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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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Skandinavier sein. Während die Temperaturen in Deutschland rund um den Nullpunkt pendelten, hatte sich ein eisiges Russlandtief über den Norden gelegt. Stockholm etwa zählte achtzehn Grad unter null. Erst südlich der Alpen kletterte die Temperatur in den positiven Bereich. Im Kernkraftwerk Saint-Laurent waren die Notkühlsysteme fast oder ganz ausgefallen, so genau wusste das keiner. Bislang vor der Öffentlichkeit verborgen hatte die Internationale Atomenergie-Organisation in Wien das Ereignis mittlerweile auf INES 2 hochgestuft. Es hieß, das Kraftwerk habe bereits radioaktiven Dampf ablassen müssen, um den Druck im Reaktor zu senken. Michelsen schob den Gedanken beiseite, dass bei Dieselmangel in ein paar Tagen zahlreichen Kraftwerken in ganz Europa diese Aussichten blühten. Ein Horrorszenario.
    Deutsche Betreiber hatten angegeben, dass ihre Anlagen für mindestens drei weitere Tage ausreichend versorgt seien. Um Ersatzdiesel würden sie sich derzeit kümmern. Bei Bedarf würden sie auf den Bund zukommen. Wie zuverlässig diese Angaben waren, konnte Michelsen nicht sagen. Die Verbindung zu den örtlichen Behörden war weiterhin lückenhaft.
    Auch die Punkte »Transport« und »Kommunikation« machten Michelsen keine Freude. Die Bahn kämpfte nach wie vor mit der Bergung liegen gebliebener Züge, manche wichtigen Strecken für Versorgungsfahrten waren immer noch nicht frei. Stellwerke und Weichen konnten nur händisch bedient werden. Personenverkehr hatte sie bis auf Weiteres eingestellt. Selbst in den Strominseln kam es zu zahlreichen Ausfällen und langen Verspätungen. Außerdem störte Michelsen die Tatsache, dass die Bevölkerung noch immer nicht über den Angriff auf die Stromsysteme informiert worden war. Bislang hatte man das Geheimnis gut hüten können, doch früher oder später würde die Bombe platzen.
    Einen Lichtblick bildete die öffentliche Ordnung. Trotz der grauenhaften Zustände waren ihnen keine schweren Zwischenfälle gemeldet worden. Große Plünderungen oder massiv angestiegene Kriminalität blieben bislang aus. Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass über die rudimentären Kommunikationsnetze längst nicht alle Informationen zu ihnen gelangten. Bei »Information« hatte sie vermerken müssen, dass Behörden und Hilfsdienste in rund vierzig Prozent des Bundesgebiets nicht, kaum oder nur mangelhaft untereinander und mit dem Krisenzentrum des Bundes kommunizieren konnten.
    Verhältnismäßig gut funktionierte die Geldversorgung. Was wenig half, da fast alle Geschäfte geschlossen blieben. Michelsen befürchtete die Entstehung von Schwarzmärkten. Sie würden das Vertrauen in die offiziellen Stellen zusätzlich untergraben.
    »Verdammt«, hörte sie Torhüsen aus dem Gesundheitsministerium neben sich fluchen. Sie sah, wie er sich aufrichtete und auf die Leiste mit den Bildschirmen starrte, über die einige der noch funktionierenden TV -Sender flimmerten. Erst jetzt bemerkte sie, dass auch die meisten anderen im Raum ihre Tätigkeiten unterbrochen hatten. Im Raum war es deutlich leiser geworden. Jemand drehte den Ton lauter.
    »Da schau«, sagte Torhüsen, »auf CNN .«
    Der Monitor zeigte eine junge Frau mit brünetten Haaren, die in die Kamera sprach. Die Einblendung stellte sie als Lauren Shannon, Den Haag, vor.
    Im Tickerband am unteren Bildrand lief der immer gleiche Satz vorbei:
    Europaweite Stromausfälle – Terrorangriff vermutet. Italien und Schweden bestätigen Manipulation ihrer Stromnetze.
    Michelsen spürte, wie etwas in ihr brach. Jetzt erfuhren die Menschen die Ursache der Misere zuerst von einem Fernsehsender statt von den Behörden oder vom Bundeskanzler. Damit hatten die öffentlichen Stellen eine gewichtige Portion Vertrauen eingebüßt. Hoffentlich rächte sich das nicht in den kommenden Tagen.
    »Zum Glück kann kaum noch jemand seinen Fernseher einschalten«, flüsterte Torhüsen.
    »Diese Nachricht erfährt trotzdem jeder Mensch in diesem Land noch vor Mitternacht«, erwiderte Michelsen, ohne ihren Blick von den Bildern zu lösen. »Da kannst du sicher sein. Und ich will gar nicht wissen, was die stille Post daraus macht, bis sie bei der Mehrheit angekommen ist.«
    Jetzt fehlte bloß noch die Berichterstattung über das havarierte französische Kernkraftwerk, dachte sie.
    Düsseldorf
    Der Bedienstete brachte Wickley zu Siegmund von Balsdorff, dessen Haus nach wie vor warm und hell war.
    »Alter Freund«, begrüßte er Wickley mit ausgebreiteten Armen. »Welch

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