Blackcollar
geradezu aufgeräumt gewirkt. »Zum Glück hatten sie in diesem Fall nicht genug Zeit, um genauso aufwändig zu bauen. Khorstrons Architektur ist ein schlichtes zweigeschossiges Achteck. Es ist viel übersichtlicher.«
Viviviv erstarrte mitten in der Bewegung, die Karten in die Schultertasche zu stecken.
[Ein Achteck auf zwei Ebenen?], echote er. [Hast du davon auch einen Grundriss?]
»Jedenfalls nichts Offizielles«, sagte Lepkowski und runzelte wegen der plötzlichen Aufgeregtheit des anderen die Stirn. Hatte er vielleicht etwas Falsches gesagt? »Tactor Shaw hat uns aber auch ein paar Fotos von den Bauarbeiten geschickt. Sie sind auf den Karten, die ich dir gerade gegeben habe.«
Viviviv hielt ihm die Karten hin. [Zeig es mir], verlangte er.
Lepkowski wählte die entsprechende Karte und schob sie ins Lesegerät des Schreibtischs. »Da ist es«, sagte er, rief die Datei auf und schwenkte den Monitor herum, damit Viviviv die Anzeige auch sah.
»Hier ist der Kontrollraum«, fügte er hinzu und betätigte den Seiten-Scroller auf der Tischplatte.
Für eine Minute betrachtete der Chryselli das erste von Shaws Fotos. Dann übernahm er die Steuerung und blätterte immer schneller durch die Bilder, bis die Fotos nur noch schemenhaft vorbeihuschten. Als er schließlich damit fertig war, legte er den Scroller beinahe sanft auf den Schreibtisch. [Hast du dich schon damit befasst, General?]
»Ja, ich bin sie schon einmal durchgegangen«, sagte Lepkowski vorsichtig. »Offensichtlich habe ich etwas Wichtiges übersehen.«
[Du hast nur das übersehen, was du überhaupt nicht wissen konntest], sagte Viviviv. [Dieses Zentrum - dieses Khorstron - ist nämlich ein präzises Duplikat der Festung Daeliak-naa auf Saalnaka, einer Ryqril-Kolonialwelt dritten Ranges.]
Wenn Lepkowski die Worte des Alien richtig deutete, handelte es sich dabei um eine der Welten, die die Chryselli in den letzten zwei Jahren als Brückenkopf erobert hatten. »Na gut, dann haben sie sich beim Bau von Khorstron eben an ein bekanntes architektonisches Design angelehnt«, sagte er. »Aber ich befürchte, dass ich noch etwas anderes übersehen habe.«
[Was dir fehlt], sagte Viviviv mit plötzlich angespannter Stimme, [ist das Wissen, dass wir vor zehn Monaten unser eigenes regionales taktisches Zentrum nach Daeliak-naa verlegt haben.]
Lepkowski starrte auf das Foto, das noch immer auf dem Bildschirm abgebildet wurde, und plötzlich fügten die Puzzleteile sich zu einem vollständigen Bild zusammen. »Ich will verdammt sein«, stieß er hervor. »Die Blackcollars sollen ihnen zeigen, wie man in euer taktisches Zentrum einbricht.«
Für eine Weile sagte keiner von ihnen etwas. [Das ist nicht gut], sagte Viviviv schließlich. [Das ist nicht die Art und Weise, wie Ryqril normalerweise denken. Falls sie gelernt haben, solche Taktiken anzuwenden, müssen alle unsere Planungen und Strategien sofort revidiert werden.]
»Nein, das Denken haben sie immer noch nicht gelernt«, sagte Lepkowski grimmig. »Sie haben nur gelernt, Leute mit Denkvermögen zu rekrutieren. Und ich tippe dabei auf Jamus Galway, den Präfekten von Plinry.«
[Ein Militär-Mensch?]
»Nicht unbedingt«, erwiderte Lepkowski. »Aber er hat Lathe beobachtet und studiert, seit Caine nach Plinry gekommen ist und die Blackcollars wieder zu einer schlagkräftigen militärischen Einheit formiert hat. Und ich vermute, dass er ein militärisches Naturtalent ist.«
[Dann muss er eliminiert werden], forderte Viviviv demonstrativ. [Unsere Strategen sind nicht darauf vorbereitet, menschliche Taktiken und Denkmuster zu antizipieren beziehungsweise darauf zu reagieren.]
»Verstehe«, sagte Lepkowski, zog die Karte aus dem Lesegerät und gab sie dem Chryselli zurück. »Ich werde unverzüglich zurückkehren und mich mit Comsquare Lathe in Verbindung setzen.«
[Und er wird diese Drohung eliminieren?]
»Unbedingt«, versicherte Lepkowski ihm. »Du kannst dich darauf verlassen.«
Sie hatten ihn in den Entwässerungsgraben am Straßenrand gelegt, stellte Galway fest, als das Gehirn nach der langen, turbulenten Schwärze schließlich wieder die Arbeit aufnahm. Sie hatten ihn hineingelegt und nicht hineingeworfen, wofür er ihnen wahrscheinlich auch noch dankbar sein müsste.
Aber er verspürte keine Dankbarkeit. Jedenfalls keine sonderlich große. Er hatte höllische Kopfschmerzen und stand durch den Angriff noch so unter Schock, dass er am ganzen Leib zitterte. Und weil der Kopf die ganze Zeit überstreckt war, drohte sich
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