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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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dieser Frau zu entschlüsseln. Was veranlasst Sie zu der Annahme, ich könnte den Code knacken? Ich bin Reporter, kein Hacker.«
    Nandini kehrte zurück und hielt Sanjukta an ihrer Brust. Sie warf mir einen finsteren Blick zu und fragte: »Wer ist das?«
    »Mal wieder ein Reporter. Ich wimmele ihn ab.«
    »Lass mich das machen.«
    »Ich bin mir noch nicht sicher, ob er das verdient hat.« Ich konzentrierte mich wieder auf das Telefongespräch. »Meine Frau reißt mir gleich das Telefon aus der Hand. Sie sollten besser auflegen und diese Nummer nie wieder wählen, oder ich lasse sie wegen Belästigung anzeigen. Erstaunlicherweise interessiert sich Ihre Regierung sehr für meine Beschwerden.«
    Emily Ryman hatte den Platz an der Seite ihres Gatten wieder eingenommen, während Bilder ihres Klons, der während des Anschlags auf das Weiße Haus getötet wurde, um die Welt gegangen waren. Man hatte Präsident Ryman wegen Missbrauchs des öffentlichen Vertrauens für schuldig befunden. Nicht aber wegen Verrats. Denn er war erpresst worden, hatte um das Leben seiner Familie fürchten müssen und hatte eine Gruppe von Verrätern innerhalb seiner Regierung aufgedeckt. Er entging nur knapp dem Schicksal, als Held gefeiert zu werden.
    Die Berichte von Shaun und Georgia hatten daran großen Anteil, und als die beiden verschwunden waren, hatte Präsident Ryman seine Dankbarkeit auf die Website übertragen. Es hatte sich schon manches Mal als nützlich erwiesen, dass der Präsident der Vereinigten Staaten sich in meiner Schuld fühlte. So auch jetzt.
    »Mr. Gowda, bitte. Die Menschen haben ein Recht, dies zu erfahren.«
    »Die Menschen wissen schon alles, worauf sie ein Recht haben, Mr. Rogers. Ich lege jetzt auf.« Die Leute wussten noch nicht, dass es kein Heilmittel gab. Eines Tages würden sie es erfahren, eines Tages würden wir Indien wieder zurückerobern und viele weitere Teile der Welt. Aber jetzt noch nicht. Die Welt war noch nicht bereit. Zu viele Schüsse wären unabgefeuert geblieben, zu viele Menschen wären in der blinden Hoffnung gestorben, dass ihre Liebsten unter den Geretteten sein würden. Es hatte zwanzig Jahre gedauert, bis wir uns vom ersten Erwachen erholt hatten. Vielleicht würden wir noch einmal zwanzig Jahre brauchen, um uns vom zweiten Erwachen zu erholen.
    »Mr. Gowda …«
    Ich unterbrach seinen Protest, indem ich auflegte, stand auf und warf das Handy aufs Bett. »Es tut mir leid. Ich nehme sie. Ruh du dich aus.«
    »Ich hasse es, dass diese Leute hier anrufen«, beklagte sie sich und gab mir Sanjukta auf den Arm.
    Ich drückte meine Tochter an mich und lächelte auf ihr schläfriges Gesicht hinab. Ihre dunklen Augen waren schon fast wieder zugefallen. Dann sah ich auf und sagte: »Ich hasse es auch. Irgendwann werden sie damit aufhören.«
    Nandini schnaubte ungläubig, ging wieder ins Bett und drehte sich zur Wand. Innerhalb von Minuten wurde ihr Atem wieder ruhig und gleichmäßig, ein Zeichen, dass sie eingeschlafen war.
    Sanjukta war weniger entgegenkommend. Ich verließ das Schlafzimmer und ging im Wohnzimmer langsam im Kreis, während ich darauf wartete, dass sie die Augen schloss. »Willst du eine Geschichte hören, meine Kleine? Sie handelt von ein paar sehr tapferen Leuten und davon, wie sie versucht haben, die Welt zu verändern.«
    Ich hatte den Journalisten nicht angelogen, als ich ihm sagte, dass ich nicht wusste, wo sich Shaun und Georgia – die zweite Georgia – aufhielten. Sie schickten ihre Blogbeiträge und Artikel über einen Relay-Server. Ihre äußerst seltenen Postkarten schickten sie auf ganz ähnliche Art. Nach allem, was ich wusste, waren sie irgendwo in der weiten Wildnis Kanadas und schlugen sich alleine durch. Vielleicht waren sie auch in die Staaten zurückgekehrt, um sich erneut Dr. Abbey anzuschließen – einige Briefe von Dr. Abbey hatten mich vermuten lassen, dass sie die beiden gesehen hatte, wenn auch vielleicht nur kurz –, aber ich bezweifelte, dass es sich um mehr als Besuche gehandelt hatte. Die Masons hatten in der Öffentlichkeit gelebt und waren in der Öffentlichkeit gestorben. Jetzt waren sie endlich frei davon, und sie lebten ganz für sich anstatt für alle anderen. Ich wollte ihnen das nicht nehmen.
    Vor allem nicht jetzt. Sie hatten den Zeitpunkt ihres Verschwindens klug gewählt, nämlich während die Welt noch wegen ihrer jüngsten Enthüllungen kopfgestanden hatte. Nicht lange danach hatten sich die Ereignisse überschlagen. Der neue Direktor

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