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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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liefern!«
    »Wir brauchen Ersatzteile und Diesel«, entgegnete Lueck. »Weder die einen noch den anderen bekommen wir momentan.«
    »Dann besorgen Sie mobile Notstromgeräte!«
    »Die werden ebenso wie die Tanklaster woanders gebraucht.«
    »Wer, bitte schön, soll wichtiger sein als eines der größten Unternehmen der Region?«
    »Krankenhäuser, Notquartiere, Rettungsdienste, Technisches Hilfswerk …«, wandte Lueck mit provozierender Ruhe ein.
    Wickley hasste Lueck dafür, dass er ihn gegen eine Wand von Argumenten laufen ließ, gegen die er nichts einwenden konnte. Aber im Augenblick war er auf den Mann angewiesen. Sobald das alles vorbei war, würde er sich den Typ vorknöpfen. »Sagen Sie den Behörden, dass wir unsere Mitarbeiter nach Hause schicken müssen.«
    »Ein Viertel der Leute ist heute ohnehin nicht erschienen«, teilte Lueck ihm ungerührt mit. »Sie haben kein Benzin, und die öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren nicht.«
    Wickley überlegte kurz, dann sagte er, zu allen gewandt: »Heute wird das nichts mehr. Wir machen morgen weiter. Sagen wir vierzehn Uhr. Und Sie«, er wandte sich an Lueck, »sorgen dafür, dass hier morgen früh alles wieder läuft. Sonst sorgen Sie zukünftig bei Talaefer für gar nichts mehr.«
    Berlin
    Michelsen trank den fünfzehnten Kaffee an diesem Tag. Wie schon in den Nächten davor hatte sie auch in der letzten so gut wie nicht geschlafen. Seit der Bundeskanzler am Vorabend den Katastrophenfall erklärt hatte, kam sie kaum zum Essen. In der Einsatzzentrale drängten sich die Menschen, nachdem sie die Mannschaft deutlich erweitert hatten. Sie mussten alle rekrutieren, die sie erwischen konnten. Einige Mitarbeiter waren nicht mehr erschienen.
    Michelsen telefonierte die meiste Zeit mit Verantwortlichen von Hilfsdiensten. Die Luft fühlte sich an wie feuchter Brei. In dem Stimmengewirr konnte Michelsen kaum ihre eigenen Worte verstehen. Das Technische Hilfswerk und die Bundeswehr hatten mit der Einrichtung von Notunterkünften begonnen. In allen deutschen Großstädten rüsteten sie Turnhallen, Veranstaltungszentren und andere geeignete Örtlichkeiten mit Matratzen, Feldbetten, Decken, mobilen Sanitäranlagen, medizinischer Grundversorgung und Lebensmitteln aus. Das konnte sie in ihrer Liste unter dem Punkt »Unterkunft« als positiv notieren.
    In den betroffenen Gebieten war die Polizei mit Lautsprecherwagen unterwegs und forderte die Menschen auf, zu den Lagern zu kommen. Familien mit Kindern, Kranke und Alte genossen Vorrang. Vor allem die zweite und dritte Gruppe mussten die Beamten jedoch erst einmal finden. Viele alleinstehende Alte hörten die Lautsprecherwagen nicht. Oder sie waren zu schwach, ihre Wohnungen zu verlassen, erst recht nach zwei Tagen der Kälte, vielleicht ohne Nahrung und Wasser, ohne Fahrstühle. Wer keine Verwandten oder Nachbarn hatte, die sich kümmerten, war darauf angewiesen, dass Polizisten, die von Tür zu Tür gingen, sie fanden und ihnen erklärten, was sie tun sollten, oder einen der Rettungsdienste für einen Transport verständigten.
    Zur gleichen Zeit installierte das Technische Hilfswerk im gesamten Bundesgebiet Notstromaggregate für neuralgische Einrichtungen wie lokale Behörden, große Arztpraxen, Landwirtschaftsbetriebe, doch sie hatten viel zu wenige davon, auch nur für die wichtigsten. Minuspunkte auf ihrer Liste bei »medizinische Versorgung« und »andere Infrastrukturen«. Die Brennstoffvorräte des Bundes wurden verteilt, viele Krankenhäuser standen bereits kurz davor, den Betrieb einstellen zu müssen, weil die Dieselvorräte für ihre Ersatzsysteme verbraucht waren.
    Mit über fünfundzwanzig Millionen Tonnen strategischer Ölreserve lagerte die Bundesregierung ausreichend Rohöl und Erdölprodukte, um den deutschen Ölbedarf für etwa neunzig Tage zu decken. Während das Rohöl sich überwiegend in aufgelassenen Salzstöcken Niedersachsens befand, warteten die Fertigprodukte über das Bundesgebiet verteilt in überirdischen Tanks. Das bot den Vorteil, dass die Tanklastwagen die Schwerkraft zum Befüllen nutzen konnten, statt auf Pumpen angewiesen zu sein. Ihr Problem in den kommenden Tagen würde weniger die Menge des verfügbaren Treibstoffs sein als die Mittel – Tankwagen und Fahrer –, diesen auch rechtzeitig dort hinzubringen, wo er benötigt wurde.
    Auch unter »International« hatte Michelsen wenig Erfreuliches festzuhalten. Im übrigen Europa ging es nicht anders zu. Noch schlimmer musste es für die

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