte sich im Strafrecht bestens
aus. Er wusste, was doppelte Strafverfolgung bedeutet – nämlich ganz und gar
nicht das, was Sie glauben. Wenn man eines Verbrechens angeklagt wird, Mrs. St.
James, so wie Sie wegen der Ermordung Ihres Mannes, gehört zur Anklage immer
der Zeitpunkt der Tat. Das ist einer der wesentlichen Bestandteile des Verbrechens.
Und das bedeutet, Mrs. St. James, dass von doppelter Strafverfolgung keine
Rede sein kann, wenn sich der Zeitpunkt der Tat geändert hat. Morrison wusste
das. Jeder halbwegs fähige Anwalt weiß das. Wenn das wahr wäre, was Sie heute
hier erzählt haben, Mrs. St. James, würde man Sie der Ermordung von Nelson
St. James anklagen, und Ihre Aussage wäre zugleich Ihr Eingeständnis des
Verbrechens. Aber das ist ein Mord, um den Sie sich keine Sorgen zu machen
brauchen, weil Sie Nelson St. James ja nicht getötet haben – schon vergessen?
Er hat Selbstmord begangen. Sie haben Andrew Morrison ermordet, und diese
unglaubliche Geschichte, die Sie heute hier erzählt haben, trägt nur dazu bei,
es zu beweisen.«
Danielle starrte Franklin sprachlos an. Dann schloss sie
die Augen. Ein Beben durchlief ihren Körper; nur mühsam konnte sie ihr
Gleichgewicht halten. Dann zuckte ein bitteres Lächeln um ihre Mundwinkel. »Ich
habe Ihnen gesagt, dass er mich hasste.«
Franklin ignorierte sie. »Die Black Rose- Verschwörung
– Sie waren ein Teil davon! Morrison hat es herausgefunden, nicht wahr? Morrison
war in Sie verliebt, und er fand heraus, wie Sie ihn benutzt hatten, um
ungestraft mit einem Mord davonzukommen. Insoweit bin ich mit Ihnen einig, Mrs. St.
James: Ihr Mann hat sich nicht selbst umgebracht – Sie haben es getan! Morrison
fand heraus, was es mit der Black Rose- Verschwörung auf sich hatte, wie
sie funktionierte und wie Sie daran beteiligt waren. Und dieses Wissen
vernichtete ihn – wie Sie ihn benutzt hatten und was Sie in Wahrheit sind. Er
kündigte bei seiner Kanzlei und gab den Anwaltsberuf auf. Er verließ das Land
und suchte nach Ihnen, bis er Sie schließlich fand. Er sagte Ihnen, was er
wusste und was er von Ihnen hielt und was er gegen Sie unternehmen würde. Das konnten
Sie nicht zulassen, nicht wahr? Folglich brachten Sie ihn um. Sie erschossen
ihn und ließen seine Leiche ins Meer fallen. Das Blut, das diesmal gefunden
wurde, Mrs. St. James, war nicht das Ihres Mannes – sondern das von Andrew
Morrison! Sie haben einen Mord begangen, Mrs. St. James, und diesmal
werden Sie dafür bezahlen!«
»Das habe ich nicht!«, rief Danielle aus. »Ich schwöre,
dass ich das nicht getan habe!«
27
In seinen vielen Jahren als Gerichtsstenograph
hatte Philip Conrad schon manch eigenartige Zeugenaussage gehört, aber keine
war so seltsam gewesen wie diese . Danielle St. James hatte nicht Morrison ermordet, weil sie
stattdessen ihren toten Ehemann ermordet
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