Blacklist - Blacklist - Blacklist
Material über Olin Taverner suchten.«
Renee blickte verblüfft, als die körnigen Schwarzweiß-Aufnahmen zu sehen waren. Sie führten uns zurück in die Anhörungsräume des Komitees. Die Männer trugen Zweireiher, wie es damals modern war, und ich erkannte Calvin Bayard auf Anhieb: Das schlanke Gesicht, das helle Haar, sogar das freundliche Lächeln, mit dem er die Leute hinter ihm begrüßte, hatten sich nicht verändert, als er zwanzig Jahre später vor uns Studenten auftrat. Er saß alleine, ohne Anwalt, an einem Tisch vor den Mitgliedern des Komitees, die langen Beine lässig ausgestreckt. Auf einem erhöhten Podium ihm gegenüber saßen sechs Männer hinter etlichen Mikrofonen.
Channel 13 hatte die Namen der Männer über ihren Köpfen eingeblendet. Olin Taverner, mit strenger Miene, die Haare nach hinten gekämmt, sah aus wie die Idealbesetzung für den aufrechten Bürger. Der Kongressabgeordnete Walker Bushnell dagegen hatte ein Gesicht, das so rund war wie ein Lollipop, und wirkte mit seinen kurz geschorenen Haaren wie die Karikatur eines Schlägers.
Taverner ergriff das Wort. »Sie haben am 14. Juni 1948 in Eagle River in Wisconsin an einem Treffen des Committee for Social Thought and Justice teilgenommen, nicht wahr, Mr. Bayard?«
Calvin Bayard lachte amüsiert. »Ich nehme an ziemlich vielen Treffen teil, genau wie Sie, Olin. Wann und an welchen, das weiß ich nicht mehr genau. Sie müssen eine eindrucksvolle Rechenmaschine im Kopf haben, wenn Sie sich noch an so weit zurückliegende Treffen erinnern.«
Taverner beugte sich vor. »Wir verfügen über Aussagen von Zeugen, deren Gedächtnis einwandfrei ist und von denen wir wissen, dass Sie am 14. Juni 1948 in Eagle River waren. Bestreiten Sie das?«
Bayard erwiderte ungeduldig: »Ich kann mich dazu nicht äußern, weil ich nicht weiß, ob Sie über Zeugenaussagen verfügen oder nicht und wenn ja, von wem.«
Taverner schlug auf den Tisch. »Wir haben verlässliche Aussagen, denen zufolge Sie an diesem Treffen teilgenommen haben. Wer außer Ihnen war noch anwesend?«
Bayard hakte die Daumen in seine Gürtellaschen und lehnte sich lässig zurück. »Herr Vorsitzender, als Mr. Taverner und ich noch Kinder waren und auf dem Land lebten, fanden wir oft Wiesel und Ratten, die um das Hühnerhaus streifen. Sie zwängten sich im Schutz der Dunkelheit gerne durch die Spalten und Ritzen. Das Wiesel kommt nicht im hellen Tageslicht heraus und stellt sich seinem Gegner, wie ein Hund es tun würde.
Nun möchte ich auf keinen Fall meine Freunde in der Verlagsbranche oder der Unterhaltungsindustrie als solche darstellen und auch nicht die Männer in diesem Komittee, denn am Ende des Tages ist jeder von uns mit seinem Gewissen alleine, und mein Gewissen sagt vielleicht ganz andere Dinge als das Ihre oder das meiner Freunde. Doch wer sich in der Dunkelheit herumdrückt oder unter dem Deckmantel des Patriotismus - mein Hund wüsste jedenfalls, was er mit so einer Kreatur anstellen würde.«
Aufgeregtes Raunen lief durch die Zuschauerreihen. Taverner begann, irgendetwas zu schreien, doch Walker Bushnell brachte ihn zum Schweigen, indem er die Hand auf Taverners Mikrofon legte.
»Sie weigern sich also, diesem Komittee mitzuteilen, wer außer Ihnen am 14. Juni 1948 an diesem Treffen teilnahm«, sagte Bushnell.
Bayard sah ihn unverwandt an. »Herr Vorsitzender, nichts sehen die Feinde Amerikas lieber, als wenn die führenden Köpfe des Landes unser Fundament zerstören, das Recht auf freie Meinungsäußerung, freie Presse, freies Versammlungsrecht. Ich werde diesen Feinden nicht Vorschub leisten, indem ich jene Rechte missachte.«
Die Aufnahme war zu Ende; Renee Bayard kam wieder ins Bild. Sie tupfte sich Tränen aus den Augenwinkeln. Mir war selbst nach Schniefen zumute.
Dennis Logan sagte: »Ihr Mann hat hier eine großartige Rede gehalten, aber dennoch fragt man sich, warum er damit Olin Taverner und Walker Bushnell in Schach gehalten hat. Ihr Mann war der einzige Mensch, den Olin Taverner von der Angel ließ. Calvin hat keine Namen genannt, er saß keine Haftstrafe ab, es wurde in keinem Punkt Anklage gegen ihn erhoben. Was war sein Geheimnis?«
»Der arme Calvin - er hat so hart dafür gearbeitet, dass Menschen wie Sie jederzeit das sagen dürfen, was Sie sagen wollen - und Ihr einziger Wunsch ist, ihn hinter Gittern sehen.«
»Renee, das ist jetzt nicht fair. Meine Frage ist völlig berechtigt. Olin Taverner ist tot, können Sie uns denn da nicht
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