BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
Belastung während der vergangenen Stunden kam. Umweltschutzorganisationen widersprechen und behaupten, im fünfzehn Kilometer entfernten Chambord, Standort des weltberühmten Loire-Schlosses, eine Belastung von einem Mikrosievert pro Stunde gemessen zu haben. Das entspräche dem zehnfachen des als unbedenklich geltenden Wertes.
+ Eilmeldung: Frankreich evakuiert Bevölkerung +
Das französische Innenministerium bestätigt, dass im Umkreis von fünf Kilometern rund um das Kraftwerk Saint-Laurent im Department Loire-et-Cher mit der Evakuierung der Bevölkerung begonnen wurde. Betroffen davon sind mehrere Dörfer und Kleinstädte beiderseits der Loire. Im Umkreis von dreißig Kilometern wurde die Bevölkerung aufgefordert, ihre Häuser weiterhin nicht zu verlassen. Davon betroffen sind unter anderem Städte wie Blois mit seinem weltberühmten Schloss und Vororte von Orléans. Weitere Evakuierungsmaßnahmen werden nicht ausgeschlossen.
»Mein Gott«, stöhnte Bollard. Nanteuil lag zwischen Blois und Saint-Laurent. Erneut griff er zum Telefon.
+ Bargeldabhebungen auf 100 Euro pro Tag beschränkt +
Nach dem gestrigen Ansturm auf die Banken in den meisten europäischen Ländern ruft die Europäische Zentralbank zur Ruhe auf. »Die Bargeldversorgung ist gesichert«, bekräftigte ihr Vorsitzender Jacques Tampère. Bis auf Weiteres wird die Abhebung jedoch auf hundert Euro pro Tag und Person beschränkt. Tampère dementierte, dass einige Banken vor dem Zusammenbruch stünden. »Wir müssen jetzt einen kühlen Kopf bewahren«, forderte er. Viele kleinere Bankfilialen, besonders auf dem Land, bleiben mittlerweile aber geschlossen, weil sie nicht mehr mit Bargeld und Treibstoff für die Notstromanlagen beliefert werden können. Tampère bestätigte, dass die EZB weitere einhundert Milliarden Euro für die Stützung der Märkte zur Verfügung stellte.
+ Radioaktive Wolke unterwegs nach Paris? +
Für Unruhe sorgen seit dem frühen Morgen Berichte, wonach eine Wolke mit radioaktiven Partikeln aus Saint-Laurent vom Wind Richtung Paris getrieben wird. Laut AKW -Betreiber EDF wurde gestern leicht radioaktiver Dampf aus dem Kernkraftwerk abgelassen, um den Druck im Reaktor zu reduzieren. Nach Angaben von EDF seien die Mengen jedoch nicht gesundheitsgefährdend gewesen. Der französische Wetterdienst bestätigt die Wetterlage, wonach derzeit der Wind von Süden weht – für Paris sieht der Wetterdienst keine Gefahr. Saint-Laurent liegt einhundertsechzig Kilometer südlich von Paris. Für den Fall, dass tatsächlich eine Wolke Paris erreichen sollte, wird empfohlen, in geschlossenen Räumen zu bleiben.
Es klopfte an Bollards Tür.
»Herein.«
Manzano trat ein.
»Haben Sie kurz Zeit?«
Bollard legte den Hörer zurück und bat ihn an den kleinen Besprechungstisch.
»Sie sehen blass aus«, bemerkte Manzano.
»Ich bekomme zu wenig Schlaf in den letzten Tagen.«
»Wer nicht«, seufzte Manzano. Er stellte den Laptop vor Bollard auf.
»Sie erinnern sich an die Daten der Softwarelieferanten für die Kraftwerke, die ich von Ihnen wollte?«
»Ja.«
»Ich glaube, ich habe da etwas entdeckt, woher die rätselhaften technischen Probleme bei den Kraftwerken kommen könnten. Deren Software ist ja erstens sehr spezifisch und zweitens sehr komplex, so komplex, dass ein breiter Angriff auf so viele Kraftwerke eigentlich viel zu aufwendig ist. Wo könnte ein Angreifer also ansetzen? Ich habe mir einfach überlegt, wo ich ansetzen würde, wenn ich genügend Vorbereitungszeit und Geld hätte. Als Angreifer brauche ich ein Einfallstor, das mir bei möglichst vielen potenziellen Opfern zur Verfügung steht. Also etwas, was bei möglichst vielen Kraftwerkssteuersystemen, trotz aller Unterschiede, gleich ist. Wenn man so denkt, kommt man recht schnell dahinter, dass das die SCADA -Systeme, die Softwaresysteme, die Kraftwerke verwenden, sind. Weil sie weltweit von nur wenigen Ausrüstern stammen. Diese SCADA -Hersteller entwickeln natürlich auch für jedes Kraftwerk spezifische Lösungen. Aber gewisse Softwareteile sind für viele gleich. Wenn es mir also gelingt, einige dieser Teile zu manipulieren, habe ich gewonnen.«
»Aber die SCADA s sind aufgrund ihrer Struktur extrem sicher«, warf Bollard ein. »Außerdem müsste man trotzdem jedes Kraftwerk separat infiltrieren und die jeweiligen Sicherheitsmaßnahmen durchbrechen. Das ist immer noch ein riesiger Aufwand.« Er zog die Augenbrauen zusammen. »Es sei denn …«
»… es handelt sich
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