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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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nicht nur Vertriebs- und Technikvorstand, Entwicklungschef und Leiter der Konzernkommunikation gebeten, sondern weitere Führungskräfte. Vier Mitglieder der Kommunikationsagentur waren ebenfalls anwesend. Für diesen Montagnachmittag hatten sie einen Termin vereinbart. Absagen war wegen der fehlenden Telefon- und Internetverbindungen nicht möglich gewesen. Deshalb hatten sich die vier aus Düsseldorf nach Ratingen bemüht.
    »Außerdem werden die Konsumenten ganz schnell anfangen zu rechnen und dahinterkommen: Die Tarifunterschiede während des Tages sind so gering, dass es sich nicht auszahlt, seinen Lebensrhythmus davon bestimmen zu lassen. Ganz schnell werden sie beschließen: Wegen der fünf Euro Ersparnis pro Jahr tu ich mir das nicht an. Wir kennen das jetzt auch: Jeder weiß mittlerweile, dass der Stand-by-Betrieb von Fernsehern, Computern, Hi-Fi-Anlagen und anderen Geräten Strom frisst und Geld kostet. Von mehreren Dutzend Euro pro Haushalt pro Jahr ist die Rede. Und? Schalten die Leute deshalb aus? Nein. Die Bequemlichkeit siegt. Aber eigentlich ist das nur ein kleines Schlachtfeld im Gesamtkriegsschauplatz: individuelles Energiemanagement. Mit der großen neuen Freiheit will man den Konsumenten den Umstieg auf die neuen Technologien schmackhaft machen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Der Strom kommt aus der Steckdose. Seit Generationen. Darüber denken die Menschen nicht einmal nach. Sie erwarten es. Und sind glücklich darüber. Den Kopf zerbrechen müssen sie sich schon über genug andere Probleme: Wie bekomme ich meine Kinder morgens rechtzeitig in die Schule und schaffe es pünktlich zur Arbeit? Wer holt die Kinder nachmittags ab, geht mit ihnen zum Arzt, während mein Arbeitgeber von mir noch ein paar unbezahlte Überstunden verlangt? Wann gehe ich einkaufen, kümmere mich um die gebrechlicher werdenden Eltern, wie sorge ich für meine Rente vor, wie bezahle ich meine Kredite, ganz zu schweigen von allen Schwierigkeiten am Arbeitsplatz? Heutzutage einen ganz normalen Familienalltag zu managen erfordert Fähigkeiten, von denen sich viele unserer Vorstandskollegen eine Scheibe abschneiden könnten. Nur dass man dafür nicht so exorbitant bezahlt wird wie wir. Und die Senioren? Können nicht einmal ihr Handy oder ihren Computer ordentlich bedienen. Diesen Leuten will man jetzt auch noch zumuten, ihren Stromverbrauch per Mobiltelefon oder Computer aktiv zu managen? Wissen Sie, was ich an deren Stelle antworten würde? Sie können mich – na, Sie wissen schon. So etwas finden nur ein paar technikverliebte Ingenieure toll. Für den Rest der Menschheit ist das ein Albtraum!«
    Den Umstand, dass die Smart Meter großartige Überwachungsinstrumente abgeben und zu wunderbaren Datensammlern werden konnten, weshalb Datenschützer schon Bedenken angemeldet hatten, sprach er lieber gar nicht an. Er stützte sich auf den Tisch ab, blickte in die Runde.
    »Wir verlangen von den Menschen nicht weniger als einen Paradigmenwechsel. Der muss zuerst in den Köpfen stattfinden. Sonst wird die Energierevolution scheitern. Und mit ihr unsere Gewinnmöglichkeiten am Markt. Kein Mensch versteht heute, warum er sich plötzlich Arbeit mit etwas machen soll, was bis jetzt problemlos aus der Wand kam – und warum sie oder er dafür auch noch mehr bezahlen soll! Weder die Energieindustrie noch die Behörden haben bislang wirklich attraktive Argumente dafür. Und vielleicht ist es auch das falsche Konzept. Ich glaube, wir müssen unseren potenziellen Kunden in der Industrie mehr anbieten als nur Produkte. Sie brauchen die geeigneten Verkaufsargumente für die Konsumenten gleich dazu. Und zwar bessere, als wir sie heute hören und lesen. Das«, sagte er zu Hensbeck, »wird Ihre Aufgabe der nächsten Tage. Sie kennen unsere Produkte, sie kennen die Präsentationen. Schaffen Sie überzeugende Argumente, arbeiten Sie den wahren Nutzen für die Menschen heraus. Denn, glauben Sie mir, jene gern bemühte Freiheit der Wahl und des Selbstmanagements, die letztlich bei Warteschleifen und inkompetenten Beratern in Callcentern endet, die ist es nicht.«
    Hensbeck nickte. Was hätte er auch sagen sollen? Die Aufgabe war klar.
    Wickley wandte sich zu den Zeilen an der Wand um.
    »Und was diese Präsentationen betrifft …«
    Der Text verschwand. Im Raum war es so dunkel wie seit einer Stunde vor den Fenstern.
    »Was ist jetzt …?«
    Einer seiner Mitarbeiter nestelte an der Fernsteuerung für den Beamer. Ein anderer sprang auf und eilte zu den

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