Blackcollar
weil er auf Flynn schaute und nicht auf den Weg achtete, ging er an einer Krüppelkiefer vorbei und marschierte ganze drei Schritte auf die dahinter liegende kleine Lichtung, ehe er den Bären bemerkte.
»Keine Bewegung!«, zischte er und blieb wie angewurzelt stehen.
Aber es war zu spät. Mit einem Brüllen richtete der Bär sich auf den Hinterbeinen auf und reckte die Tatzen drohend gen Himmel. Jensen hatte noch genug Zeit, um ein kleines Bärenjunges über die Lichtung huschen zu sehen; und dann ließ sich der Bär mit einem Aufprall, den er noch zehn Meter entfernt durch den Erdboden spürte, auf alle viere fallen und griff an.
»Hau ab«, blaffte Jensen Flynn an, riss reflexartig einen shuriken heraus und schleuderte ihn gegen den Kopf des Bären. Aber eine Waffe, die dafür ausgelegt war, die gummiartige Ryqril-Haut zu perforieren, vermochte gegen Pelz und starke Knochen nichts auszurichten. Anstatt zusammenzubrechen, brüllte der Bär nur schmerzerfüllt auf, als der Wurfstern sich ihm in die Stirn grub, und hielt kurz inne, um den Störenfried mit der Tatze wegzuwischen. Der shuriken löste sich und flog auf den Laubteppich, der den Erdboden bedeckte. Dann setzte der Bär zu einem neuen Angriff an.
Jensen wusste, dass es völlig ausgeschlossen war, dem Tier zu entkommen - zumal in diesem schwierigen Gelände. In Ermangelung einer anderen echten Alternative wartete er, bis der Bär so nah herangekommen war, dass er die Richtung nicht mehr zu ändern vermochte, und dann warf er sich in einem flachen Hechtsprung nach rechts.
Der Bär war indes schneller, als er erwartet hätte, holte mit der Tatze aus und erwischte ihn am Mantelsaum. Es ertönte ein vielstimmiges reißendes Geräusch, als die Klauen den Mantel und das Hemd aufschlitzten und über den Flexarmor darunter kratzten. Der relativ leichte Kontakt genügte schon, dass Jensen das Gleichgewicht verlor. Er drohte zu Boden zu gehen und hilflos dort liegen zu bleiben.
Zum Glück war er aber auch schnell. Als er auf dem Boden aufkam, winkelte er das vordere Bein an und wandelte den Fall in eine Rolle um; dann kam er wieder auf die Füße und zog den nunchaku. Der Bär blieb stehen, drehte sich zu ihm um und trottete zwecks neuerlicher Attacke mit einem zornigen Knurren auf ihn zu. Diesmal war Jensen aber darauf vorbereitet, und als der Bär eine gewisse Distanz unterschritten hatte, sprang er wieder zur Seite, schwang den nunchaku und versetzte dem Bären einen wuchtigen Schlag seitlich gegen den Kopf.
Jedoch war Meister Petz zäher als jeder Ryq, mit dem Jensen es bisher zu tun gehabt hatte. Für einen Moment schien der Bär zu taumeln, doch dann schüttelte er sich nur und wandte sich wieder seiner Beute zu.
Plötzlich ertönte seitlich von ihm ein leises Pfeifen, und irgendetwas schoss so schnell, dass es fürs Auge fast nicht wahrnehmbar war, über die Lichtung und prallte an der Seite des Bärenschädels ab. Jensen drehte sich um und sah, wie Flynn die Schleuder hastig mit einer zweiten Kugel beschickte. Aber der Aufprall der Kugel juckte den Bären noch weniger als der Schlag mit dem nunchaku. Jensen bereitete sich auf ein weiteres Schlag-und-Sprung-Manöver vor und wartete nur darauf, dass der Bär in die richtige Position gelangte.
Doch just in dem Moment, als er sich vom Boden abstoßen wollte, regte sich unter seinen Füßen etwas Unsichtbares unterm Teppich aus totem Laub. Der Sprung misslang, und für einen entscheidenden Sekundenbruchteil reagierte er völlig unkoordiniert.
Und bevor er die Kontrolle zurückerlangte, traf die Bärentatze ihn mit Schmackes an der linken Seite.
Er japste, als eine ganze Schmerz-Kaskade ihm durch den Brustkorb schoss. Die Wucht des Schlages wirbelte ihn in der Luft herum und schleuderte ihn in ein Gebüsch. Er biss angesichts des Schmerzes in der Seite die Zähne zusammen und versuchte den nunchaku wieder in Kampfposition zu bringen. Aber die Waffe hatte sich im Gestrüpp verheddert. Er ließ sie dort, zog stattdessen ein Messer aus der Scheide am Unterarm und richtete es auf den Bären, der auf ihn zusprang. Er wusste, dass er nur eine einzige Chance hatte; eine Chance, das Tier ins Auge zu treffen und es hoffentlich so schnell zu töten, dass es keine Zeit mehr hatte, seinerseits einen tödlichen Schlag zu führen. Der Bär kam bis auf zwei Meter an ihn heran und riss das Maul mit großen weißen Zähnen auf...
Und dann schoss wie eine schwarz umhüllte Kanonenkugel Flynn in sein Blickfeld - den Körper seitlich
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