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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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es ihr gelungen war, aus Chicago zu flüchten, um ihn zu besuchen. Und man konnte den Teich sehen.
    Ich stieg wieder runter und erkundete den Rest des Dachbodens. Von diesem Aufenthaltsraum der Dienstboten gelangte man durch einen kurzen, breiten Flur zu sechs mönchisch kargen Schlafräumen und einem spartanischen Badezimmer. Ich drehte am Wasserhahn; kaltes Wasser strömte heraus. Wenigstens das konnte er benutzen. In einem der Zimmer lag eine Matratze mit einem Schlafsack; seine wenigen Kleider lagen ordentlich zusammengefaltet auf einem Stuhl. Neben dem Bett standen mehrere Taschenlampen und eine Schachtel mit Batterien.
    Als ich wieder in den großen Raum kam, hockte der Junge in unveränderter Haltung auf der Treppe.
    »Wer bist du? Warum versteckst du dich hier?«, fragte ich.
    Er rührte sich nicht und gab keinen Ton von sich.
    »Es ist kalt hier oben. Du hattest vermutlich seit Tagen oder wie lange du hier bist keine warme Mahlzeit mehr. Komm mit mir und erzähl mir deine Geschichte.«
    »Ich warte auf Catterine. Wenn sie sagt, ich gehen, dann ist sicher.« Seine Stimme klang erstickt, weil sein Kopf noch immer auf den Knien lag.
    »Sie kann nicht kommen. Du siehst doch den Teich von hier oben; du musst beobachtet haben, dass ihre Großmutter heute Abend hier war. Sie wird dafür sorgen, dass Catherine heute Nacht das Haus nicht mehr verlässt, und sie wird vermutlich auch die Polizei rufen. Wir haben vielleicht noch Zeit, bis die Sonne aufgeht, um dich hier rauszubringen, aber ich muss wissen, wer du bist und warum du dich versteckst.« Plötzlich musste ich lachen. »Und mich hast du bestimmt auch gesehen, wie ich immer wieder in den verdammten Teich gehopst bin, oder? Arme Schwester Anne, nichts kann sie tun, außer den Horizont beobachten.«
    »Ich bin nicht Mädchen!« Sein Kopf fuhr hoch, und er funkelte mich wütend an.
    »Wer hat denn gesagt - oh, Schwester Anne. Das ist eine Figur aus einer Kindergeschichte, die in einem Turm sitzt und Ausschau halten muss. Ich weiß, dass du kein Mädchen bist. Aber ich weiß, dass du mich heute Nachmittag gesehen hast. Und am Sonntag hast du bestimmt auch nach Catherine Ausschau gehalten. Sonntagnacht hat hier draußen vor dem Haus jemand einen Mann getötet. Sie haben seine Leiche in den Teich geworfen. Hast du das beobachtet?«
    Als er nicht reagierte, trat ich dicht an ihn heran. »Du hast nach Catherine Ausschau gehalten; du wusstest, dass sie in dieser Nacht oder in einer der nächsten kommen würde. Du hast gesehen, wer die Leiche dieses Mannes in den Teich geworfen hat. Wer war es?«
    »Nichts. Ich sehen nichts.«
    »Hast du bei dem Mord mitgemacht? Versteckst du dich deshalb hier?«
    »Nein und nein und nein und jetzt - oh, wo ist Catterine? Nur sie -« Er brach ab und starrte wieder auf seine Knie. »Ich bin Mädchen, weine, verstecke mich hinter anderem Mädchen, ich bin Baby und Mädchen.«
    Er verfiel in Schweigen. Ich runzelte angestrengt die Stirn und versuchte, mir eine Frage zu überlegen, die ihn dazu veranlassen würde, mir zu sagen, wer er war - und was er am Sonntag gesehen hatte. Schließlich ging ich zu dem Schreibtisch hinüber, um mir die Bücher anzuschauen; vielleicht stand in einem sein Name. Ich brauchte mehr Licht, als der Mond hergab. In der Hoffnung, dass Geraldine Graham gerade nicht wach war, schaltete ich die Kopflampe ein und griff nach dem aufgeschlagenen Buch.
    Noch nie hatte ich etwas so Schönes wie das Korallenriff erblickt. Es erstreckte sich meilenweit und war weich wie Samt, als ich es berührte. Dummerweise achtete ich nicht mehr auf all die Gefahren, während ich die leuchtend bunten Fische beobachtete, die in dem roten Riff umherschwammen. Plötzlich spürte ich einen so heftigen Schmerz im Bein, dass ich schreien wollte, obwohl ich mich doch unter Wasser befand. Ich schluckte etwas Wasser, weil ich den Mund geöffnet hatte, und blickte entsetzt nach unten. Eine Riesenmuschel hatte mein Bein gepackt!
    Ich sah mir den Einband an. Eric Nielsen über das Great Barrier Reef, erschienen 1920. »Calvin Bayard, sein Buch« stand in krakeliger Kinderschrift darunter. Ferner lagen dort zwei weitere Abenteuer mit Eric Nielsen, Die Schatzinsel und ein altes TomSwift-Buch. Catherine Bayard hatte offenbar die Bibliothek ihres Großvaters nach Büchern durchforstet, die für einen Jungen geeignet waren, der gerade Englisch lernte.
    Die anderen Bücher waren auf Arabisch, und ein englisch-arabisches Wörterbuch lag auch da. Ich

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