Blackout - Kein Entrinnen
nicht will, und einen Job, in dem ich gut bin. Und dieser Job verlangt von mir, dass ich hier stehe und dafür sorge, dass ihr entkommt, denn ihr seid am besten dafür geeignet, die Geschichte zu verbreiten. Also geht jetzt!«
»Shaun, komm schon.« George wich einen Schritt zurück und schoss weiter.
»Ich will das nicht«, sagte ich leise.
Dann tu’s nicht , sagte George in meinem Kopf. Ihre Stimme war leise und einschmeichelnd. Sie würde mich nie um etwas bitten, was ich nicht selbst wollte. Sie würde mich nie davon überzeugen wollen, einen Teamkameraden im Stich zu lassen.
Sie würde mich sterben lassen und alles mitnehmen, wofür wir gekämpft und geblutet hatten.
»Shaun! Geh!«, schrie Becks. Sie steckte den Organizer in ihre Tasche und schrie: »Hey, Großer! Wie stabil sind diese Türen?«
»Stabil genug«, brüllte Steve. »Georgia, komm schon.«
»Ich komme.« Sie schoss weiter und wich nach hinten zurück. Bis sie sich umdrehen musste, um die Hand auf die Testeinheit zu legen, und nicht mehr schießen konnte.
»Gut.« Becks steckte die Hand in eine andere Tasche und zog einen kleinen runden Gegenstand hervor, in dem ich nach ein paar Sekunden eine Handgranate erkannte. »Ich nehme keine Gefangenen.«
»Du hattest eine Granate in deiner Tasche?«, fragte ich und war mir nicht sicher, ob ich beeindruckt oder entsetzt sein sollte.
»Dr. Abbey hat sie mir gegeben. Sie hat geschworen, dass sie zuverlässig funktioniert.«
»Aber Dr. Abbey funktioniert nicht zuverlässig!«
»Das spielt jetzt keine Rolle.« Becks grinste und feuerte. Ihre Wangen und die Stirn waren mit Schießpulver verschmiert, vermischt mit Schweiß. Tränen, die sie womöglich gar nicht bemerkte, wuschen weiße Spuren hinein. »Hau ab, Mason. Wir hatten eine gute Zeit zusammen, nicht wahr? Es war nicht nur scheiße.«
Die Zombies kamen die ganze Zeit näher. Ich hörte nicht auf zu schießen. »Wir hatten eine tolle Zeit. Du warst großartig. Du bist großartig.«
»Du auch, Mason. Und jetzt geh.«
»Shaun!«, rief Steve.
Ich atmete tief durch, gab zwei weitere Schüsse in den Pulk ab und rannte.
Steve und Becks gaben mir Deckung, während mein Bluttest durchlief. Als ich durch war, betrug der Abstand zwischen der ersten Zombiewelle – die durch den Kugelhagel, die Krankheit und die Leiber der Gefallenen aufgehalten wurde – und der Tür zur Luftschleuse kaum noch drei Meter. Steve kam als Nächster dran, und Becks gab ihm alleine Deckung. Sie feuerte schneller, als ich es für möglich gehalten hatte. Aber sie stand einer Überzahl gegenüber, und die Zombies hatten sie schon fast erreicht, als Steve zu uns in die Garage trat.
Becks stellte das Feuer ein. Sie wandte sich zu der Glastür um und lächelte. Hinter ihr drängten sich die Zombies. Wir hörten weder das Stöhnen der Ungeheuer noch den Aufprall, als ihre Pistole zu Boden fiel. Mit der freien Hand winkte sie, als grüße sie einen Faschingsumzug und schien kaum zu merken, dass fremde Hände an ihren Haaren rissen. Dann fiel sie nach hinten und verschwand im Gedränge aus infiziertem Fleisch.
Ein paar Sekunden später folgte die Detonation. Es war nichts zu hören, man sah nur einen plötzlichen roten Regenguss, nachdem die Explosion alles auseinandergerissen hatte. In der roten Flut war nichts von Becks zu erkennen, und doch war alles von Becks in diesem Rot. Ich ließ mich von George von den Flammen wegzerren, die den Korridor zu verzehren begannen. Sie brachte mich zu der Autokolonne, die in der Mitte der Garage auf uns wartete. Alaric stand neben dem ersten Wagen. Er weinte, stumm, aber unaufhörlich, und starrte auf die Flammen, die jetzt zwischen den roten Schlieren auf dem Glas hindurchschienen. Der Gang brannte. Je nachdem, wie viele Sicherheitsmechanismen ausgeschaltet worden waren, bevor die Zombies freigelassen worden waren, würde vielleicht das ganze Gebäude abbrennen.
Ich legte Alaric eine Hand auf die Schulter. »Sie hat die Nachricht rausgeschickt«, sagte ich.
Er nickte. »Ich weiß.«
»Gut.«
Niemand wusste mehr zu sagen. Wir stiegen in die wartenden Autos, zogen die Türen zu und fuhren in die Dunkelheit.
Ich sollte jetzt etwas Schwammiges und Nichtssagendes schreiben wie »Mit großem Bedauern« oder »Leider müssen wir euch mitteilen«. Das macht man in solchen Situationen. Die Sache ist jedoch die: Becks war alles andere als nichtssagend. Sie war einer der effizientesten Menschen, die ich kenne. Und das meine ich nicht negativ.
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