Blackout - Kein Entrinnen
Ohne Ausnahme.« Das bernsteinfarbene Licht ging aus, und stattdessen gingen zwei andere an, ein rotes und ein grünes. Sie blinkten abwechselnd.
»Mir hat’s hier besser gefallen, bevor Dr. Abbey dich zugeschaltet hat«, sagte ich.
»Danke für Ihre Mitarbeit«, entgegnete der Computer heiter. Das rote Licht ging vollends aus, während das grüne durchgehend leuchtete und meinen Status als Nichtinfizierter bestätigte. Wie immer. »Willkommen zu Hause.«
Die Tür zum Hauptlabor entriegelte sich und glitt zur Seite. Ich zeigte der nächstgelegenen Kamera den Stinkefinger und ging hinein.
Dr. Abbeys Leute hatten viel Erfahrung darin, einst verlassene Gebäude in funktionstüchtige wissenschaftliche Forschungszentren zu verwandeln. Das Forstamt von Shady Cove war im Grunde maßgeschneidert für sie, denn es war groß, so gebaut, dass es den Elementen widerstand, und vor allem befand es sich mitten in der gottverlassenen Pampa. Von der Garage kommend trat ich gleich in den Hauptraum – ursprünglich die Eingangshalle, wie man an dem Messingschild neben der Tür lesen konnte. Das erklärte auch die lustigen Waldtiere, die in knallbunten Farben an die Wand gemalt waren. Vor dem Erwachen haben die Menschen die Natur romantisiert. Heute laufen wir vor allem vor ihr davon.
Überall eilten Praktikanten und technische Mitarbeiter umher, die mit merkwürdigen wissenschaftlichen Aufgaben befasst waren. Ich verstehe kaum etwas von dem, was Dr. Abbeys Leute tun, und das ist wahrscheinlich auch gut so. Mahir versteht viel mehr als ich, und er meint, dass er Mühe hat, nachts zu schlafen.
Wo wir gerade von Mahir reden: Auch er stürmte durch den Raum und wirkte verärgert. »Legst du es eigentlich darauf an, getötet zu werden?«, fragte er.
»Das ist eine interessante philosophische Frage, die wir besser einmal bei einer Dose Cola besprechen sollten«, gab ich freundlich zurück. »Und auch ich freue mich, dich zu sehen.«
»Ich würde dir am liebsten eine scheuern, verdammter Idiot«, sagte Mahir und funkelte mich, noch immer wütend, an.
Einst war Mahir in der Rangfolge gleich nach George gekommen. Da sie als Stimme in meinem Kopf nicht mehr ein Drittel der Mannschaft anführen konnte, hatte Mahir die Newsies übernommen, als sie gestorben war. Manchmal glaube ich, er ist sauer auf mich, weil ich es ihm nicht übel nehme, dass er ihren Platz eingenommen hat. Was er nicht so recht zu begreifen scheint, ist, dass er einer der wenigen Menschen ist, die George so geliebt haben wie ich, und dass es mir ein bisschen besser geht, solange ich ihn als Mitstreiter habe.
Außerdem macht es tierisch Spaß, wenn er sich ärgert. »Aber du tust es nicht«, sagte ich. »Wie ist unser Status?«
Mahir schaute nicht mehr finster drein, sondern erschöpft. »Alaric versucht immer noch herauszufinden, was mit unseren anderen Standorten los ist. Wir haben in den letzten Stunden sechs neue Berichte unserer jüngeren Blogger hochgeladen, und keiner davon befasst sich mit der Tragödie an der Golfküste. Drei von ihnen haben sich in Luft aufgelöst. Ich glaube, bald reißt er sich noch die Haare aus.«
»So geht es nun mal, wenn man einer Verschwörung der Regierung auf die Füße tritt.« Ich machte mich auf in die Küche. »Wie kommt Becks mit ihrem Rettungsplan voran?«
Mahir antwortete mit einem schwachen Kopfschütteln.
»Ach, Mist.« Alarics kleine Schwester Alisa war in Florida gewesen, als der Tropensturm Fiona darüber hereinbrach. Die erste Welle von Infektionen hatte sie aufgrund einer Kombination aus Geistesgegenwart und reinem Glück überlebt, und dann … Alaric konnte sie nicht zu sich holen, denn Dr. Abbey behauptete, wenn einmal einer von uns ging, würden irgendwann alle gehen. Erst glaubten wir, Alisa würde vielleicht in einer Pflegefamilie untergebracht werden, aber die Zustände in Florida waren einfach zu verheerend. Und so landete sie in einem von der Regierung errichteten Flüchtlingslager. In regelmäßigen Abständen mailte sie Neuigkeiten und schaffte es irgendwie, sich durchzuschlagen. Dennoch war uns klar, dass wir etwas tun mussten, um sie rasch dort herauszuholen, bevor Alaric eine Dummheit anstellte. Seine Beweggründe konnte ich gut nachempfinden. Familie ist das Wichtigste überhaupt.
»Tja, nun, es ist, wie es ist.« Mahir hielt mühelos mit mir Schritt. Früher war er kein Mann für Außeneinsätze gewesen, aber seit wir zu Dr. Abbey gestoßen waren, trainierte er – weil er nicht sterben wollte,
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