Blackcollar
genug über Präfekt Galways Theorie diskutiert und waren einstimmig zu der Ansicht gelangt, dass kein vernünftiger Mensch über acht Parsec reisen würde, nur um einen alten, pensionierten Sicherheitspräfekten ins Jenseits zu befördern.
Obwohl Marcovicz zugeben musste, dass Trendor bestimmt ein lohnendes Ziel war, wenn jemand etwas so Verrücktes versuchte. Er erschauerte, als er an die Geschichten über Trendors Aktivitäten in Denver bei Kriegsende dachte. Die meisten davon glaubte er nur teilweise, weil er genau wusste, wie rasch Gerüchte wachsen und sich verändern. Aber einige hingen direkt mit seiner Familie zusammen, und bei denen wusste er, dass sie bis in die letzte Einzelheit stimmten. Sogar seine Anwesenheit im Sicherheitsdienst war eine Folge von Trendors verschrobenen Wertvorstellungen. Der Präfekt hatte sich nicht damit begnügt, die Rebellen, die in seine Gewalt gerieten, zu verhören und hinrichten zu lassen, sondern hatte auch darauf bestanden, alle ihre Kinder einer Loyalitätskonditionierung zu unterziehen. Damit nahm er den Rebellen das Letzte weg, das ihnen noch geblieben war.
Marcovicz sah noch immer das Gesicht seines Vaters an dem Morgen vor sich, an dem die Konditionierung seines Sohnes abgeschlossen war - sein Entsetzen, als Trendor ihm mit makabrer Befriedigung erklärte, was mit seinem fünfjährigen Sohn geschehen war. Marcovicz hatte seinen Vater damals zum letzten Mal gesehen, bevor dieser hingerichtet wurde, und hatte seither nachts oft wach gelegen und versucht, eine bessere Erinnerung an ihn zu finden, an die er sich klammern konnte. Er hatte auch lange Zeit versucht, Trendor zu hassen, obwohl er wusste, wie aussichtslos es war. Verstandesmäßig fand er genügend Gründe für einen solchen Hass, aber die Gefühle, durch die solche Überlegungen in Handlungen umgesetzt wurden, fehlten einfach. Und er konnte sie auch nicht heraufbeschwören.
Noch länger hatte er dazu gebraucht, sich mit der Tatsache abzufinden, dass nicht er an dieser Unfähigkeit schuld war; das galt auch für die Tatsache, dass er nicht imstande war, sich wegen dieser Schwäche zu hassen.
Seitlich von ihm bewegte sich etwas zwischen den Blättern.
Versuchte jemand, sich an ihm vorbeizuschleichen? Marcovicz holte tief Luft und redete sich ein, dass er nichts gehört hatte. Er musste nur dabei bleiben, dann war der Eindringling an ihm vorbei, und Trendor war tot.
Er drehte sich unvermittelt um, legte den Laser an, und der mit der Waffe verbundene Infrarotscheinwerfer machte die Bewegung mit. Marcovicz betätigte einen Schalter an seinem Gewehr, und die Landschaft vor ihm wurde taghell erleuchtet.
Mitten in seinem Gesichtsfeld suchte ein Eichhörnchen nach Nüssen; es bemerkte weder das unsichtbare Licht noch die drohende Waffe.
Marcovicz grinste erleichtert und belustigt und schaltete den Scheinwerfer ab. Augenblicklich setzten die Anrufe von den übrigen Wächtern ein, die das Licht gesehen hatten. Marcovicz beruhigte sie, und kurz darauf herrschte in dem Gebiet wieder wachsame Stille. Für Leute, die nicht glauben, dass jemand kommt, reagieren sie ganz schön nervös, dachte er ironisch.
Doch in diesem Job überlebte man nur, wenn man nervös reagierte.
Also würde auch Marcovicz weiterhin nervös reagieren. Trotz aller Schattenseiten war das Leben immer noch lebenswert, und außerdem wäre es eine Schande, wenn er sich in einer so herrlichen Nacht umbringen ließ.
Er schickte einen letzten Blick zu den Sternen empor und setzte seine Runde fort.
Lathe sah sich in dem behaglichen Wohnzimmer um.
»Ich hoffe, dass dieser Raum sicherer ist als der letzte, in dem wir miteinander reden wollten.«
Bernhard versuchte gar nicht erst zu lächeln. »Er ist sicher.« Sein Blick wanderte zu Caine. »Noch ein Angehöriger Ihres Teams?«
»Allen Caine«, stellte ihn Lathe vor. »Leiter eines eigenen Einsatzteams, das zurzeit unter meinem Befehl steht.« Es hatte keinen Sinn, gerade jetzt Haarspalterei zu treiben, und außerdem musste Bernhard ja nicht alle Einzelheiten erfahren. »Haben Sie die Liste für mich?«
»Sie ist nicht sehr lang.« Bernhard unterbrach sich, und auf sein Gesicht trat ein seltsamer Ausdruck. »Sie haben es tatsächlich geschafft, den Sicherheitsdienst zur Weißglut zu bringen.«
»Das war immer schon eine Stärke der Blackcollars«, entgegnete Lathe sanft. »Ist diese plötzliche Erkenntnis auf eine neue Aktion zurückzuführen, oder erfahren Sie immer so spät von den Tagesereignissen?«
»Wenn
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