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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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sich. Sie fangen an zu ertrinken.
    Ein letzter Gedanke windet sich aus der Meute. Sie denkt an einen Folienballon, der über einer Straße hochsteigt.
    Sie schließt die Augen und gießt sich noch einen ein. Miriam hört nicht, wie die Kneipentür sich öffnet. Merkt nicht mal, dass sich jemand neben sie setzt.
    »Willst du den Kurzen da trinken, oder ist das nur Vorspiel?«
    Miriam blickt auf. Er hat ein jungenhaftes Gesicht. Ölige schwarze Haare in einem wirren Knäuel, wie ein Tipi aus Rabenfedern. Klare Augen. Ein Bumeranglächeln mit einer scharfen Kante.
    »Ich umwerbe all meine Drinks«, antwortet sie.
    »Du trinkst den da, und ich spendiere dir noch einen.« Er betrachtet die Kanne. »Oder irgendwas, was nicht wie Wischwasser aussieht.«
    »Lass doch ein Mädchen einfach in Frieden sterben.«
    »Ach komm schon!«, sagt er. »Du bist zu hübsch, um dichzum Sterben zurückzulassen. Auch mit dem blauen Auge da noch.«
    Sie kann nichts dafür. Ihr Herz setzt einen Schlag aus. Sie spürt ein Kribbeln zwischen den Beinen. Er hat eine schöne Stimme. Lyrisch beinahe, als ob er einem Engel die Flügel absingen könnte. Aber auch nicht feminin. Da wohnt ein rotzfreches Volle-Pulle-Selbstvertrauen drin. Noch nicht mal Südstaatenakzent. Er sieht aus wie Ärger. Das macht sie an. Sie mag Ärger. Was Miriam betrifft, bringt Ärger sie dazu, sich normal zu fühlen – was auch immer als normal durchgeht.
    Allerdings – dieses Gesicht kommt ihr bekannt vor. Sie kann es nur nicht einordnen.
    Er bestellt sich bei Bleichgesicht ein Bier. Kippt es runter. Aber er beobachtet sie. Studiert sie.
    »Was sagst du denn zu einem Mädchen mit zwei blauen Augen?«, fragt sie ihn.
    »Nichts, was man ihr nicht schon zweimal gesagt hätte«, antwortet er wie aus der Pistole geschossen.
    »Die Pointe versaut!«, sagt sie. »Ich dachte, den kennst du noch nicht.«
    »Passiert mir nie.« Schon wieder dieses Lächeln. Scharf. Zu scharf. So heiß.
    Scheiße!
    »Außerdem zähle ich nur ein blaues Auge bei dir.«
    »Dann habe ich meine Lektion ja vielleicht noch nicht gelernt.«
    »Ich heiße Ashley. Ashley Gaines.«
    »Ashley ist ein Mädchenname.«
    »Das hat mein Papa auch immer gesagt, bevor er mir mit einem Gürtel den Rücken versohlt hat.« Er sagt es, aber das Lächeln weicht keinen Moment aus seinem Gesicht. Tatsächlich wird es größer und breiter.
    Miriams Mund formt ein ›O‹. Sie zuckt zusammen und lacht. »Heilige Scheiße, Alter! Du kennst die Pointe vonmeinem Witz, und dann zahlst du es mir mit einem Schenkelklopfer über Kindesmisshandlung heim? Weißt du was? Schön! Wenn die Apokalypse endlich kommt, verspreche ich, dich am Leben zu lassen. Ich heiße Miriam.«
    »Miriam ist ein Altfrauenname.«
    »Na ja, ich fühle mich auch alt.«
    »Ich kann dafür sorgen, dass du dich wieder jung fühlst.«
    Sie verdreht die Augen. »Ach, verdammter Mist! Du hattest dich so wacker geschlagen!«
    »Ich sag dir was. Wie wär’s hiermit?«, sagt er, während er träge das Etikett von seiner glitschigen Bierflasche abzupft. »Ich gehe jetzt für kleine Königstiger und verpasse dem Urinal einen hübscheren Gelbanstrich. Dann werde ich mich im Spiegel herausputzen, weil ich gut für dich aussehen will. Natürlich werde ich mir die Hände waschen. Ich bin schmutzig, aber nicht die Art von schmutzig. Wenn ich fertig bin, trockne ich mich ab, und anschließend komme ich wieder hier raus.«
    »Danke für die Schritt-für-Schritt-Schilderung. Wirst du auch deine Eier befummeln, während du da drin bist?«
    Er ignoriert sie. »Wenn du noch hier draußen bist, dann gilt’s. Ich werde dich angraben wie ein Schaufelbagger auf Speed. Du wirst lachen. Ich werde lachen. Du wirst meine Hand berühren. Ich werde deine Hüfte berühren. Und du wirst mit mir nach Hause kommen.«
    Ashley grinst, zerknüllt das nasse Etikett und wirft es genau in ihr Schnapsglas.
    »Arsch«, sagt sie.
    Er steht auf und schlendert nach hinten.
    Sie betrachtet seinen Hintern, während er geht. Knochig. Aber genug, um sich dran festzuhalten.
    Sie sieht zu, wie er an dem Trio von Bikern vorbeigeht, die sich am Billardtisch herumdrücken. Ein alter Kerl guckt hinter einem Vorhang aus fedrigem Haar hervor. Der Typ nebenihm ist klein und stämmig, der ganze Körper kompakt wie ein Packen Hotdogs. Der letzte Bursche, der wie ein Statist aus Mad Max IIIaussieht, ist ein lebendiger, biologischer Berg. Zwei Meter lang, die großen Knochen mit einer Topografie aus Muskeln und Fett

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