Blacklist - Blacklist - Blacklist
Hände. Ich umklammerte den Griff der Taschenlampe, bereit, sie als Waffe einzusetzen, und schaltete sie mit dem kleinstmöglichen Radius ein. Ein Waschbär blieb stehen und starrte mich eine volle Minute lang an, dann tappte er, scheinbar achselzuckend, ins Gebüsch zurück.
Nach ein paar weiteren Schritten kam Larchmont Hall in Sicht, fahl wie ein unheimliches Geisterschiff im Mondschein. Ich machte jetzt Gebrauch von meinem eigenen Nachtsichtglas, entdeckte aber niemanden. Vorsichtig umrundete ich die Nebengebäude, stöberte aber nur weitere Waschbären und einen Fuchs auf, keine Menschen.
Ich zog mich an den Rand des Gartens zurück, um die Rückseite des Anwesens zu beobachten. In den Fenstern am Dachboden war kein Licht zu sehen. Ich hockte mich auf eine Bank und wartete.
Darraughs Familiengeschichte hatte mich neugierig gemacht, und ich war nachmittags in der Bibliothek der Chicago Historical Society gewesen und hatte mir alte Zeitungsartikel und Klatschspalten angeschaut. Es war irgendwie tröstlich, mit anderen Menschen in einer Bibliothek zu sitzen und Papier zu berühren, statt einsam und alleine auf einen blinkenden Cursor zu starren. Ich hatte viel erfahren über die Geschichte der Region, war mir aber nicht sicher, was das über Darraughs Leben aussagte.
Geraldine Grahams Großvater hatte 1877 am Illinois River eine Papierfabrik gegründet, mit der er in den darauf folgenden zwei Jahrzehnten ein Vermögen verdiente. In den Fabriken der Drummonds in Georgia und South Carolina waren einmal neuntausend Menschen beschäftigt gewesen. Während der Wirtschaftsflaute der letzten zehn Jahre waren die Werke bis auf ein größeres in Georgia alle geschlossen wurden. Ich hatte sogar einmal für Darraugh dort gearbeitet, aber er hatte nichts über die Verbindung zur Familie seiner Mutter gesagt. 1940 hatte Drummond Paper mit Continental Industries fusioniert; der Name Drummond war nur bei dem Papierunternehmen erhalten geblieben.
1903 hatte Geraldines Vater Larchmont Hall für seine Frau bauen lassen; Geraldine, ihr Bruder Stuart und eine Schwester, die jung gestorben war, kamen dort zur Welt. Der
Chicago American
berichtete damals über das Einweihungsfest, bei dem die Taverners, McCormicks, Armors und andere Gesellschaftsgrößen aus Chicago einen glamourösen Abend verbrachten. Die ganze Geschichte erinnerte mich an diese Historienschinken im Fernsehen.
Unsere reisende Reporterin scheute keine Mühen, um von der Einweihung von Larchmont Hall berichten zu können; mit der Straßenbahn reiste sie zur Eisenbahn, um in entlegenstes Gebiet zu fahren, wo sie von einem offenen Omnibus in Empfang genommen und mitsamt den Lieferanten, die Pflanzen, Hummer und allerhand köstliche Leckerbissen für das große Fest brachten, zu dem Anwesen verfrachtet wurde. Notgedrungen traf sie so vor den erhabeneren Gästen ein und fand reichlich Gelegenheit, das Gelände in Augenschein zu nehmen, wo Tische und Stühle aufgestellt waren, da der Tee im Freien serviert wurde. Das Diner wurde selbstverständlich im großen Esszimmer eingenommen, wo dreißig Personen an dem mit Schnitzereien verzierten Nussholztisch Platz fanden.
Italienische Handwerker arbeiteten acht Monate an dem Mosaik im Entrée, doch es war die Mühe wert, denn die grünen, ziegelroten und erlesen beigefarbenen Kacheln geben dem Gast einen edlen und doch unaufdringlichen Vorgeschmack auf die Pracht im Inneren. Unsere Reporterin konnte einen Blick ins Studierzimmer des Mr. Drummond erhaschen, ein männliches Reich, in dem man den Geruch von Leder wittert und in dem die schweren dunkelroten Vorhänge vor den großen Fenstern geschlossen sind, damit der bedeutende Mann nicht von der Schönheit der Natur an der Ausführung seiner wichtigen Aufgaben gehindert wird.
Doch die größte Schönheit findet man im Inneren des Anwesens. Mrs. Matthew Drummond, geborene Miss Laura Taverner, zog die Blicke aller Anwesenden auf sich, als sie in einem Kleid in Erscheinung trat, das perlenbestickten Tüll mit kornblumenblauem Satin vermählte. Ihr goldfarbener Chiffonumhang war mit Strasssteinen gesäumt (von Worth darselbst, meine Lieben, und erst letzte Woche aus Paris eingetroffen, wie Mrs. Drummonds Zofe mir zuraunte), und ihre Straußenfedern und Diamanten erregten den Neid aller anwesenden Damen. Mrs. Michael Taverner, Mrs. Drummonds Schwägerin, fiel fast in Ohnmacht vor Scham in ihrem rosa Kunstseidenkleid. Und gewiss hat Mrs. Edwards Bayard wenig Sinn für
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