Blackcollar
kam. »In Ordnung«, sagte der Junge. »Aber wie verankern wir ihn?«
»Wir verankern ihn nicht«, sagte Jensen. »Ich mach das. Gib mir den Rest der Leine, halte das Kletterhilfen-Ende aber weiter straff.«
Flynn reichte ihm die Leine. Jensen ging zum Flussufer und warf die am Ende mit einer Schlaufe versehene Leine über den im Baum steckenden shuriken, sodass sie in der abgerundeten Vertiefung zwischen zwei Zacken landete. »Aha«, sagte Flynn mit einem Kopfnicken, als Jensen an seinem Ende des Seils zog und es spannte. »Aber wäre ein Ast nicht besser? So müssen wir den shuriken nämlich zurücklassen.«
»Stimmt zwar, aber wenn wir einen Ast nähmen, würde das Seil wahrscheinlich Schleifspuren hinterlassen und die Richtung anzeigen, die wir genommen haben«, erklärte Jensen ihm und zog das Seil fest um den shuriken. »So gibt es aber keinen Abrieb. Und sie werden wahrscheinlich zu dem Schluss kommen, dass wir den shuriken genutzt hätten, um uns in die Bäume zu schwingen und die Bergkette zu überwinden und dass wir dann einen Schwenk zurück nach Osten in Richtung Zivilisation gemacht hätten. Unter der Voraussetzung, dass sie vom Bach aus überhaupt so hoch nach oben schauen, dass sie den Stern sehen - was ich jedoch bezweifle.« Er schlang den Rest der Leine wie ein sich abseilender Bergsteiger um die Hüfte, stemmte die Füße gegen den Boden und nickte. »Los.«
Flynn sprang in die Höhe und erwischte das gestraffte Seil, das nun zwischen dem shuriken und der Kletterhilfe gespannt war. Im ersten Moment hing die Leine durch, als Jensen durch das plötzliche Gewicht den Boden unter den Füßen zu verlieren drohte. Der Blackcollar erlangte das Gleichgewicht zurück, stemmte sich gegen die Belastung, und das Seil straffte sich wieder. Flynn war bereits unterwegs und hangelte sich zügig über das Schlammfeld. Dann erreichte er die andere Seite und zog sich auf den Baum hinauf. »Alles klar«, rief er leise.
Jensen wickelte das Seil von der Hüfte und machte einen lockeren, mehrfachen Knoten ins Ende, wobei er darauf achtete, dass die Leine noch lang genug war, um den Schlamm zu überbrücken. Dann schwang er die Leine wieder über den Kopf und warf sie Flynn zu.
Der andere fing sie und schlang sie ein paarmal um einen anderen dicken Ast, diesmal auf der anderen Seite des Baums, und verschaffte sich einen festen Halt. »Los«, rief er.
Jensen machte einen Satz und bekam das Seil zu fassen. Eine halbe Minute später hatte er den Schlamm überbrückt und hockte neben Flynn in den Ästen.
»Siehst du?«, murmelte er, als sie das Seil einholten und die Kletterhilfe aus dem Baum zogen.
»Kinderleicht.«
» Kinderleicht hätte ich das nicht gerade nennen wollen«, entgegnete Flynn trocken. »Aber es hat immerhin funktioniert.«
»Und nur darauf kommt es an«, fügte Jensen hinzu. »Und überhaupt - wenn man bedenkt, welche verrückten Tricks Mordecai dir schon beigebracht hat, bist du kaum in der Lage, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Ich rolle das Seil auf; und du steigst auf der anderen Seite des Baums hinab und schaust, wie wir am besten von hier wegkommen. Und pass auf, wo du hintrittst.«
Auf den ersten hundert Metern erwies sich das Gelände als erheblich schwieriger als die Strecke, die sie bisher zurückgelegt hatten, und mehr als einmal fragte Jensen sich, ob sie zum Fluss zurückgehen und einen gangbareren Weg suchen sollten. Als die Sterne im Osten in der ersten Morgendämmerung verblassten, hatten sie es jedoch geschafft und befanden sich nun in einem viel offeneren Gelände.
»Wie weit sollen wir denn noch gehen?«, fragte Flynn, als sie einen weiteren, schmaleren Wasserlauf durchquerten und erneut eine Steigung erklommen.
»Lass uns mal hinaufsteigen und schauen, wie es auf der anderen Seite aussieht«, sagte Jensen und wies nach oben. »In diesem Winter müssen ein paar heftige Stürme gewütet haben - das sieht man daran, dass bei vielen Bäumen die unteren Äste fast bis zum Boden durchgebogen sind. Wir suchen einen, der so groß ist, dass wir beide uns darunter verstecken können, und warten dann bis zum Tageslicht.«
»Hört sich gut an«, sagte Flynn. »Zu dumm, dass wir keine Grabwerkzeuge dabeihaben.«
»Wir hatten aber auch keinen solchen Ausflug abseits der Zivilisation geplant«, gab Jensen zu bedenken.
»Echt nicht?«, fragte Flynn mit einem leicht sarkastischen Unterton.
Jensen unterzog ihn einer längeren Musterung. »Wollen Sie damit etwas Bestimmtes sagen, Trainee Flynn?«
Und
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