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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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meisten Mordfälle der Stadt, wohingegen Bronzeville sich erholt. Sicher, viele Häuser hier waren heruntergekommen, aber in ein Art-déco-Gebäude an der Thirty-fifth, Ecke King war eine Versicherungsgesellschaft eingezogen, und die prachtvollen Villen auf beiden Seiten des Boulevards sahen gepflegt aus.
    Marcus Whitby hatte eines der alten Einfamilienhäuser an der Giles gekauft, einer kurzen, schmalen Straße gleich westlich vom King Drive. Ich fand einen Parkplatz an der Ecke zur Thirty-seventh und ging von dort die Straße entlang bis zu der Nummer, die ich bei Nexis gefunden hatte. Ein paar Häuser hatten kaputte Fenster und eingestürzte Dächer und schienen kurz vorm Zusammenbruch. Andere waren sorgfältig renoviert worden und mit aufgemalten Schnörkeln an Veranda und Fenstern noch prächtiger als ursprünglich. Die meisten, darunter auch das Haus von Marcus Whitby, befanden sich in einem Zustand irgendwo dazwischen.
    Ich stand auf dem Gehweg und starrte sein einstiges Heim an, als könne es mir etwas über ihn verraten. Das Haus war hoch und schmal angelegt worden, damit es auf das kleine Grundstück passte. Der dunkelrote Klinker war alt und an einigen Stellen gesprungen, aber frisch verfugt, und die kleine Veranda und die hölzernen Zierleisten waren ausgebessert und neu bemalt worden. An allen Fenstern der drei Stockwerke waren die Jalousien heruntergelassen, was dem Haus einen abweisenden Ausdruck verlieh, als habe es die Augen verschlossen vor der Welt.
    Kinder kamen mit voll gepackten Rucksäcken aus den Häusern nebenan geschlendert und machten sich auf den Schulweg. Sie strömten einfach an mir vorbei wie ein Fischschwarm, der sich teilt - ich war ein Erwachsener und damit unsichtbar. Die Erwachsenen verhielten sich anders: Ich war fremd hier und außerdem weiß. Manche blieben stehen und fragten mich, ob sie mir helfen könnten. Wenn ich ihnen sagte, dass ich auf jemanden wartete, beäugten sie mich misstrauisch: Die Weißen aus den Vorstädten kommen in die schwarze South Side, um dort Drogen zu kaufen, damit ihre eigenen kleinen Städte sauber und von Kriminalität verschont bleiben. Ich trug meinen dezenten grün-schwarz gestreiften Hosenanzug, um für Trauernde angemessen gekleidet zu sein und gleichzeitig seriös und kompetent zu wirken - aber deshalb konnte ich trotzdem cracksüchtig sein.
    Wenn jemand weiterfragte, gab ich mich zu erkennen, und erkundigte mich nach Marcus Whitby. Sie antworteten nur zögernd, wollten nicht mit einer Fremden über den Toten sprechen, aber ich gewann den Eindruck, dass seine Nachbarn ihn nicht allzu gut gekannt hatten. Oh doch, er kam mit jedermann gut aus, aber er lebte zurückgezogen. Er war nicht unfreundlich, keineswegs - wenn man Starthilfe brauchte oder ein neues Fenster einbauen wollte, war er bereitwillig zur Stelle. Aber er saß abends nicht auf seiner Veranda oder plauderte mit den Nachbarn.
    Keiner der Erwachsenen, mit denen ich sprach, konnte sich erinnern, Whitby am Sonntagabend gesehen zu haben, aber ein zehnjähriges Mädchen, das ungeduldig zuhörte, während ihr Vater sprach, sagte, sie habe ihn heimkommen sehen.
    »Er war den ganzen Nachmittag weg, und dann hat er an der Ecke Milch gekauft. Ich hab ihn gesehen, weil Tanya und ich da ein Snickers geholt haben. Dann ging er noch mal aus. So um neun.«
    »Woher weißt du das?«, fragte ich.
    »Tanya und ich waren auf der Straße zum Seilspringen und haben gesehen, wie er Richtung Thirty-fifth Street ging.«
    »Was? Im Dunkeln?«, donnerte ihr Vater. »Wie oft habe ich dir schon -«
    »Ich weiß, ich weiß«, warf ich hastig ein. »Es ist gefährlich, aber man geht auf die Straße, weil man unter den Laternen besser sehen kann. Ich hab das früher mit meinen Freundinnen auch gemacht, so sehr meine Mutter auch schimpfte. Du hast also gesehen, wie Marcus Whitby fortging?«
    Sie nickte, mit einem vorsichtigen Seitenblick auf ihren Vater. »Er hat die Tür abgeschlossen und uns zugerufen, wir sollten schön vorsichtig sein, dann ist er die Straße entlanggegangen.«
    »Schien er es eilig zu haben?«, fragte ich.
    Sie hielt die Hände hoch. »Weiß nicht. Wir haben nicht so darauf geachtet, Tanya und ich.«
    »Vielleicht hatte er seinen Wagen weiter hinten geparkt«, schlug ich vor. »Weißt du, wie sein Auto aussah?«
    Als sie auf einen grünen Saturn SL1 auf der anderen Straßenseite deutete, sagte ich: »So sah er aus? Grün und vier Türen?«
    »Nein«, sagte sie, hörbar genervt von meiner

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