Blackout (German Edition)
war bei den Verhören dabei.«
Caduff nahm eine CD in die Hand, die auf Nicks Nachttisch lag.
»Hat mir Kristen gebrannt. Wirklich starkes Cover. Sie hat das Foto selber geschossen.«
Caduff schaute sich das Bild einer sonnendurchfluteten Waldlichtung an. »Gefällt mir.«
»Weißt du, was ich nicht verstehe?«
»Was?«
»Warum Simon meinen Vater in die Hütte bestellt hat. Das war doch ein unnötiges Risiko. Er hätte Carla einfach wieder auftauchen lassen können, genau wie mich, zugedröhnt und mit ein paar Berlin-Souvenirs in den Taschen. Wer hätte ihr schon geglaubt? Es gab keine Lösegeldforderung, keine Verletzten, keine Toten. Für die Polizei war sie nur eine junge Frau, die zusammen mit einem Junkie verschwunden war, um was zu erleben. So was passiert doch andauernd.«
»Er wollte, dass dein Vater ganz genau wusste, wer ihnund seine Familie ruiniert hatte. Dafür war er bereit, jedes Risiko einzugehen.«
»Das ist doch krank, oder?«, fragte Nick.
»Ja, aber das entscheiden weder du noch ich.«
Eine Weile hingen beide ihren Gedanken nach.
»Mam besucht mich ziemlich oft«, wechselte Nick das Thema. »Ich habe mich bei ihr entschuldigt, dass ich mich so grässlich aufgeführt habe bei dir.« Er fühlte, wie sein Gesicht rot anlief. »Wir haben einen Deal abgeschlossen.«
Caduff beugte sich vor. »Da bin ich aber gespannt.«
»Ehrlichkeit«, sagte Nick, »wir haben uns darauf geeinigt, uns die Wahrheit zu sagen.«
»Und, gelingt es euch?«
»Ist gar nicht so einfach. Lass es mich so sagen: Wir machen Fortschritte.«
»Und dein Vater?«, fragte Caduff.
»Den haben sie früher entlassen als mich.«
»Du weißt, dass ich das nicht meine.«
»Nun, wir versuchen es.«
Caduff nickte. Nick dachte daran, was für eine kaputte Familie sie waren. Aber vielleicht kriegten sie es wieder hin. »Er hat seine Firma verkauft. Hat jetzt mehr Zeit, aber ich weiß nicht, ob das wirklich gut ist.«
»Und warum?«, wollte Caduff wissen.
Nick verdrehte die Augen. »Er fängt schon wieder an, meine Zukunft zu planen. Es ist so mühsam, ihm klarzumachen, dass ich Zeit brauche und vielleicht nicht das machen werde, was er von mir erwartet.«
»Hast du denn schon eine Ahnung, was du machen willst?«
»Der Doc sagt, dass ich erst mal gesund werden muss. Reha und so. Wird noch eine ganze Weile dauern. Der Scheißkerl hat gut getroffen.« Nick lachte. »Sorry, du bist ja derjenige, dem ich zu viel fluche. Also, noch mal. Simon hat einfach zu gut getroffen. Wenn ich aufstehe, fühle ich mich immer noch wie Wackelpudding. Wird ein ziemlich mühsamer Prozess werden.«
»Für Wackelpudding klingst du erstaunlich gut.«
»Caduff, ich verrate dir jetzt ein Geheimnis. Wenn du es ausplauderst, erzähle ich allen von der grausig geschmacklosen Stehlampe in deinem Wohnzimmer und dein Ruf ist ruiniert.«
Entgeistert starrte ihn Caduff an. »Was willst du damit sagen? Die Lampe ist nicht geschmacklos. Oder?«
Nick grinste. Dann wurde er ernst. »Damals, als ich den Wagen an den Baum gefahren habe, da wollte ich sterben. Der Wagen war hinüber, aber ich nicht. Es war, als ob ich zuerst irgendwie mein Leben in Ordnung bringen sollte. Ein Zeichen oder so. Dort im Wald, da wäre ich wirklich beinahe gestorben. Und es war gar nicht schlimm. Alles war irgendwie abgeschlossen und erledigt. Verstehst du, was ich meine?«
»Ich glaube schon«, sagte Caduff.
»Aber als ich dann aufgewacht bin, war ich froh, dass ich noch lebe.«
Neben Caduff gab es nur eine einzige andere Person, der Nick das erzählt hatte. Dabei würde es auch bleiben. Warum er Caduff in seine tiefsten Geheimnisse einweihte, war ihm selber nicht ganz klar. Es war einfach das Gefühl, dass es richtig war.
Er atmete tief durch. »Ich glaube, dass ich noch eineChance bekommen habe. Da ist ein bisschen mehr Zeit gar nicht schlecht und ich denke, ich komme damit klar.«
»Das wirst du.« Caduff stand auf und ging zum Fenster.
»Ich sag dir noch was. Wenn die mir einen Gips verpasst hätten, wären diesmal ein paar Unterschriften drauf von Menschen, die mir was bedeuten.«
»Wie Carla«, sagte Caduff.
»Ja«, antwortete Nick. »Sie besucht mich oft. Sie ist schon fast wieder die Alte.«
Nur ihre Augen, die waren nicht mehr dieselben. Das Leuchten war verschwunden. Nick hatte sich etwas geschworen: Er würde nicht aufgeben, bis es wieder da war.
»Und Susanna. Martin. Finn. Sie alle waren hier. Stell dir vor, Susanna und Mam kamen zusammen!«
»War wohl für
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